Angehende Therapeut:innen müssen um ihre Weiterbildung kämpfen, Betroffene um Therapieplätze. Eine Demo macht auf den Missstand aufmerksam.
Am 25.04.2025 hatte die Fachschaft Psychologie der Universität Heidelberg, unter anderem gemeinsam mit der Fachschaft Psychologie der Universität Mannheim und anderen Mitstreiter:innen, zu einer Demonstration in Heidelberg unter dem Motto „Psychotherapie in Gefahr. Nachwuchs jetzt finanzieren!“, aufgerufen. Sie fordern die Finanzierung von psychotherapeutischen Weiterbildungsplätzen gesetzlich zu regeln und zu sichern. Auslöser des Ganzen ist eine 2020 eingeführte Reform. Sie umfasst eine Änderung der Approbationsordnung, sodass sich das bestehenden System an der Fachärzt:innenweiterbildung orientiert. Das bedeutet – so eine Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums – eine „Weiterbildung in stationären oder ambulanten Einrichtungen“, was auch eine tariflich geregelte Bezahlung der angehenden Psychotherapeut:innen vorsieht. Die Krux der Sache: Bis jetzt gibt es immer noch kein Gesetz, das die Finanzierung gewährleistet.
Auch würden laut Jana Lausch, Vertreterin der Heidelberger Fachschaft Psychologie und Mitorganisatorin der Demonstration, derzeit bei 2500 Master-Absolvent:innen jährlich deutschlandweit schätzungsweise unter 100 Weiterbildungsplätze existieren. Diese Faktoren würden letztendlich zu einem therapeutischen Versorgungsengpass führen, der somit langfristig betrachtet die psychotherapeutische Versorgung in Deutschland gefährde.
Die Universität Heidelberg bereitet zwar Studierende im Masterstudiengang „Psychologie in Klinischer Psychologie und Psychotherapie“ auf den späteren Beruf fachlich vor – Jana wünsche sich jedoch mehr Unterstützung bei der Frage, was nach dem Abschluss kommt. Auch den Dozierenden am Psychologischen Institut, in manchen Fällen sogar den eigenen Kommiliton:innen, sei der Ernst der Lage nicht bewusst.
Die Hoffnung war groß, dass die Ampelkoalition mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) endlich für Gewissheit sorge. Doch nach dem vorzeitigen Aus der Regierung, was zu einer fehlenden Konkretisierung im GVSG führte, sei die Luft raus gewesen. Die Demonstration bewertet Jana trotzdem positiv und unterstreicht, es sei „ein geiles Gefühl“, so viel breiten Zuspruch auch bei anderen, nicht betroffenen Personen zu finden. Besonders hervorzuheben sei, dass circa 400 Demonstrant:innen teilnahmen, mehr als von den Veranstalter:innen erwartet. Inspiriert von dieser Erfahrung wolle man auf die neue Regierung, beziehungsweise die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken von der CDU, aber auch andere politische Vertreter:innen zugehen, um weiterhin auf das Thema aufmerksam zu machen.
Von Seraphim Kirjuhin
...studiert (noch) am Südasien-Institut moderne indische Geschichte und Anthropologie, begeistert sich für Politik, stöbert gerne in seiner Lieblingsbuchhandlung in der Plöck und hat sein Herz in Heidelberg verloren. Beim ruprecht ist er seit 2025.