Schmeckt köstlich und sorgt für Full Focus? Ein regelmäßiger Konsum von Energy-Drinks kann ungeahnte gesundheitliche Folgen haben. Ein Blick auf die aktuelle Studienlage.
Aufmerksam bleiben, Müdigkeit verringern und Flügel bekommen. Mit diesen Worten bewirbt der österreichische Getränkehersteller Red Bull seinen namensgleichen Energy-Drink. Egal ob beim Sport, beim Studieren oder bei langen Autofahrten: Red Bull wird, laut Hersteller, weltweit geschätzt und tatsächlich wächst der Absatz jährlich. Einen ähnlichen Energie-Kick versprechen auch viele weitere Marken wie Monster Energy oder Rockstar.
Geschmacklich ist hier für alle was dabei: Aprikose-Erdbeere, Juneberry oder auch Kaktusfrucht. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland steigt – derzeit liegt er bei 8,5 Litern jährlich. Verlockend klingt es, an stressigen Unitagen Schlafmangel und Müdigkeit mit einer kühlen Süße zu kontern und so die nötige Konzentration zu bekommen. Doch was droht bei längerem, gar täglichem Konsum?
Die Verbraucherzentrale warnt davor, dass aufgrund des süßen Geschmacks oft sehr große Mengen in kurzer Zeit getrunken werden. Dadurch können ungewollte Nebenwirkungen wie Nervosität oder Übelkeit entstehen. Langfristig kann ein starker Konsum ein Risiko für die Herzgesundheit darstellen.
Die gängigsten Inhaltsstoffe von Energy-Drinks sind Wasser, Zucker oder Süßstoffe, Vitamine, Mineralien, Aminosäuren, Koffein, Taurin, Inosit und Glucuronolacton.
Taurin ist im menschlichen Körper am Fettstoffwechsel, der Regelung des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems beteiligt. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit durch zusätzliche Einnahme konnte bisher nicht eindeutig belegt werden.
Der Botenstoff Inosit ist sowohl am Fettstoffwechsel als auch am Hormonhaushalt beteiligt und kommt ebenfalls natürlicherweise im menschlichen Körper vor. Glucuronolacton unterstützt den Körper bei der Ausscheidung von Fremdstoffen.
Für diese Inhaltsstoffe sind in der nationalen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung genaue Höchstwerte festgelegt. Für Koffein, das im Wesentlichen für das Gefühl von Wachheit sorgt, gelten ebenfalls strenge Regeln. So darf die Menge an Koffein in einem Liter Energy-Drink 320 Milligramm nicht überschreiten. Die als unbedenklich eingeschätzte Menge an Koffein beträgt bei einer Einzeldosis für einen gesunden Erwachsenen 200 Milligramm und über den gesamten Tag verteilt bis zu 400 Milligramm.
In einer Studie aus dem Jahr 2023 wurde die leistungssteigernde Wirkung von Energy-Drinks bei einer Dosis von zwei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht sowie mögliche Nebenwirkungen untersucht. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe konnten die Testpersonen, die Energy-Drinks konsumiert hatten, ihre Laufzeit in einem Ausdauertest signifikant steigern sowie die Sauerstoffaufnahme verbessern. Einen statistischen Unterschied bei Herzfrequenz und subjektivem Anstrengungsempfinden gab es dagegen nicht. Im Gegensatz zu vorangegangenen Studien mit höheren Koffeindosierungen konnte eine Leistungssteigerung ohne nachteilige Gesundheitswirkungen festgestellt werden.
Andere Studien konnten ebenfalls positive Effekte auf die sportliche Leistungsfähigkeit beobachten, brachten einen übermäßigen Konsum aber auch mit Herz-Kreislauf-Problemen wie Bluthochdruck in Verbindung. Eine Untersuchung an norwegischen Student:innen zeigte einen starken Zusammenhang zwischen dem täglichen Konsum von Energy-Drinks und einer im Schnitt um 30 Minuten verkürzten Schlafdauer. Für Männer wurde außerdem ein zweifach erhöhtes Risiko weniger als sechs Stunden zu schlafen festgestellt.
Laborversuche konnten außerdem eine zersetzende Wirkung aller untersuchten Energy-Drinks auf Zahnschmelz belegen. Die meisten Studien wurden an Erwachsenen durchgeführt. Bei Kindern und Jugendlichen können die Nebenwirkungen weitaus schwerwiegender ausfallen.
Insgesamt betrachtet, deutet die Studienlage zu Energy-Drinks auf eine Vielzahl negativer Effekte, vor allem bei übermäßigem Konsum. Letztlich muss jede:r für sich selbst entscheiden, ob sich der regelmäßige Energie-Kick lohnt oder ob es bessere Alternativen gibt.
Von Eric Klimmer
...studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.