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Konservative im Wahlfrust

von ruprecht
15. Juli 2013
in Hochschule, Startseite
Lesedauer: 3 Minuten
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Konservative im Wahlfrust

Zu früh gefreut: Die Grundverordnung der Universität hat das RCDS-Schiff noch nachträglich zum Kentern gebracht. Foto: Johanna Mitzschke

Chaos bei den Gremienwahlen: Der RCDS verliert seinen jüngst errungenen Senatssitz. Auch die Fakultätsräte der Mathematik und Physik müssen neu gewählt werden

Noch vor wenigen Tagen hielt Dominik Koblitz die ersehnte Zusage in der Hand. Darauf das Dienstsiegel der Universität, die Richtigkeit der Angaben bestätigend. Endlich hatte es der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) geschafft: Mit 1654 Stimmen (18,1 Prozent) hatte er sich den ersten Senatssitz seit acht Jahren erkämpft. Doch die Freude währte nicht lang. Kaum eine Woche war vergangen, und es stand fest: Die Wahlergebnisse können nicht bestätigt werden, weil der Spitzenkandidat Koblitz Jura studiert. Der Senatssitz wird stattdessen an die zweite Listenkandidatin und Medizinstudentin Katerina Deike (Liberale Hochschulgruppe) vergeben.

Vor Koblitz hatten Anna Breu (Fachschaftskonferenz) und Ricarda Lang (Grüne Hochschulgruppe) den Einzug in den Senat erreicht. Beide Kandidatinnen studieren Jura, wie Koblitz. Als dritter Jurastudent ist Koblitz im Senat nicht mehr haltbar, das legt die Grundverordnung der Universität Heidelberg fest. Die Paragraphen zehn und 30 in der Grundordnung der Universität Heidelberg verordnen nämlich seit fünf Jahren, dass „höchstens je zwei Mitglieder aus einer Fakultät, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung oder einer zentralen Betriebseinrichtung der Universität stammen“ dürfen. Die Paragraphen sprechen Koblitz den Senatssitz wieder ab. Er wird frei für die zweite Kandidatin der Liste, welche der RCDS und die Liberale Hochschulgruppe (LHG) gemeinsam für einen „stärkeren Wahlkampf“ aufgestellt hatten.

„Die Regelung ist ärgerlich und erscheint unprofessionell, da damit über den Wählerwillen hinweg entschieden wird“, sagt der Spitzenkandidat. „Hätten wir früher davon gewusst, hätten wir vielleicht einen anderen Spitzenkandidaten aufgestellt“, meint er. Er hatte sich schon darauf gefreut, an der Arbeit im Senat mitzuwirken: Verwaltungsaufgaben, Interessenvertretung der Studenten und Schaffen von Transparenz zwischen Studenten und der Universität.

Auch Haffsa Badi, Spitzenkandidatin der Jungsozialisten (JuSos), ist überrascht. Über die Regelung in der Grundordnung ist nun die LHG in den Senat gekommen: „Die LHG war nie sehr präsent“, sagt sie, „ich denke aber, dass sich für den RCDS wenig ändern wird, weil er eng mit Katerina, der der Sitz im Senat zugesprochen wurde, zusammenarbeitet.“ Deshalb nimmt sie die Verordnung der Universität „humorvoll“ auf.

Enge Zusammenarbeit

Anstelle des RCDS hat also die LHG den Senatssitz neben der Vertreterin der Grünen Hochschulgruppe und den zwei Vertretern der Fachschaftskonferenz (FSK) eingenommen, welchen in den vorigen Jahren die JuSos inne hatten. Zum ersten Mal besetzen damit vier Studentinnen den Senat.

Badi erklärt, weshalb es die JuSos in diesem Wahlgang nicht in den Senat geschafft haben: „Der Wahlkampf lief für uns nicht gut, da wir personelle Engpässe hatten.“ So stimmten nur 1515 Studenten (16,6 Prozent) für die JuSos, „obwohl wir in Gesprächen mit den Studenten gemerkt haben, dass die Inhalte unseres Wahlkampfes gut angekommen sind“, sagt Badi.

Der RCDS hatte hingegen mit zwei Wahlständen und in Zusammenarbeit mit dem LHG intensiv für seine Listenkandidaten geworben. Alles lief gut, bis zur letzten Wahlminute verteilte der RCDS Wahlflyer im Wettlauf mit der FSK und den Grünen. Inzwischen sieht Koblitz der letzten Möglichkeit ins Auge, zumindest indirekt an den Sitzungen des Senates mitzuwirken. „Wir arbeiten eng mit der LHG zusammen“, so Koblitz. Das neuernannte Senatsmitglied Katerina Deike sagt: „Da ich noch von keiner offiziellen Seite darüber informiert wurde, dass der Sitz tatsächlich an mich geht, würde ich gerne davon absehen, schon jetzt Stellung zu nehmen, bis dieses Durcheinander geklärt ist.“

Müssen sich also nicht nur die Studenten, sondern auch der Universitätsapparat im Wählen üben? Diese Frage werfen auch die Wahlergebnisse der Fakultätsräte auf, die ins Wanken geraten sind: Auf Grund von Ungereimtheiten muss die Ratswahl an den Fakultäten der Mathematik und Physik neu gewählt werden. Die Ratslisten für die Wahlen der Fakultäten Physik und Mathematik sind wie üblich in einem Wahlraum verteilt worden. Marietta Fuhrmann-Koch, Pressesprecherin der Universität Heidelberg erklärt: „Irrtümlich wurden dabei einige der Wahllisten der Fakultäten Mathematik und Physik vertauscht.“ Die Wahl muss deshalb im Oktober wiederholt werden. Die Studenten haben damit zumindest die Chance, der geringen Wahlbeteiligung von nur 8,9 Prozent in diesem Durchgang den Kampf anzusagen.

von Johanna Mitzschke

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