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Me, myself and I

von ruprecht
14. November 2017
in 7 Tage, Startseite, Studentisches Leben
Lesedauer: 2 Minuten
0

Alleine hilft auch das beste Blatt nicht viel...Bild: Maren Kaps

Wie erträgt man eine Woche ohne soziale Kontakte? Unsere Autorin hat den Selbstversuch gewagt

Verzicht ist in der heutigen Zeit eigentlich kein Thema mehr, zumindest unfreiwilliger nicht. Wir haben rund um die Uhr alles, was wir brauchen. Selbst am Sonntag können wir bei Rossmann eine Gesichtsmaske, Butterbrotpapier oder die Flasche Wein fürs Abendessen besorgen. Wie sollen wir da die Bedeutung der Dinge um uns herum überhaupt noch erkennen oder sogar wertschätzen?

Aus diesem und anderen Gründen habe ich mir vorgenommen, eine Woche Verzicht zu üben. Eine Woche verzichten, aber worauf? Eine Woche kein Kaffee? Machbar. Eine Woche nicht die Beine rasieren? Als Frau im Herbst mit langen Hosen gar kein Problem. Eine Woche durchtrinken? Im Rahmen der Einführungsveranstaltung kann das schon mal passieren. Eine Woche ohne – wo beginnt dieses Experiment spannend zu werden?

Es beginnt bei unseren Kontakten und den realen Begegnungen mit Menschen im Alltag. Es sind unsere Freunde, die uns Halt geben und unser Leben bereichern. Die Herausforderung ist also eine Woche ohne soziale Kontakte, in der es nur mich geben sollte. Ausgenommen waren nur die Vorlesungen, danach ging es direkt nach Hause, kein Kino, gemeinsames Kochen oder Sport. Gehe nicht über Los, ziehe keine 4000 Euro ein und triff dich auf keinen Fall mit irgendjemandem.

„Eine Woche, was ist das schon? Die ist schneller vorbei, als man denkt. Außerdem bin ich ganz gerne mal mit mir alleine. Dann kann ich mich endlich mal den Dingen widmen, die ich schon so lange vor mir herschiebe.“ Positives Denken ist nie falsch.

In der Realität ließ die Ernüchterung nach diesem euphorischen Anfang nicht lange auf sich warten. Bereits an Tag drei machte sich eine Unruhe breit. Kaum zu glauben, dass mein Home-Button noch funktioniert, so oft wie ich diesen gedrückt habe. „15:16 Uhr, 15:16 Uhr, ohh, immer noch 15:16 Uhr. Seit wann sind Minuten eigentlich so lang? Ah, endlich 15:17 Uhr.“ Aber es half ja alles nichts, vier weitere Tage lagen vor mir.

Wohnung putzen, für die Uni lernen, ein paar neue Kuchenrezepte ausprobieren, Avocado-Steine einpflanzen… Ich wollte mich endlich wieder mit jemandem unterhalten, jemandem, der nicht auf meiner Fensterbank in einem Topf mit Erde steht, Blätter hat und nie antwortet. Dieses Tief hielt an bis Tag fünf. Nach und nach konnte ich die Zeit alleine genießen. Selbst mein Handy blieb unbeachtet, ich vergaß es meist sogar.

Mein Leben wurde entschleunigt, es rückten andere Dinge in den Fokus. Man begann, wieder Kleinigkeiten zu schätzen, wie das Rascheln der Herbstblätter, wenn man durch die Straßen läuft, den Duft eines frischen Kaffees oder ein Abendessen, das man über Stunden vorbereitet hat.

Und dann waren die sieben Tage geschafft. Rückblickend war es eine bereichernde Erfahrung, sich eine Woche nur mit sich zu beschäftigen. Man wird an die Kostbarkeit der Zeit erinnert und gönnt sich im Alltag wieder mehr Momente der Ruhe, genießt das bewusste Nichtstun. Solange man sich beim Alleinsein nicht einsam fühlt, sollte man sich doch immer mal wieder Zeit mit und für sich alleine nehmen.

Spätestens nach dem ersten Lachanfall alleine weiß man dann sowieso, dass es höchste Zeit wird, wieder andere Menschen zu treffen.

Von Susan Weckauf

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