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Judith Holofernes – Ein leichtes Schwert

von ruprecht
4. März 2014
in Feuilleton, Musik, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Judith Holofernes – Ein leichtes Schwert

Foto: Four Music

2 von 5 rupis: 

Wenn sich Künstler, die in einer Band bekannt geworden sind, an Soloprojekte wagen, birgt dies für die Musikerin sowohl Chancen als auch Risiken. Die Chance sich musikalisch und kreativ, unabhängig vom Konsens der Gruppe neu zu erfinden – und das Risiko sich selbst zu demontieren. Nun hat Judith Holofernes, Sängerin von Wir sind Helden, mit „Ein leichtes Schwert“ nach einer eher in Kennerkreisen bekannten EP im Jahr 1999 wieder ein Album unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Auf dem Cover reitet Holofernes auf einem mystischen Ungetüm, gejagt von einem schwertbewehrten Hundkrokodil. So weit so seltsam.

In dem Titelstück „Ein leichtes Schwert“ fordert Holofernes „Gib mir ein leichtes Schwert / für meine schwere Hand“. Dieses ist programmatisch für die Platte; leicht soll sie also sein. Folgerichtig mündet das Mutmachlied „Pechmarie“ dann auch in Gute-Laune-Schunkelakkordeon. Im Gegensatz dazu ist „Liebe Teil 2 – Jetzt erst recht“ ernsthafter und melodischer als die meisten Stücke, ein Lied das an gute alte Heldenzeiten erinnert. Zu den schwächsten Titeln gehören „Opossum“, dessen Kombination aus Klatschpercussion, Schweineorgel und gewollten Wortspielen einfach nur nervtötend ist. „Platz da“ ist nur durch mittelmäßig originelle Zeilen wie „Sagt, wer famos sagt / hörst du dick / wenn einer dünn sagt / hörst du Shit“ zu charakterisieren. Auch die Idee, Schriftsteller in den Liedtext einzubauen, ist nicht im engeren Sinne neu, wenn man auf „John Irving“ blickt. Die unfertig und einfallslos erscheinende Musik trägt außerdem nicht dazu bei, die Platte besser zu machen.

Es ist naturgemäß anspruchsvoll deutsch zu texten, da potentielle Banalitäten dem Hörer in der Muttersprache schneller auffallen und man in dieser Hinsicht gegen den englischen Mainstream schon eine gute Resistenz entwickelt hat. Also: Es müssen originelle, witzige Texte her, was Holofernes leider in arg bemühte Wortakrobatik umsetzt.

Judith Holofernes wirkt in diesem Album immer dann am besten, wenn sie wie in „Ein leichtes Schwert“ oder „Liebe Teil 2“ nach „Wir sind Helden“ klingt. Auf den Unterschied zwischen Solo und Band angesprochen, sagte Holofernes in einem Interview: „Dadurch, dass ich nur mir selbst verantwortlich bin, konnte ich sehr viel mehr aus der Hüfte schießen.“ Daran ist etwas Wahres, denn ihr fehlte die Band als Filter für ihre Ideen, der die guten verbessert und die schlechteren aussortiert. Anders als im Titel proklamiert, hätte weniger der kindlich-naiven Leichtigkeit und mehr Schwere und Ernsthaftigkeit dem Album gut getan. Aber Judith Holofernes war schon immer eine, die polarisiert, die man liebt oder hasst. Und das ist auch gut so.

Spielzeit: 46:15
Hören zum: Rumalbern
Klingt wie: Wir sind Helden
Anspieltipps: „Ein leichtes Schwert“, „Liebe Teil 2 – Jetzt erst recht“
Erscheinungsdatum: 7. Februar 2014

von Jonas Peisker

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