Da bist du in (as)bester Gesellschaft. Die Lieblingsbaustellen unserer Redaktion – exzellent absurd
Musikalische Käfer
Wer im musikwissenschaftlichen Institut an die Decke blickt, dem fallen schnell die großen Risse auf, die sich dort ausbreiten. Nun kann man sich natürlich fragen, in welchem Gebäude der Altstadt das nicht der Fall ist. Doch innerhalb des Instituts munkelt man, es gäbe einen ganz speziellen Grund hinter den Rissen: Kugelkäfer. Die nachtaktiven Tierchen essen dem Haus buchstäblich das Fundament weg. Dabei bleiben sie oft jahrelang unbemerkt, während sie sich vorzugsweise in Altbauwänden vermehren. Wenn sie entdeckt werden, ist oft professionelle Schädlingsbekämpfung erforderlich. Ob es dazu am Institut kommt, ist aktuell unklar. Leider wird die Bibliothek über dem Hörsaal im kommenden Semester schließen müssen, denn ihr Gewicht geht über die Tragfähigkeit des Fundaments hinaus. Aufgrund geringer Ausweichmöglichkeiten sollen die Räume des Instituts wohl in mehrere “Multifunktionsräume” umgewandelt werden, die Vorlesungssaal mit Bib kombinieren. Wie das konkret aussehen wird, ist noch in Planung. Es bleibt also spannend am Muwi-Institut!
von Pauline Ammon
Asbest atmen
Asbest ist im Prinzip ein Mineral in Faserform – hitzebeständig, billig, früher der Superstar der Bauindustrie. Heute ein krebserregender Problemgast, der seit 1993 offiziell verboten ist, aber in unseren Unigebäuden immer noch hartnäckig und gegenwärtig ist. Gefährlich wird es, wenn Fasern freigesetzt und eingeatmet werden. Denn die Lunge merkt sich jede einzelne Faser.
Das Unangenehme: Weg geht er nur, wenn teuer saniert wird. Also bleibt er oft einfach da, gut verputzt und zugeklebt. In vielen Instituten, Bibliotheken und Fluren ist Asbest noch im Putz, in Platten oder Dämmungen verbaut – präsent und doch unsichtbar.
Am deutlichsten zeigt sich das in der Mensa im Neuenheimer Feld: abgesperrte Ecken, offene Decken, Schilder, die mehr Fragen als Antworten liefern. Doch auch in den Altstadt-Instituten, besonders im Anglistischen Seminar, schlummert der Stoff weiter. Wir essen Nudeln unter Notdämmung und schreiben Hausarbeiten in Gebäuden, die eigentlich dringend entgiftet gehören. Bis die Sanierungen kommen, bleibt Asbest der vielleicht konsequenteste Langzeit-Kommilitone der Uni.
von Louisa Büttner
Wo der Hase läuft …
…oder in einer Glaswand steckt? An einem lauen Herbsttag hüpfte der Plastikhase allen Mensagänger:innen zum ersten Mal entgegen. Seit diesem Semester schmückt ein frei-interpretierbares Kunstwerk die Baustelle des Audimax im Neuenheimer Feld. Zwischen Bauschutt und losen Kabeln thront der Hase allerdings nicht allein. Ein zweiter Löffelfreund schaut uns von der Sitzbank aus freundlich entgegen.
Dass wir auf unserem täglichen Weg zur Mensa nun die Häschen auf dem Baugelände bewundern können, zeigt jedoch einen Fortschritt im Bauprozess – zumindest wurde der Bauzaun entfernt, auf dem seit Mai geschrieben stand: „BRINGT EURE FAMILIEN um“. Also haltet die Ohren (oder Löffel?) steif. Wenn schon Geld und Zeit für ein paar Hasen da sind, dürfen wir schon im kommenden Semester im neuen Audimax unseren Vorlesungen lauschen. Die Mediziner:innen müssen nicht mehr die Mathematikon-Bib überfluten und vielleicht steht dann auch der Luftqualitätsmesser im KIP nicht mehr dauerhaft auf Rot.
Offiziell sind diese Angaben allerdings nicht. Meine versendeten E-Mails, um einer Prognose und der Bedeutung der Hasen auf den Grund zu gehen, blieben bis heute unbeantwortet.
von Ann-Sophie Etzelmüller
Dunkelkammer
„Institut für Umweltphysik? Ist das nicht dieses Gebäude neben dem Mathematikon, das eigentlich schon immer eine einzige große Baustelle ist?“ Jein. Ich bin lange genug Feldstudi um mich an Zeiten zu erinnern, in denen man noch die grazile Architektur des INF 229 bewundern konnte. Das waren damals quasi Fifty Shades of Grey. Heute ist es eher Christo-Style – auf Wish bestellt. Jedenfalls wird man nicht mehr lange darüber sprechen und Touristenmassen sind bisher auch noch nicht eingetroffen, um das Kunstwerk zu bestaunen.
Aber warum ist das eigentlich so? Die Jalousien werden erneuert. Dafür wird das Gebäude eingerüstet und seit einigen Wochen auch verhüllt. Immerhin gibt es so jetzt einen ersatzweisen Sonnenschutz. Im Sommer hat man noch bei über 35 Grad Außentemperatur der Sommersonne gefrönt, jetzt im grauen November kann ich mich nicht beschweren, dass es im Büro zu hell ist. Vielleicht auch, weil manche meiner Kommiliton:innen zu meinem Leidwesen regelrecht allergisch auf künstliches Licht reagieren. Einen Vorteil hat es jedenfalls, wenn auf der anderen Seite des Fensters Arbeiter:innen am werkeln sind: Ich fühle mich beobachtet und arbeite direkt ein bisschen produktiver.
von Till Gonser
Bestecklos im Botanik
Im letzten Winkel der Neuenheimer Mensa treffen sich hinter dem kultigen Neonschriftzug „Café Botanik“ alle vom Ersti bis zur Arbeitsgruppe. In der Heimat aller „schnelle“ -Kaffeepausen-Macher lassen sich die vielen sympathisch-sonderlichen Eigenschaften des Heidelberger Feldbürgertums beobachten. Während der monatelang auf der Theke thronende Zettel „Heute keine Pizza“ noch Anlass für wildes Witzereißen war, wird nun der Übergang des Neuenheimer Wohnzimmers in den Zustand eines WG-Zimmers nach ungeplantem Umzug – Eimer, Planen, Klebeband – routiniert akzeptiert. Und um das Bild zu vollenden, wird im Café Botanik seit über einem Jahr ausschließlich mit Pappgeschirr gegessen. Tja, Wasserschaden. Ehrgeizige Naturwissenschaftler:innen stehen so vor ganz neuen Challenges: Trifft man die gigantischen Mülleimer auch noch über die wartende Schlange hinweg? Lässt sich Pizza mit den Fingern zerreißen? Und auch der Natur wird im „Botanik“ endlich wieder freien Lauf gelassen: Abenteuerliche Bodenkonstruktionen weisen darauf hin, dass sich zu den bereits zuvor vereinzelt ins Café verirrten Vögeln nun auch Maulwürfe gesellen könnten. Sichtungen bitte dem NABU melden. Mit einem Ende in diesem Zoo-Gelände rechnet das Studierendenwerk „in den kommenden Wochen“. Wir sind gespannt.
von Charlotte Breitfeld
...studiert Musikwissenschaften und Anglistik im Bachelor und leitet seit dem WiSe 25/26 das Ressort "Weltweit". Am liebsten schreibt sie über politisch und kulturell relevante Themen. Vor allem aber freut sie sich über jede Möglichkeit, spannende Dinge zu recherchieren.
…studiert Politikwissenschaft und Germanistik. Sie wirkt seit Herbst 2023 beim ruprecht mit, nimmt kein Blatt vor den Mund und plädiert stetig für ein Sport-Ressort.
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.
...schreibt über Wissenschaft und Politik und am liebsten über beides in einem. Sie interessiert sich für alles, was zusammenhängt – so auch in ihrem Studienfach, den Biowissenschaften. Für den ruprecht schreibt sie seit dem Sommersemester '24.








