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Django Unchained

von ruprecht
17. Januar 2013
in Film & Theater
Lesedauer: 2 Minuten
0
Django Unchained

Foto: The Weinstein Company

5 von 5 rupis: brutal, geschmacklos und doch genial

Django Unchained setzt tarantino-typisch auf zynische Gewaltverherrlichung. Zartbesaitete werden den Western für eine hirnlose Splatterorgie hal. Wer hart im Nehmen ist, wird jedoch nicht nur wegen Christoph Waltz begeistert sein. Amerika, 1858, zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg. Dr. King Schultz (Christoph Waltz) sucht als deutschstämmiger Kopfgeldjäger Kriminelle, die nur ein Sklave namens Django (Jamie Foxx) identifizieren kann. Daher erschießt er seine Besitzer um Django zu befreien, und macht sich mit ihm auf die Suche. Bemerkenswert: Eigentlich will er Django kaufen, erst als diese nicht einwilligen und sie ihn mit ihrem Gewehr bedrohen, bringt er sie zur Strecke. King Schultz ist ambivalent: Ein brutaler, aber manierlicher Kopfgeldjäger mit Anstand. Sie vereinbaren, dass er Django nach diesem Auftrag seine Freiheit schenkt.

Die Kriminellen sind schnell gefunden, jedoch verkraften es Südstaatler nicht, wenn ein Kopfgeldjäger unter Mithilfe eines Schwarzen Weiße tötet: Daher versucht der Ku-Klux-Clan sich für sie zu rächen, doch dies scheitert natürlich. Jedoch erweist sich Django als Naturtalent. Als die gesuchten Kriminellen zur Strecke gebracht wurden, treffen sie ein neues Abkommen: Sie arbeiten über den Winter als Partner zusammen. Django bekommt ein Drittel des Kopfgeldes und dafür hilft Schultz ihm, seine Frau Brunhilda freizukaufen. An diesem Punkt gelingt der perfekte Spagat zwischen einem zunächst typischen Western und Tarantinos eigener Interpretation: Als Django Schultz fragt, wieso er ihm denn helfen wolle, erwähnt Schultz aus dem Nichts das Nibelungenlied – Siegfried habe auch Brunhilde befreit, und als Deutscher fühle er sich nun einmal Django als neuem Siegfried verpflichtet.

An dieser Stelle wird deutlich, was diesen Film weitestgehend trägt: Christoph Waltz (selbst-)ironische bis sarkastische Rhetorik. Mit seiner spitzbübischen Redensart verhöhnt und überzeugt er andere im selben Moment, indem er mehr oder weniger offen seine geistige Überlegenheit zur Schau stellt. Django, zu diesem Zeitpunkt noch ein eher ungebildeter Sklave, lässt sich von dieser Rhetorik überzeugen. Schultz gelingt es so, vor Django sein Gesicht als Kopfgeldjäger zu wahren, indem er verbirgt, dass er Django aus Mitgefühl und Zuneigung hilft. Dies ist zwar untypisch für ihn als Prototyp des Kopfgeldjägers, aber macht ihn menschlicher, womit letztlich auch Tarantinos brutale, realsatirische Westerngewaltorgie auch ein Stück an Glaubwürdigkeit gewinnt. Zurecht wurde Waltz für diese darstellerische Leistung mit einer weiteren Oscar-Nominierung gewürdigt.

Der Film erreicht seinen Höhepunkt, als die beiden auf Brunhildas Besitzer Calvin Candy (Leonardo DiCaprio) begegnen. Dieser lässt sich von ihnen fast hinters Licht führen, wäre dort nicht sein schwarzer Berater Stephen (Samuel L. Jackson), der gewissermaßen höchste Sklave auf Candys Anwesen und seine rechte Hand. Er ist das Gegenteil von Django: Er strebte nie nach Freiheit, sondern versuchte Karriere als Sklave zu machen. Als einziger darf er Candy duzen und ihm neben seiner Schwester auch vor anderen offen widersprechen. Er besticht nicht durch das Schießeisen, sondern durch seine Auffassungsgabe.

Nachdem Stephen das Täuschungsmanöver sabotiert hat, folgt eine weitere Schießerei. Wie immer bei Tarantino, muss dabei einer der Charaktere, die man gerade lieb gewonnen hat, das Zeitliche segnen. Wer Tarantino-Filme liebt und ihre typisch zynische Gewaltästhetik mag, wird auch dieses grandiose Meisterwerk lieben. Wer mit dieser Ästhetik nichts anfangen kann, sollte auch um Django einen weiten Bogen machen.

von Ziad-Emanuel Farag

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