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„Vielheit als Beschränkung“

von ruprecht
19. Juli 2016
in Feuilleton, Heidelberg, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0

Foto: Matthis Bacht

Ein Ort, an dem Kunst mit der Zeit wächst: Das Haus am Wehrsteg führt verschiedene Kunstformen zusammen

Jeder hat schon mal von dem „Haus am Wehrsteg“ gehört, aber nur wenige wissen, was sich dahinter verbirgt. Direkt am Wehrsteg, aus Backstein, mit Leuchtturm und Garten – stark urban angehaucht. Atelier und Raum für Neue Kunst, die als zeitgenössisch, frisch-produziert und ortsgebunden zu definieren ist.

Ein Ort, an dem Künstler und Gesellschaft mit neuen Themen und Arbeitsweisen im Hinblick auf die Öffentlichkeit in Verbindung gebracht werden. Man findet dort neben Kunstausstellungen auch das Atelier des Künstlers Matthis Bacht, der zugleich Pächter des Hauses ist. Besonderen Wert legt das Haus auf ortsgebundene Arbeit, da sich die Umgebung des Hauses in den kommenden Jahren stark verändern wird und dies als künstlerisches Wachstum festgehalten werden soll, damit das Haus nicht zu einem „Ufo mit importierter Kunst“ werde. So werden sowohl im Inneren als auch am Haus selbst Umbauten durchgeführt, wie etwa die Gestaltung des Frieses „Haus-Fluss-Brücke-Natur“ von Carlotta Werner aus Hamburg, die die geografische Lage am Fluss widerspiegelt.

Kooperationen und Authentizität werden gesucht, wo es nur geht – besonders Interdisziplinäres und Generationenverbindendes liegt Matthis am Herzen, um die kulturelle Landschaft Heidelbergs voranzubringen. So hat er selbst eine eigene Ausstellung über das Haus auf die Beine gestellt. „Ausstellungskiste“ heißt sie und kann nun in der Kunsthalle Mannheim als Teil ihrer Sammlung betrachtet werden. Laut Matthis ist Kunst „Interesse an Entwicklung und eine positiv-produktive Einstellung zur Welt“, wodurch seine Werke mehrere Aspekte wie beispielsweise Text, Architektur und Natur verbinden und miteinander kombinieren, dann Neues in die Welt setzen.

Im Haus findet man unterschiedliche Kunst: Wiederkehrende Ausstellungen zu den Kunstwerken der vormaligen Pächterin und Künstlerin Eva Vargas aktualisieren und interpretieren ihre Werke in Form von Kapiteln neu. Außerdem wird neuer künstlerischer Inhalt, sei es in Form von Texten und Liedern, Bildern oder Skulpturen, vorgestellt, wie beispielsweise die zwei aktuellen Ausstellungen „Mitten im Zwischen“ und „Literaturgarten“.

In „Mitten im Zwischen“ kulminiert all das, was das Programm des Hauses ausmacht: Gastkünstler-Aufenthalte, Jugendarbeit, Öffentlichkeit, Vermittlung und Innovation. Das Oberthema ist die Vielheit als Beschränkung, weshalb man Arbeiten von konkreten physischen Zwischenräumen über den Handel als zwischenmenschliche Kommunikation bis zum Thema Transgender und Kontrast antreffen kann.

Mit der Wanderung des Import-Export-Containers, der verschiedene Bilder und Textnachrichten zum Thema Handel enthält, in die Altstadt und der Umwandlung der Statue „Old Bunsen“ am Psychologischen Institut wird zur Auseinandersetzung animiert. Kunst darf auch irritieren, denn nach Kunst sind wir nicht, wie wir vorher waren.

„Literatur an ungewöhnliche Orte tragen“, das Konzept der Veranstaltung „Literaturgarten“, bringt besonders das Programm der ortsgebundenen Kunst zum Vorschein, denn Heidelberg ist nun seit 2014 UNESCO Literaturstadt und die Rapper Toni L und Filat K stammen aus diesem romantischen Örtchen am Neckar. Dabei sollen Tagebucheinträge bei Rap-Musik einen kreativen „Realitätscheck“ unterlaufen. Sie werden durch die Rapper interpretiert und vorgetragen. Dadurch sollen neue Räume erschlossen werden.

Von Anastasia Franz

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