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Genetik im Dialog

von ruprecht
14. November 2017
in Startseite, Wissenschaft
Lesedauer: 2 Minuten
0

Ob Haustier oder Baby: CRISPR ist vielfältig. Bild: Nicolaus Niebylski

Fachschaft MoBi richtet Symposium zu CRISPR aus

2014 löste CRISPR/Cas9 einen handfesten Medienhype aus. Immerhin handelt es sich um eine Technologie, die es dem Menschen ermöglicht, gezielt in den genetischen Code einzugreifen.
Obwohl sie immer noch umstritten sind, haben sich die CRISPR/Cas-Systeme im Laborall- tag etabliert. Sogar in die universitäre Lehre hat die Methode Einzug gehalten. Allerdings wird sie oft sowohl von Lehrenden als auch von den Medien einseitig präsentiert. „Man kennt es, dass CRISPR von den Medien entweder unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten als sehr gut, oder in ethischer Hinsicht als sehr schlecht präsentiert wird“, erzählt Dirk Fichtner, der Molekulare Biotechnologie an der Uni Heidelberg studiert. „Es ist wichtig, dass nicht nur Menschen aus der Wissenschaft, sondern auch aus anderen Fächern sich eine Meinung bilden können.“ Deshalb hat er zusammen mit anderen Studierenden das Symposium „CRISPR/Cas9. Brave new genome editing“ organisiert, bei dem Anfang November Naturwissenschaftler mit Vertretern anderer Fächer diskutierten.

Die Methode CRISPR/Cas9 ermöglicht es, gezielt bestimmte Sequenzen der DNA zu verändern und könnte somit der Türöffner in die Forschung des 21. Jahrhunderts sein. Allerdings ist die Gesetzgebung diesen Möglichkeiten noch nicht gewachsen. Im fast 30 Jahre alten deutschen Gentechnikgesetz sind selbst die genetisch veränderten Organismen (GVO) unklar definiert. Da es sich bei CRISPR um ein natürliches System handelt, das „nur“ einen Doppelstrangbruch in die DNA einführt, gelten die behandelten Organismen per definitionem nicht als GVO. Laut Jens Kahrmann aus dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit könnte sich das in der nächsten Zeit durch den neuen Bundestag ändern. Ob eine Gleichstellung der durch CRISPR veränderten Lebewesen mit GVOs sinnvoll ist, bezweifelt der Jurist. Schließlich ist diese Methode deutlich harmloser als die Bombardierung von Saatgut mit Gamma-Strahlung zur Erzeugung neuer Mutationen. Solche Techniken gelten weiterhin als Züchtung und fallen nicht unter das Gentechnikgesetz.

Von einer weltweiten Regulierung kann man zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls nicht sprechen. Auch das von der CRISPR-Entwicklerin Jennifer Doudna ausgerufene Moratorium zum Verzicht auf die Anwendung der Technik bei menschlichen Embryonen hat kaum ein Jahr gehalten.

Wie erwartet, hat die neue gentechnische Methode alte moralisch-ethische Fragen wieder zur Diskussion gestellt. Darf der Mensch sich in das Werk der Natur einmischen, und wenn ja, wie weit darf er dabei gehen? Die Diskussionen gehen weiter, während außerhalb der EU bereits 20 klinische Studien an menschlichen Embryonen laufen.
Axel Bauer, Mitglied des Deutschen Ethikrates, mahnt zur Besonnenheit: „Wenn der eine sagt ‚biege links ab‘ und der andere sagt ‚biege rechts ab‘, dann ist der Kompromiss ‚fahr geradeaus‘ sehr wahrscheinlich nicht zielführend.“

Von Elizaveta Bobovka

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