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Unverbesserlich

von ruprecht
16. Mai 2017
in Feuilleton, Pro-Contra im Feuilleton, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Unverbesserlich

Bild: ruprecht

Nervig oder nützlich: Sollte man im Internet Rechtschreibfehler korrigieren? 

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Pro

Sprache ist Macht. Sie ist das wichtigste Mittel für eine gelungene Kommunikation. Doch insbesondere in der kurzweiligen Onlinewelt wird das nicht immer so gesehen, was zwangsläufig dazu führt, dass Menschen, die oft abfällig als „Grammar Nazis“ bezeichnet werden, sich hingebungsvoll ihrer Mission widmen. Fakt ist: Man benötigt in schriftlicher Kommunikation klare Regeln, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Korrekte Orthografie und Interpunktion bilden einen existentiellen Teil dieser Regeln. Auch die Groß- und Kleinschreibung sollte nicht unterschätzt werden, damit man einen einfachen zweizeiligen Kommentar nicht dreimal lesen muss, um überhaupt seinen Sinn zu verstehen. Denn gelungen ist eine Kommentar-Diskussion sicherlich nicht, wenn aus einem gut gemeinten „Wir essen jetzt, Opa“ ein „Wir essen jetzt Opa“ wird und man sich – als in die Familientraditionen Uneingeweihter – dann doch etwas Sorgen um den Großvater macht. Ausartende Diskussionen, die sich in einem Missverständnis aufgrund mangelnder Verwendung korrekter Grammatik begründen, könnten so vermieden werden. Doch stattdessen bekommt man auf seine freundlichen Hinweise die pampige Antwort: „ich wais das dass nihct richtig ist aba is mia egal.“ Spätestens an dieser Stelle kann man sicher sein, dass der innere Duden des „Grammar Nazis“ einer spontanen Selbstentzündung zum Opfer fiel, was den Grammarnazi jedoch in keiner Weise abschreckt. Insofern ein Aufruf an alle Kommentarschreiber im Internet: Grammatik darf korrekt verwendet werden und erfordert in der Regel maximal eine Sekunde mehr Zeit und Konzentration. Auch der Gebrauch des Genitivs führt nicht zu plötzlichen Pustelausschlägen. Und: Satzzeichen sind keine Rudeltiere!

Von Verena Mengen[/box]

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Contra

Jeder kennt sie, jeder hasst sie. Wer sie nicht hasst, ist einer von ihnen. Die Rede ist von „Grammar Nazis“. Menschen, denen es eine heilige Pflicht zu sein scheint oder krankes Vergnügen bereitet, jeden einzelnen Grammatik- und Rechtschreibfehler, den sie finden, zu korrigieren. Facebook ist wohl der Ort, an dem die meisten vernünftig denkenden Menschen in Kontakt mit diesen armen, verlorenen Seelen kommen. Dort zeichnen sich „Grammar Nazis“ durch das Untergraben jeglicher Gesprächs- und Kommentarkultur mit ihren zahllosen wie nervigen Korrekturen aus. Dass den anderen Usern ihre eigenen Fehler meistens durchaus bewusst sind und sie diese sogar zu Gunsten einer entspannten und schnellen Kommunikation absichtlich machen, wird dabei galant ignoriert. Dem Phänomen zugrunde liegt ein grundsätzliches Missverständnis von Sprache. Sprache ist etwas, das einem konstanten Wandel unterliegt. Jegliche Bemühung, Sprache durch ständige Verweise auf das aktuell gültige grammatikalische Regelwerk zwanghaft in ihrem aktuellen Zustand zu halten, ist daher von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Jeder „Grammar Nazi“ ist also nichts weiter als ein Kiesel im unerbittlichen Strom der sprachlichen Veränderung. Er kann sich vielleicht kurz an einer Stelle halten, aber früher oder später reißen die Fluten ihn mit sich. Sie auf die Sinnlosigkeit ihrer Mission hinzuweisen, gestaltet sich allerdings schwierig, denn die Kommunikation mit „Grammar Nazis“ ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wie sollte sich diese auch gestalten, wenn das einzige, auf das sie achten, die Fehler im Text ihrer Gesprächspartner und das einzige, was sie von sich geben, die Korrekturen derselben sind?

Von Matthias Luxenburger[/box]

 

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