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Zweite Nogida-Kundgebung auf dem Heidelberger Uniplatz

von ruprecht
30. Januar 2015
in Startseite
Lesedauer: 3 Minuten
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Zweite Nogida-Kundgebung auf dem Heidelberger Uniplatz

Demonstranten bei der Nogida-Kundgebung. Bild: Vicky Otto

500 Demonstranten und fünf Redner, darunter Oberbürgermeister Würzner, bekennen sich zu Solidarität und Offenheit gegenüber Ausländern.

Am Montagabend versammelten sich rund 500 Teilnehmer auf dem Heidelberger Universitätsplatz, um sich für mehr Toleranz, Offenheit und Solidarität gegenüber Ausländern und insbesondere Flüchtlingen starkzumachen. Es war die zweite Veranstaltung der Heidelberger Nogida-Gruppe, hinter deren Name der Slogan „Notleidende offenherzig in die Gesellschaft in Deutschland aufnehmen“ steht. Im Vergleich zur ersten Anti-Pegida-Demonstration am 12. Januar, die Zulauf von etwa 3000 Menschen gefunden hatte, kam diesmal zwar nur eine geringere Zahl Interessierter – dies mag sich aber durch den eisigen Schneeregen erklären lassen. Die Kundgebung war eine von bundesweit mehr als 20 ähnlichen Veranstaltungen am Montagabend, die in Reaktion auf die allwöchentlichen Pegida-Demonstrationen ausgerichtet wurden.

Das Format der zweiten Nogida-Veranstaltung unterschied sich von dem der ersten Demonstration: Während damals im Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate, welche wenige Tage zuvor die Weltöffentlichkeit erschüttert hatten, ein Trauermarsch abgehalten wurde, setzte die gestrige Kundgebung verstärkt auf eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen Pegida.
Insgesamt sprachen fünf Redner von dem durch bunte Scheinwerfer angestrahlten Podium zu den Menschen, die unter Regenschirmen den Witterungsbedingungen trotzten. Musik und gemeinsamer Gesang standen außerdem auf dem Programm.

Bild: Vicky Otto.
Bild: Vicky Otto.

Zunächst ergriff Jörg Schmidt-Rohr für die Veranstalter das Wort. Er hob hervor, wie wichtig es sei, dass die Menschen in Deutschland demonstrieren, dass sie die durch die Pegida-Bewegung repräsentierte Meinung nicht teilen. Schmidt-Rohr drückte seine Beunruhigung darüber aus, dass deutschlandweit Politiker und andere Teilnehmer des öffentlichen Diskurses die seiner Ansicht nach falschen Signale an in Deutschland lebende Ausländer senden. Konkret nahm er dabei auch Bezug auf die Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, der einer Aussage Merkels widersprochen und konstatiert hatte, für ihn gehöre der Islam nicht zu Deutschland.
Auch erwähnte Schmidt-Rohr die Verurteilung und Auspeitschung des saudischen Bloggers Raif Badawi als Beispiel für die Verfolgung Andersdenkender, die sich weltweit auf verschiedene Weisen äußere.

Als zweiter Sprecher ergriff der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner das Wort: Es sei ihm ein besonderes Bedürfnis, gemeinsam ein Zeichen zu setzen gegen Hass, Intoleranz und Ausgrenzung. In der Tradition des Heidelberger Philosophen Karl Jaspers gelte es, „Offenheit gegen sich selbst und andere“ zur Maxime zu erklären.

Anschließend wandte sich die evangelische Dekanin Marlene Schwöbel-Hug an die Menschen, gefolgt von Imam Ali Atlamaz von der Yavuz Sultan Selim Moschee in Rohrbach-Süd. Letzterer sprach auf Türkisch, wobei ein ihn begleitender Pressesprecher anschließend die Botschaft ins Deutsche übersetzte. Atlamaz betonte, dass es auch ein Gebot Allahs sei, alle Mitmenschen zu respektieren und zu achten, gleich welcher Religion sie angehören. Allerdings verachteten die Muslime jeden, der den Islam verachte – dies sei ihr gutes Recht. An dieser Stelle erklangen aus der Menge vereinzelte „Charlie“-Rufe.

Zuletzt sprach der Mannheimer Professor und Germanist Jochen Hörisch zu den Versammelten. Er beschrieb die sich in Deutschland seit mehreren Wochen verfestigende Pegida-Bewegung und analysierte deren Verhalten. Hörisch betonte dabei die Gefahr, die etwa vom Mitbegründer und ehemaligen Vorsitzenden des Vereins Pegida, Lutz Bachmann, ausginge. Dabei wies er auch auf das Paradox hin, dass gerade Bachmann, der Zuwanderung aufgrund einer angeblichen Kriminalität vieler Ausländern erschweren will, selbst mehrfach vorbestraft ist. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft Dresden wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gegen Bachmann, nachdem letzte Woche in den sozialen Medien einige ihn als Adolf Hitler darstellende Fotos aufgetaucht waren.

Ihren Abschluss fand die Kundgebung gegen 20 Uhr durch eine musikalische Abrundung. Die dritte und letzte Veranstaltung der Reihe soll am 9. Februar ebenfalls auf dem Universitätsplatz stattfinden.

von Vicky Otto 

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