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Exkursionspflicht? – Contra

von ruprecht
29. Januar 2019
in Pro-Contra
Lesedauer: 2 Minuten
0

Exkursionen sind Teil des Modulplans vieler Studiengänge. Doch Kritiker stellen den tatsächlichen Lernzuwachs in Frage und bemängeln den organisatorischen Aufwand. Sollten Exkursionen verpflichtender Bestandteil des Studiums bleiben?

Simon Runkel ist Vertretungsprofessor für Humangeographie am Geographischen Institut Heidelberg (Foto: privat)

Exkursionen sind methodische Lernformate, die in einer außeruniversitären Lernumgebung durchgeführt werden. In der Exkursionsdidaktik gelten als Lernziele Regionalkompetenz, räumliche Orientierung, methodische Erkenntnisgewinnung, Kommunikation, Umweltbewertung und Problemlösungskompetenz. Traditionell nehmen Exkursionen im Fach eine besondere Rolle ein. Die wissenschaftliche Disziplin entwickelte sich aus der Notwendigkeit, geographisches Wissen, welches auf Expeditionen gesammelt wurde, zu systematisieren. Der berühmte „geographische Blick“ schärft sich dadurch, dass die Geographie sich als Wissenschaft konturiert, die die Welt nicht nur aus dem Lehnstuhl erkundet, sondern in der Begegnung mit physisch-geographischen und sozial- und kulturgeographischen Erscheinungen Wissen produziert. Auch im digitalen Zeitalter sind Exkursionen das Herzstück der geographischen Ausbildung, da sie die verschiedenen Wissensbestände ganzheitlich integrieren können.

These 1: Exkursionen bedeuten vor allem Abwesenheit in anderen, regulären Veranstaltungen und der tatsächliche „Lerneffekt“ bleibt gering.

Für Exkursionen sind im Studienverlauf bestimmte Zeiträume vorgesehen, sodass es nicht zu Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen kommen sollte. Der Lerneffekt von Exkursionen steht und fällt mit der exkursionsdidaktischen Kompetenz der Dozent*innen. In der Exkursionsdidaktik wird zwischen problemorientierter Überblicksexkursion, handlungsorientierter Arbeitsexkursion und konstruktivistischer Arbeitsexkursion unterschieden. Kritisch anzumerken ist aber, dass in der Vergangenheit Exkursionen allzu oft als „Fahrt ins Blaue“ verstanden wurden. Eine didaktische Kompetenzbildung auf Seiten der Exkursionsleiter*innen ist notwendig, um die Lernziele für die Studierenden erreichbar zu machen. Zudem ermöglichen im Rahmen von Exkursionen Besuche an ausländischen Universitäten interkulturellen Austausch. Geographie wird praktisch erfahrbar!

These 2: Studierenden wird durch Exkursionen die Möglichkeit geboten, theoretisches Wissen anschaulich auf die Praxis anzuwenden.

Exkursionen bieten nicht nur die Möglichkeit, vorhandenes Wissen problemorientiert anzuwenden, sondern durch gute organisatorisch-praktische und didaktisch-inhaltliche Planung wird den Studierenden unter Einsatz von geeigneten Methoden die Möglichkeit gegeben, aktiv Wissen zu konstruieren. Exkursionen eröffnen neue Perspektiven auf Strukturen und Prozesse, die im Seminarraum nur unzulänglich verständlich gemacht werden können. Im unmittelbaren geographischen Kontext wird Lernen zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Welt und Wirklichkeit. Genau für diesen integrativen Anspruch steht die Geographie als Orientierungsdisziplin zwischen Natur- und Sozialwissenschaft. Im Zeitalter sozialökologischer Krisen hat die unmittelbare Begegnung mit globalen Entwicklungen vor Ort eine besondere pädagogische Dringlichkeit.

These 3: Der finanzielle Aufwand für Pflichtexkursionen ist vor allem für ärmere Studierende schwer zu bewältigen.

Die Diskussion über teure Exkursionen gibt es vermutlich an allen geographischen Instituten. In Zeiten von Billigreisen erscheinen Kosten für Exkursionen an Orte, die man selbstorganisiert günstiger besuchen könnte, unverständlich. Es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass Exkursionen keine Erholungsreisen sind, sondern der finanzielle Mehraufwand sich aus der fachlichen Zielsetzung ergibt, die oft eine besondere Logistik erfordert. Es ist ein Anliegen der Institute, nicht nur exotische Fernziele anzusteuern, sondern darauf zu achten, dass auch erschwingliche Exkursionen angeboten werden. Es zeigt sich, dass für Studierende Regionen attraktiv sind, die jenseits der üblichen Reisegebiete liegen. Alle Exkursionen sind subventioniert. Für Studierende mit wirtschaftlichen Herausforderungen wird auf Antrag eine Unterstützung angeboten.

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