Jobbörsen-Apps auf dem Vormarsch: Wie sinnvoll ist die Applikation truffls für Studierende?
[dropcap]G[/dropcap]erade jetzt, in der Vorweihnachtszeit, in der der Durchschnittsstudent wohl einige Euros mehr ausgibt, als im Rest des Jahres, ist ein Nebenjob manchmal die einzige Möglichkeit, Geschenke für die Liebsten zu finanzieren und gleichzeitig selbst nicht zu verelenden. Doch eine Jobsuche ist anstrengend und kostet viel Mühe und Zeit: Ein Problem, das immer mehr Menschen umgehen, indem sie auf sogenannten Jobbörsen-Apps nach der richtigen Stelle suchen.
Ähnlich wie bei Tinder wird bei manchen dieser Apps je nach Belieben und Attraktivität der vorgeschlagenen Stelle nach links oder rechts geswiped. Die App truffls ist der Marktführer, wenn es darum geht, mit dem Smartphone einen Job zu finden und dabei wesentlich Zeit zu sparen. „Das Schreiben ellenlanger Bewerbungen fällt mit dieser Methode komplett raus“, bekräftigt die Marketing- Managerin des relativ jungen Unternehmens, Sabrina Stöwer.
Zwar wurde truffls bereits Ende 2013 gegründet, doch ist das Team hinter der App auf dem Vormarsch: Mit mehr als 200 000 Downloads wird das Tindern durch die aktuellsten Jobangebote immer beliebter, sowohl bei Unternehmen wie Nestle und Volkswagen, als auch bei den Arbeitssuchenden. Die Zielgruppe von truffls sind größtenteils Leute mit Hochschulabschluss oder einer abgeschlossenen Ausbildung und bereits gesammelter Berufserfahrung. Trotzdem ist auch für Studierende etwas dabei, die zufällig keine drei Jahre berufliche Praxis, zwei Ausbildungen und drei Doktortitel haben. „Zurzeit gibt es über truffls im Großraum Heidelberg mehrere hundert Vakanzen im Bereich Studenten- und Teilzeitjobs. Zum Beispiel wird aktuell nach einem studentischen Mitarbeiter (m /w) im Bereich Analytics & Insights und nach einer Aushilfe im Verkauf (m/w) gesucht“, meint Stöwer.
Viele Studierende, so sagt sie, würden truffls aber auch nutzen, um nach ihrem Studium an ein heißbegehrtes Traineeship zu kommen, ein ein- bis zweijähriges Nachwuchsförderprogramm für die Ausbildung von späteren Fachkräften. Auf diese Weise ist truffls nicht nur Jobvermittler, sondern verhilft mit etwas Glück auch zum richtigen Praktikum. Die Handhabung der App ist überraschend simpel: Nach dem Herunterladen werden zunächst einige Grundlagen geklärt. Man wählt bis zu drei Berufsfelder aus, in denen man eine Anstellung anstrebt, gibt an, in welchem Bezirk man arbeiten möchte und unterscheidet zwischen Vollzeit- oder Teilzeitstellen oder einem Studentenjob. Danach verbindet man truffls mit seinem Xing- oder LinkedIn-Profil und ist eigentlich schon startklar. Wie bei Tinder kann jetzt bei Interesse an der durch einen Algorithmus gefilterten Stelle nach rechts, bei Ungefallen nach links geswiped werden. Besteht beidseitiges Interesse, bekommt der Bewerber eine Benachrichtigung – ähnlich wie Tinders „It‘s a Match!“- und kann jetzt über einen in der App integrierten Messenger mit dem Unternehmen Kontakt aufnehmen. Wie viele Jobs durch truffls in den letzten Jahren erfolgreich vermittelt wurden, kann Stöwer jedoch nicht sagen. „Da wir bei der Vertragsunterschrift selten dabeisitzen, bekommen wir das natürlich nicht immer mit, es sei denn, wir finden eigene Mitarbeiter über truffls.“
Kritikpunkte sind die Verallgemeinerung der wählbaren Berufsfelder, die nicht jeden Beruf repräsentieren, sowie Probleme bei der Verbindung mit Xing und LinkedIn. Zusammenfassend klingt die Applikation vielversprechend und ist es sicher wert, ausprobiert zu werden. Ob eine App das klassische Bewerbungsverfahren wirklich komplett ersetzen kann, ist eine andere Frage. Es sei am Ende gesagt: Haben die wenigsten ihre große Liebe auf Tinder gefunden, so musste doch niemand alleine durch den Advent, wenn er nur genug geswiped hat. Wer wirklich einen Job sucht, der findet auch einen.
Von Julia Edelmann