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Weltmeister in Biologie

von ruprecht
5. Januar 2015
in Startseite, Wissenschaft
Lesedauer: 3 Minuten
0
Weltmeister in Biologie

Das glückliche Siegerteam des diesjährigen international Genetically Engineered Machine Wettbewerb - iGEM wieder zurück in Heidelberg. Bild: iGEM Team

Studenten aus Heidelberg holen den Weltmeistertitel in synthetischer Biologie. Mit ihrem Projekt „Ring of Fire“ setzten sie sich gegen 245 Teams aus 32 Ländern durch.

[dropcap]D[/dropcap]en Weltmeistertitel im internationalen Studentenwettbewerb der synthetischen Biologie „international Genetically Engineered Machine“ oder kurz iGEM holten sich dieses Jahr Heidelberger Studenten mit ihrem Projekt „Ring of Fire“. Das zwölfköpfige Team unter der Leitung von Roland Eils und Barbara Di Ventura setzte sich gegen 245 Teams aus 32 Ländern und von renommierten Universitäten wie Stanford, Yale oder Oxford durch. Die Heidelberger gewannen damit als erste Teilnehmer in der Geschichte des Wettbewerbs den Hauptpreis zum zweiten Mal in Folge. Letztes Jahr gelang dieses Kunststück mit einem Projekt namens „Stein der Weisen“.

Aber um was geht es überhaupt bei diesem Wettbewerb, der jährlich vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ausgerichtet wird? Nach Registrierung erhalten alle Teilnehmer „biobricks“, kleine molekulare Bausteine, mit denen sie den Sommer über in Laboren der eigenen Universität an einem Projekt arbeiten. Im Herbst fliegen alle Teams nach Boston um ihre Arbeit in Präsentationen, Poster-Sessions und einer Wiki-Beschreibung des Projektes vorzustellen. Seit 2011 gibt es kontinentale Vorentscheide, die allerdings dieses Jahr zum zehnjährigen iGEM-Jubiläum ausfielen. Alle Teams wurden direkt nach Boston eingeladen und die Bronze-, Silber- und Goldmedaillen in 20 Kategorien wurden umso härter umkämpft.

In Heidelberg fing es fast vor einem Jahr mit dem Bewerbungsprozess an. Ungefähr 50 potenzielle Teilnehmer schickten Lebensläufe und Motivationsschreiben an die Betreuer. Nach zwei Bewerbungsgesprächen standen die zwölf Teilnehmer fest, die interdisziplinär aufgestellt waren: Vom Programmieren bis zur molekularen Biologie waren Experten auf vielen unterschiedlichen Gebiet dabei.

Die ersten Monate vergingen mit der Themensuche. „Wir waren echt verzweifelt“, meint Carolin Schmelas, die Neurowissenschaften und Psychologie studiert, „und dann wurde das Schlagwort ‚zirkuläre Proteine‘ in die Runde geworfen.“ Die nächsten drei Monate vergingen mit intensiver Laborarbeit. In den Sommerferien brachten sogar einige Team-Mitglieder ihre Matratzen mit ins Labor. Am Ende stand ein Projekt, das sich sehen ließ. Proteine besitzen normalerweise zwei Enden und sind sehr wärme- und säureempfindlich. Dem Team war es gelungen eine Methode zu optimieren, welche diese zwei Enden verbindet und somit Proteine hitze- und säurestabiler macht. Besonders für industrielle Anwendungen wie zum Beispiel Enzyme in der Lebensmitteltechnologie, wäre zukünftig eine solche Herangehensweise interessant.

Um den „Ring of Fire“ zu schließen wurde ein Protein namens Intein benutzt. Eine Software, die die Möglichkeit, mit dieser Methode verschiedenste Proteine zu zirkularisieren berechnet, sowie eine Intein-Toolbox wurden erarbeitet. Darüber hinaus organisierte das Team einen Themenabend zur synthetischen Biologie und ein Laborkurs für Schüler, da zu den Medaillenkriterien auch Projekte in anderen Bereichen wie zum Beispiel „Human Practice“ gehören.

Was motiviert Studenten ihre Ferien von frühmorgens bis spätabends im Labor zu verbringen? „Ich wollte richtige Wissenschaft machen. iGEM und Studium sind zwei verschiedene Welten“, meint Max Waldhauer, der im 5. Semester molekulare Biotechnologie studiert. Die Organisation eines größeren Projektes von Anfang bis Ende inklusive Materialbeschaffung und Zeitmanagement, sowie Teamarbeit sind alles Fähigkeiten, die im Studium oft vernachlässigt werden, aber immens wichtig für das spätere Leben als Wissenschaftler sind.

Mit dem fertigen Projekt ging es dann zu der fünftägigen Versammlung in Boston. „Wir standen schon unter Druck“, erinnert sich Carolin. Verständlich beim Blick auf den Erfolg des letztjährigen Siegerteams und der knappen Zeit für so ein großes Projekt. „In Boston haben wir gemerkt, dass es gut läuft, aber bis zum Schluss haben wir nicht gedacht, dass wir gewinnen. Es war eine echte Überraschung.“ Die monatelange intensive Arbeit hat Früchte getragen und das Heidelberger Team gewann nicht nur den Hauptpreis, sondern räumte auch die Preise für den besten technologischen Fortschritt, die beste Software und den Publikumsfavoriten ab.

von Monika Witzenberger

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