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Analog im Anderswo

von ruprecht
15. November 2016
in Feuilleton, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Analog im Anderswo

Foto: Simone Mörkur, Kalamari KLub

Beim OFF//FOTO-Festival zeigt der Kalamari Klub Fotografien aus aller Welt – von Istanbul bis Sandhausen 

Groß hängt das Titelbild über der galerieeigenen Bar. Schwarz-weiß breitet sich die felsige Landschaft aus, wirkt etwas verschwommen, einsam – anderswo sein. Die Ausstellung „Being Elsewhere“ zeigt keine Reisefotografien – auch wenn die Bilder meistens auf Reisen geschossen wurden. Vielmehr stehen die Bedeutung, an anderen Orten zu sein, und der Zusammenhang von Identität und Ort im Fokus.

Im Rahmen des OFF//FOTO-Festivals stellt der Kalamari Klub, ein Zusammenschluss aus fotografiebegeisterten Künstlern, seine Werke aus. Die Bilder der sechs ausstellenden Künstler verbindet das Gefühl des Unterwegsseins.

Die Ausstellung zeigt Fotos, die alle mit analoger Technik hergestellt worden sind: Von der Idee über den Auslöser, die Entwicklung des Films und das Abziehen der Fotografien ist das Kunstwerk in Handarbeit entstanden.

Unterwegs auf einer Wander-Reise durch Island machte Simone Magaard ihre Aufnahmen mit einer selbstgebauten Kleinbild-Lochkamera. Auf den Pfaden seiner Familie fand Nicolas Reinhart auf Ellis Islands seine Motive, die er mit der alten Kamera seines Großvaters fotografierte, dessen Familie damals in die USA emigrierte und auf Ellis Island landete. Weg von der modernen, digitalen Fotografie kam Micha Steinwachs während eines Auslandsaufenthaltes in den USA. Das Geschenk einer alten Kamera brachte ihn dazu, den Verlauf der technischen Fotografiegeschichte rückwärts nachzuverfolgen.

So entstanden Fotos von einem Café in den USA, von Istanbul, einsamen Landschaften – und dem Fußballstadion in Sandhausen.

„Die weitere Besonderheit der Ausstellung besteht darin, eine „Pop-up Gallerie“ in leerstehenden Gebäuden errichtet zu haben, ein ‚OFF-space‘ durch den Namen des Festivals inspiriert“, erzählt Künstler Max P. Martin. In dem großen leeren Raum haben die Künstler extra weiße Wände eingezogen, um diesen galeriefähig zu machen.

Die Fotografien hängen in schwarzen Bilderrahmen an den Wänden. Die Schlichtheit der Farben lässt den Ausstellungsraum sehr stilvoll wirken. Gleichzeitig wirkt dieser aber auch sehr jung: Holzfarbene Sprungkästen aus der Turnhalle, Medizinbälle und gemütliche Oma-Sessel laden zum Sitzen um kleine Tische ein. Dieser Mix aus kühler Eleganz mit einem Vintage Touch und Wohlfühlflair macht die Galerie zu einem großen Wohnzimmer. An der Bar können Besucher und Künstler zusammen anstoßen.

Die schwarz-weißen Fotografien unterscheiden sich trotz der Schlichtheit der Farben: mal zeigen sich neblige und mystische Landschaften auf den Arbeiten, ganz unverschwommen liest der Betrachter das Graffiti auf einer Häuserwand: This is Paradise. Trotz der Abbildung der modernen Welt erwecken die Bilder beim Betrachter nostalgische Gefühle.

Foto: Yunus Sevinchan, Kalamari Klub
Foto: Yunus Sevinchan, Kalamari Klub

Freitags begleitet die Ausstellung ein musikalisches Programm, für das „Wohnzimmerkonzert-Feeling“, wie Micha Steinwachs es nennt. Um den Besuchern den Zugang zu analoger Fotografie abwechslungsreich zu präsentieren, bietet der Kalamari Klub neben der Ausstellung und den Konzerten auch zu Workshops über Dunkelkammerarbeit oder über die Cyanotopie-Entwicklung an.

Getroffen haben sich die Künstler zufällig in der Dunkelkammer im Keller des Karlstorbahnhofes. Im Frühjahr 2016 gründeten sie den Kalamari Klub. Erste Erfahrungen bei der Ausstellung ihrer Fotografien sammelten sie im Juni in der WOW-Galerie. „Da haben wir den Kalamari Klub aus dem Keller geholt“, fügt Martin hinzu. Das Ergebnis lässt sich sehen.

Von Lea Dortschy

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