Die Zukunft des UniKinos steht derzeit in den Sternen. Um fortbestehen zu können, ist das Team auf der Suche nach neuen Mitgliedern
“Es war sofort Liebe auf den ersten Blick.” Ein Satz, der auf der Leinwand des Öfteren fällt, und der auch Julia Andersens Erfahrungen mit dem UniKino Heidelberg zusammenfasst. Sie und Siv-Ann Husmann sind zwei von acht Studierenden, die während des Semesters wöchentliche Filmvorführungen in der Neuen Uni organisieren. Jeden Mittwoch um 19 Uhr flimmerten so aktuelle Streifen anstelle der üblichen Powerpoints der Dozierenden über die Projektionsflächen im Hörsaal 13. „Es ist einfach ein schönes kollektives Ereignis, wenn man zu sechzig gleichzeitig lacht, gleichzeitig weint“, beschreibt Siv-Ann die Atmosphäre. Julia fügt hinzu, dass sie inzwischen kaum noch in die großen Kinos geht, „weil es fünfzehn, zwanzig Euro kostet, das kann sich einfach keiner leisten.“ Der Eintrittspreis im Unikino von geldbeutelschonenden zwei Euro und die Möglichkeit sich über Filme auszutauschen, müssten eigentlich viele zu den Veranstaltungen locken, vielleicht sogar dazu motivieren, Teil des Teams zu werden, möchte man meinen. Jedoch steht die achtköpfige Gruppe vor großen Problemen, Nachfolger zu finden. Im nächsten Semester wird ein Großteil von ihnen ihr Examen schreiben, ins Ausland gehen oder das Studium beenden. Siv-Ann und Julia bedauern das drohende Ende der Veranstaltung und berichten von vergangenen Erlebnissen und noch geplanten Zukunftsvisionen. So gab es in neun Jahren des Bestehens beispielsweise ein Freiluftkino im Innenhof der Neuen Uni, auch könnte man sich vorstellen, einen Hörsaal über Nacht zu mieten, um darin eine „Harry Potter-Night“ zu veranstalten. Zwar gilt es dafür ein paar bürokratische Hürden seitens der Universität zu bewältigen, doch möglich wäre es. „Dafür braucht man Leute die wirklich Bock darauf haben, auch mal ein bisschen zu diskutieren,“ betont Julia. Raum für Meinungsaustausch und Dialoge sind beim UniKino gegeben, erzählt sie weiter. So hat die Anglistikstudentin schon vor Filmen, die sie besonders begeisterten, kleine Vorträge gehalten, beispielsweise über den Bechdel-Test oder das Phänomen des „Manic Pixie Dream Girl“. Auch während des Treffens, in dem das Team das Programm für das nächste Semester bei Pizza und Popcorn auswählt, wird die Begeisterung der Mitglieder für Film und Kino deutlich, wenn sie über die beste Auswahl streiten und beratschlagen. In Zeiten von Netflix sind sich die beiden trotzdem einig, dass dieses Gemeinschaftserlebnis einen Abend alleine vor dem Laptop um Einiges übertrifft.
In Heidelberg gibt es mit den Filmkunsttheatern Gloria und Gloriette und dem Studentischen Filmclub eine kleine cineastische Szene, von der das Unikino seit beinahe einem Jahrzehnt Bestandteil ist. Auch wurden Traditionen wie die stets gut besuchte Feuerzangenbowle kurz vor Weihnachten fest etabliert. Insbesondere bietet es eine Möglichkeit, für wenig Geld oskarprämierte Filme und Blockbuster auf der großen Leinwand zu sehen. Es wäre ein Verlust, wenn diese Form des studentisch organisierten und unabhängigen Kinos wegfallen würde.
Von Nele Bianga
[box type=”shadow” ]Das UniKino organisiert am Mittwoch den 25.07. um 19.00 Uhr im Marstall ein offenes Treffen für alle Interessierten. [/box]