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Spitze bis mäßig

von ruprecht
14. Juli 2013
in Hochschule, Startseite
Lesedauer: 3 Minuten
0
Spitze bis mäßig

Die UB unter der Lupe. Foto: Madalina Draghici, Michael Graupner.

Zum vierten Mal in Folge landet die Universitätsbibliothek auf einem der Spitzenplätze im Bibliotheksranking. Zu Recht?

Gelobt wird die UB Heidelberg im renommierten Bibliotheksindex BIX unter anderem für die verlängerten Öffnungszeiten; scheinbar ein Meilenschritt in der konservativen Studentenstadt.

„In Konstanz kannst du 24 Stunden am Tag zum Lernen in die Bibliothek gehen“, bemerkt Eva, die für ihren Master nach Heidelberg gezogen ist. „Außerdem ist es eine Zumutung, dass die Bücher in der Altstadtbibliothek im Freihandbereich nach Erscheinungsjahrgang und nicht thematisch geordnet sind. Um für eine Hausarbeit zwei Bücher aufzutreiben, muss man eine halbe Stunde verbringen, weil ein Buch mit der Signatur 2006 A und ein anderes mit 98 B anfängt.“

Martin Nissen, Abteilungsleiter (Informationsdienste, Lesesäle), kann dies begründen: „Die Literatur zu den Fächern ist systematisch aufgestellt, wobei wir uns an den in Heidelberg studierten Fächern orientieren.“ Die Methode „numerus currens“ sorge in der UB für zwei Vorteile: Die Aufstellung erfolgt dadurch erheblich platzsparender. „Außerdem haben wir dadurch auch eine erhebliche Arbeitsersparnis“, erklärt Nissen und fügt hinzu: „Es müsste sonst jedes Buch sachlich erschlossen werden.“

Der Weg zum Freihandbereich sorgt aufgrund von derzeitigen Baumaßnahmen ebenfalls für Missmut: „Es dauert 20 Minuten, bis ich mir ein Buch ausgeliehen habe, weil ich vom Erdgeschoss ins Untergeschoss muss, um von dort aus ins zweite Obergeschoss zum Freihandbereich zu gelangen“, erzählt Anna. Tatsächlich ist die Ausleihe in die Jahre gekommen. Und nicht nur das: Wasserflecken, vergammelte Wände, kaputte Stühle, alter Teppichboden und Umbauten aus den 80ern zeigen, dass nicht nur die Ausleihe renovierungsbedürftig ist. Das Fehlen einer Klimaanlage erschwert zudem die Lernerei in der UB, besonders in den Räumen des Altbaus. Nissen konnte dazu aufgrund der kurzfristigen Anfrage nicht rechtzeitig Auskunft geben.

Ein Wochenende ohne Kaffee

So scheint der Umbau notwendig zu sein, auch wenn sich dieser hinzieht: „Wir haben tatsächlich eine Verzögerung beim Bau hinnehmen müssen“, gesteht Nissen. So habe sich auch die Baufreigabe um ein halbes Jahr verschoben. Bis spätestens Mitte 2014 soll demnach die neue Ausleihe zugänglich sein.Zugegebenermaßen hat sich in der UB über Jahre betrachtet einiges geändert. Fragwürdig ist die Effektivität dieser Veränderungen. Über defekte Snackautomaten haben sich schon einige Besucher beklagt: „Am Wochenende ist dann schon teilweise nicht einmal ein Kaffee drin, da entweder der Automat defekt ist oder die Kaffeebecher alle sind“, fällt Susanne auf. Können das die UB-Mitarbeiter nicht einfach selbst auffüllen?

Zuständig dafür ist nicht die UB,sondern das Studentenwerk. Dieses wiederum hat einen externen Dienstleister beauftragt, der an Werktagen die Automaten auffüllt und repariert. „Meldungen über Fehlfunktionen erfolgen sehr regelmäßig“, räumt Nissen ein. „Wir geben die Hinweise an die Firma weiter und informieren zudem das Studentenwerk als Betreiber.“ Benutzer könnten sich selbst an den Anbieter wenden: Geräte- und Telefonnummer sind schließlich im Display des Geräts sichtbar.

Probleme wie diese wurden wohl nicht im Bibliotheksindex in Augenschein genommen. Auf dessen Website zeigt sich, dass quantitative Kriterien entscheiden: etwa wie viele Mitarbeiter je 1000 Einwohner zur Verfügung stehen oder wie viele Entleihungen eine Bibliothek zu verzeichnen hat. Wie angenehm es sich in einer Bibliothek lernt, ist hier nicht nachvollziehbar: Viele Studenten wollen sie auch als Lernort nutzen und da gibt es noch Schwächen. Und dennoch: Am Semesterende findet sich kaum ein Arbeitsplatz in der am stärksten frequentierten wissenschaftlichen Bibliothek Deutschlands: Immerhin 2,1 Millionen Besucher pro Jahr strömen hierhin.

von Corinna Lenz

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