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Startschuss für den StuRa

von ruprecht
10. Dezember 2013
in Hochschule, Startseite
Lesedauer: 3 Minuten
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Aus 38 Fachschaften und 18 Listen besteht der neue Studierendenrat. Auf beiden Wegen eingezogen sind Mediziner und Juristen. Grafik: von Charlotte Felbinger und Sina Rauch

Die FSK ist Geschichte – ab sofort übernimmt der neu gewählte Studierendenrat die Interessen­vertretung der Heidelberger Studierenden

Die Universität Heidelberg hat ihre Verfasste Studierendenschaft (VS) zurück. 1977 unter Ministerpräsident Hans Filbinger abgeschafft, um den „linken Sumpf“ an Baden-Württem­bergs Hochschulen trockenzulegen, wurde sie nun nach 36 Jahren von der Grün-Roten Landesregierung wieder eingeführt.

Die Fachschaftskonferenz (FSK), die sich als Übergangslösung über die Jahre etabliert hatte, löste sich bei ihrer letzten Sitzung am 3. Dezember selbst auf. Sie macht nun den Weg frei für ein demokratisch gewähltes Organ mit Rechtsstatus. Ausgestat­tet mit dem Mandat der Studieren­denschaft kann es deren Interessen gegenüber dem Senat vertreten und sogar einklagen.

Der nun gewählte StuRa ist ein Angebot an alle Studierende, sich zu beteiligen und für eigene Belange einzusetzen. Bisher stößt die neu geschaffene demokratische Vertre­tung bei den Studierenden jedoch auf geringes Interesse. Das lässt zumin­dest die Wahlbeteiligung von 13,8 Prozent vermuten. Diese sei vor allem eine Konsequenz jahrzehntelanger Entpolitisierung der Universitäten, meint Henrik Rubner, Spitzenkan­didat der Grünen Hochschulgruppe. Das Thema Hochschulpolitik ist wenig populär, der Kreis der Enga­gierten überschaubar.

Auch war das Thema im Vorfeld wenig präsent. Viele Studierende hätten die bevorstehenden Wahlen wegen der geringen Öffentlichkeits­arbeit nicht wahrgenommen. „Es wurde verpasst, eine positive Wahl­atmosphäre zu schaffen“, so Kirsten Pistel von der Arbeitsgruppe Ver­fasste Studierendenschaft. Verglichen mit anderen Hochschulen in Baden Württemberg sei das Ergebnis jedoch zufriedenstellend, sagt Glenn Bauer, Vertreter der Fachschaft Japanologie. In Tübingen schafften es gerademal 9,5 Prozent der Studierenden an die Urne, in Freiburg waren es 12,1 Pro­zent.

Dennoch – eine höhere Beteiligung wäre vor allem für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Fachschafts-und Listenkandidaten wünschens­wert gewesen. Bei einer fast utopisch erscheinenden Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent hätten gleich viele Vertreter von Fachschaften und Listen in den StuRa einziehen können. Erfreulich sei aber, dass nahezu alle angetretenen Listen mit mindestens einem Kandidaten im StuRa vertre­ten sein werden, meint Georg Wolff, Anwärter für den Ratsvorsitz. Allein der Verein Afrikanischer Studierender (VASUH) schaffte es nicht in den Rat.

Den größten Wahlerfolg verzeich­nete die Grüne Hochschulgruppe, deren Vorstellung von einer nach­haltigen und offenen Uni bei den Studierenden großen Anklang fand. Auffällig ist, dass sowohl die Liste Medizin als auch die Fachschaftsi­nitiative Jura über die Fachschaften hinaus Mandate gewinnen konnten. Im Gegensatz zu anderen Fach­schaften sind sie so überproportional vertreten – allerdings repräsentieren sie auch die größten Fakultäten der Universität Heidelberg. Unverhält­nismäßige Vorteilnahmen partiku­larer Interessen sind also kaum zu erwarten. Weiterhin gibt es im neuen StuRa Raum für Humor: Die „Pogo- Anarchistischen Radikal-Demokra­tischen-Chaos-Studierenden“ sowie „Die LISTE“ (angelehnt an Martin Sonneborns Partei „DIE PARTEI“) stellen je einen Kandidaten im Rat.

Eine deutliche Mehrheit der ins­gesamt 51 Fachschaften bringt eben­falls Vertreter ihrer Fächer ein. 13 von ihnen nominierten nicht recht­zeitig einen Kandidaten, sicher nicht zuletzt wegen der Kandidatursfrist, die bereits eine Woche nach Seme­sterbeginn endete. Zudem lässt die verkürzte Studienzeit im Zuge der Bologna-Reform wenig Raum für Engagement. Ein Großteil der sozial und hochschulpolitisch engagierten Studierenden beendet ihr Studium nicht in Regelzeit. Von dieser aktiven Beteiligung aber lebt eine Studieren­denschaft, die ihre Interessen ver­wirklicht sehen will.

Themen wie die bevorstehenden Verhandlungen zum Semesterticket betreffen alle Studierenden. „Hier muss der StuRa Arbeit machen, die bemerkt wird“, meint Henrik Rubner, Mitglied der größten Gruppe im Rat.

Bevor wichtige Sachthemen angegan­gen werden können, steht die Frage nach der zukünftigen Arbeitsweise des StuRa auf der Tagesordnung.

Heute, am 10. Dezember treffen die gewählten StuRa-Mitglieder zu ihrer ersten, konstituierenden Sitzung zusammen. Ursprünglich war diese eine Woche früher angesetzt, musste jedoch aufgrund von Verzögerungen verschoben werden. Allein die Aus­wertung der Wahl zog sich bis zum Wochenende hin, da deutlich weniger Helfer beteiligt waren als erwartet, so das Rekorat. Grund dafür war offen­bar ein Kommunikationsproblem zwischen Rektorat und Studieren­den. Nach der Auszählung wurden die ausgezählten Stimmen in die entsprechenden Ratssitze umgerech­net. Dies erfolgte nach dem Sainte- Lague-Verfahren, welches seit 2009 bei Bundestagswahlen angewandt wird. Zudem hätten doppelte Kandi­daturen für Fachschaften und Listen in den Fächern Jura und Medizin die Auswertung verkompliziert. Lange blieb unklar, wer auf welchem Weg in den StuRa einzieht und wer an seiner Stelle nachrückt. Obwohl die Sitzverteilung bereits entschieden war, konnte daher das Wahlergebnis nicht bekannt gegeben werden, bevor die Mandatsträger namentlich feststan­den. Eine Woche nach der Wahl war die Zusammensetzung des StuRas für seine einjährige Legislaturperiode gesetzt. Sollten jedoch Gremien- und StuRa-Wahl zusammengelegt werden, stehen bereits im Juli Neuwahlen an. Ein gemeinsamer Wahltermin könnte den Organisationsaufwand verringern und mehr Studierende an die Urne locken.

Was ein Modell wie der StuRa in den streng hierarchischen Universi­tätsstrukturen in Zukunft bewirken kann, bleibt abzuwarten. Gelingt es ihm, zu interessieren und zu involvie­ren, wäre das ein wichtiges Zeichen, dass Teilhabe gewollt ist.

von Charlotte Felbinger und Sina Rauch

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