Leserbrief zu „Abends ist es wie am Ballermann“ aus Ausgabe 153.
Die Aussagen des Heidelberger SPD-Stadtrats Mathias Michalski, dass die „Ballermann-Zustände“ in der Heidelberger Altstadt ein „Konstrukt einer 2010 ausgestrahlten SWR-Dokumentation“ seien, haben mich veranlasst diesen Brief zu schreiben. Aus eigener Erfahrung weiß ich dass dies weder ein Konstrukt noch eine Erfindung ist, weil ich selbst von 2009 bis 2012 in der Altstadt gewohnt habe. Es hat nichts mit einem Konstrukt zu tun, dass ich speziell in den Frühjahrs- und Sommermonaten nachts kaum einschlafen konnte. Ich hätte es, bevor ich dorthin gezogen bin nicht für möglich gehalten, zu welchen Lärmausbrüchen Menschen fähig sein können. Es hat nichts mit einem Konstrukt zu tun, dass ich speziell in den Frühjahrs- und Sommermonaten nachts kaum einschlafen konnte, weil auf der Straße ohne Rücksicht geschrien und gesungen wird – dass weder Polizei noch Ordnungsdienst es für nötig halten, etwas dagegen zu unternehmen, ist ein weiteres Problem, dass ich hier nicht weiter vertiefe. Man könnte mit einem gewissen Recht einräumen, dass ich selbst schuld bin, mitten in die Heidelberger Altstadt gezogen zu sein, wo doch alle Welt weiß, dass es dort viele Kneipen und ein aktives Nachtleben gibt. Der überbordende Lärm ist einer der Gründe, weshalb ich nach drei Jahren umgezogen bin und nun seit zweieinhalb Jahren nicht mehr in Heidelberg wohne.
Die Aussage von Herrn Michalski muss jedem Altstadtbewohner, der dem nächtlichen Geschrei ausgesetzt ist, wie Hohn vorkommen, da er sich nun gleichsam als Lügner abgestempelt sieht. In aller Deutlichkeit: Das unkontrollierte Gekreische und Gesinge, das sich in großer Regelmäßigkeit aufs Neue wiederholt, sind nichts Fiktives, sondern leider real. Möglicherweise ändert sich der Zustand tatsächlich, wenn die Öffnungszeiten verlängert werden, wie Herr Michalski meint, auch wenn ich das nicht glaube. Es ist jedoch nicht hinnehmbar, dass der Lärmzustand als Konstrukt heruntergespielt wird. Von Urinieren oder Erbrochenem spreche ich ja nicht einmal – auch das ist Heidelberger Alltag. Es rächt sich meistens, wenn man sich beim Verfolgen politischer Ziele der Unwahrheit bedient.
Sebastian Barth, Ladenburg
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