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Demo auf zwei Rädern

von ruprecht
13. Juli 2015
in Startseite, Studentisches Leben
Lesedauer: 2 Minuten
0
Demo auf zwei Rädern

Für die Critical Mass gelten die selben Verkehrsregeln wie für ein einzelnes Auto. Bild: Dominik Waibel

Die Critical Mass fordert mehr Fahrradfreundlichkeit.

Es ist ein politisches Zeichen, aber es kommt eher still daher. Jeden letzten Freitag im Monat bildet sich in Heidelberg eine möglichst große, lose Gruppe an Fahrradfahrern, um auf die Belange des wohl beliebtesten (studentischen) Fortbewegungsmittels aufmerksam zu machen. Critical Mass nennt sich die Aktionsform, die in den USA der 1990er Jahre entstanden ist.

Ohne festgelegte Route fahren sie etwa eine Stunde kreuz und quer durch die Stadt. „Wir bringen ein wenig Chaos in die übliche Ordnung des Straßenverkehrs“, erzählt Dominic, der zum zweiten Mal an der Critical Mass Heidelberg teilnimmt. Zwar stellt die Idee eine eindeutige Botschaft dar, dennoch kommt sie ohne übertriebene ideologische Aufladung aus.

Ob Aktivist oder doch eher Liebhaber von Fahrradgangs – mitfahren kann jeder. In Heidelberg treffen sich Interessierte seit vergangenem Herbst regelmäßig. Treffpunkt ist jeweils um 18 Uhr der Universitätsplatz.

Nach Paragraf 27 der Straßenverkehrsordnung entspricht eine Gruppe von mindestens 15 Fahrrädern einem geschlossenen Verband, für den die gleichen Verkehrsregeln gelten wie für ein einzelnes Fahrzeug. Konkreter bedeutet dies etwa, dass alle Beteilig-ten eine Ampel überqueren dürfen, auch wenn sie zwischenzeitlich auf Rot gesprungen ist.

Deutschlandweit findet in über 30 Städten regelmäßig eine Critical Mass statt. In österreichischen Städten gibt es regelmäßig sogar Naked Bike Rides: Es darf bei der Critical Mass so viel nackte Haut wie möglich gezeigt werden.

Dass das ungeschriebene Gesetz der Priorisierung von Automobilbesitzern nicht die einzig umsetzbare Variante von Verkehrsführung darstellt, zeigen die Entwicklungen in Dänemark. In Kopenhagen genießen Fahrradfahrer Vorrang im Straßenverkehr: Es gibt mehrspurige Fahrradwege, Fahrradschnellwege für den Pendlerverkehr aus dem Umland und demnächst eine Grüne Welle, die an die Geschwindigkeit von Radfahrern angepasst ist. Andernorts setzte sich dafür schon der Begriff „kopenhagenisieren“ durch.

Anders als in Städten wie Hamburg, wo im vergangenen Mai mehrere Tausend Radfahrer eine kritische Masse bildeten, fällt die Beteiligung in Heidelberg bisher mit 30 bis 40 Teilnehmern eher spärlich aus. Aber vielleicht könnte eine Critical Mass nach österreichischem Vorbild demnächst mehr Heidelberger auf die Räder locken und die Stadt kopenhagenisieren?

Von Margarete Over

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