Das 16. Kabarett- und Comedyfestival „Carambolage“ lädt derzeit Comedians und Kabarettisten aus ganz Deutschland in den Heidelberger Karlstorbahnhof. Unter ihnen das Lehrerkind Bastian Bielendorfer.
Diese Form der Unterhaltung verfolgen die meisten Deutschen wohl eher vor dem Fernseher in den eigenen vier Wänden. Welche Menschen – und vor allem welche Studierenden – lassen sich noch live und für Geld zum Lachen bringen? Dieses Dilemma löste der Karlstorbahnhof geschickt, indem er aus den Telemedien bekannte Größen wie Willy Nachdenklich, Christian Ehring oder Bastian Bielendorfer präsentiert. Letzterer berichtet in seinem Programm „Das Leben ist kein Pausenhof“ aus seinem lustigen Leben als Lehrerkind. Bekannt geworden ist er durch die Quizsendung „Wer Wird Millionär“.
Zu Beginn seines Auftritts am 25. Januar im Karlstorbahnhof erzählte Bielendorfer: „Bei der 8 000 Euro Frage: Was wurde in der Renaissance wiedergeboren? habe ich kühn mit Barock geantwortet, ohne mir die Auswahlmöglichkeiten anzuschauen, was Günther Jauch mir als falsch zu verstehen gab. Daraufhin setzte ich den Telefonjoker ein und rief meinen Vadder an.“ Dieser hob aber erst beim zweiten Mal ab, kritisierte seinen Sohn, warum er bereits bei 8 000 Euro den Telefonjoker benötige, und antwortete auf Günther Jauchs Nachfrage, ob er Ihn mit dem Anruf störe mit „Ja, ein wenig.“ Dann beantwortete er einsilbig die im Raum stehende Quizfrage und legte sofort auf, ohne die noch verbleibende halbe Minute mit einem an dieser Stelle üblichen Gespräch zu füllen. Anschließend schilderte Bielendorfer seine Situation als Lehrerkind der Stufe drei: die Mutter war seine Grundschullehrerin, der Vater sein Gymnasiallehrer und der Onkel dortiger Schuldirektor.
„Wenn ich aus der Schule nach Hause kam und meinem Vadder beichtete: „ich habe eine Fünf in Mathe“, dann antworte er nur: „ich weiß!“. “
Im Fernsehe informierte Bastian Bielendorfer, auf dem Schreibtisch bereits einen fertigen Roman über das Aufwachsen als Lehrerkind liegen zu haben. Dies führte dazu, dass ein paar Tage nach Ausstrahlung der Sendung der Piper-Verlag anrief und die Veröffentlichung des Werks anbot. Mit diesem sowie zwei weiteren Büchern tourt Bastian seit mittlerweile sechs Jahren durch Deutschland und teilt mit seinem Publikum, in welcher Hinsicht das Leben nicht immer leicht, also kein Pausenhof ist. Am vergangene Donnerstag nannte er als Beispiele, wenn man als Jugendlicher wie ein „Pommesbomber“ aussah und bei den Bundesjugendspielen die Teilnehmerurkunde nur für das Meistern des aufrechten Gangs verliehen bekam. Oder wenn der eigene Vater bei der romantischen Trauzeugung auf einem Leuchtturm das Heinrich von Kleist Zitat der Standesbeamtin mit den Worten kommentiert: „ Kleist? Wie unpassend. Der war unglücklich verheiratet und hat sich umgebracht.“ Das aus Studierenden, Mitvierzigern und Rentnern bunt gemischte Publikum reagierte mit schallendem Lachen und herzlichen Mitleidsbekundungen.
Bastian Bielendorfer litt besonders bei Urlaubsreisen unter der Lehrereigenschaft seiner Eltern. Und der Einfluss ist mit dem Eintritt ins selbständige Erwachsenenleben nicht abgeebbt. So sieht er sich häufig mit seinem Neffen Ludger, Sohn eines Walddorflehrerpaars, konfrontiert und versucht vergeblich, in dessen Augen beliebter zu werden. Am Ende des Tages ist der studierte Psychologe jedoch voll Frohsinn, als Lehrerkind aufgewachsen zu sein und beteuerte dem Heidelberger Publikum seine wunderbare Freundschaft zum Vater. Diejenigen, die auf die Frage Bielendorfers, ob Pädagogen anwesend seine, bestätigend geantwortet hatten, sind in den Genuss eines humorvollen Abends gekommen. Nichtpädagogen übrigens auch – selbst wenn man unter 40 Jahre alt ist. Comedy ist also noch nicht tot und das Lachen in der Öffentlichkeit glücklicherweise noch möglich.
Von Bérenicé Burdack
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Lust auf das Carambolage-Festival? Diese Veranstaltungen kommen noch:
Di 30.01. / 20.00 Andreas Hofmeir Carambolage 2018 / Saal
Mi 31.01. / 20.00 AUSVERKAUTF – NightWash live Carambolage 2018 / Saal
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