Studieren am Existenzminimum, Bafög-Amt am Belastungsmaximum
Wer zur Zeit in Heidelberg Bafög beantragt, muss lange warten: Vier bis 16 Wochen dauert derzeit die Bearbeitung eines Antrags laut Bafög-Amt. Viele Studierende sehen verzweifelt anstehenden Mietzahlungen entgegen, während vom Bafög-Amt nur ohrenbetäubendes Schweigen zu hören ist.
Das Bafög-Amt nimmt laut eigener Aussage verstärkt die Geldnot der Studierenden wahr und schöpfe alle Möglichkeiten aus, Anträge schnellstmöglich zu bearbeiten. Dennoch sei der Mehraufwand durch Gesetzesänderungen und ausbleibende Auszahlung der Heizkostenzuschusszahlungen erheblich gewesen. Wie schnell ein Antrag bearbeitet werden könne, hängt von der Vollständigkeit der eingereichten Dokumente ab.
Die einfachste Option ist das neue Angebot der Online-Beantragung, das auf der Internetseite des Studierendenwerks zu finden ist. Über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Bafög-Amt Heidelberg kann Marlene* berichten, die wie viele weitere Studierende im letzten Sommer ihren Folgeantrag eingereicht hat und noch immer auf eine Antwort wartet. Wenn sie dem Amt eine Mail schreibt, erhält sie lediglich eine automatische Antwort, über den aktuellen Bearbeitungsstand.
Ein kleiner Lichtblick: Mittlerweile sind laut Studierendenwerk Anträge in Bearbeitung, die Mitte September abgegeben wurden. Da sollte auch Marlenes Antrag dabei sein. Bis jetzt hat Marlene noch keine Informationen erhalten, ob ihr Antrag überhaupt vollständig ist. Sie muss wahrscheinlich noch einige Zeit auf ihre Zahlungen warten. Unterdessen häufen sich im Internet negative Rezensionen von Studierenden, die ihrer Frustration Ausdruck verleihen.
Das Studierendenwerk beantwortet die Kommentare mit dem Hinweis, man solle sich per Mail melden. Eine Verfasserin schreibt unter ihrem Beitrag, man hätte sich nach Wochen der Stille plötzlich genau einen Tag nach ihrer Negativ-Rezension bei ihr gemeldet und ausführlichere Auskunft über ihren Antrag gegeben.
Ein Gespräch mit der Abteilungsleitung des Bafög-Amts Heidelberg wurde leider seit Anfang November immer wieder verschoben, sodass es zu keinem Austausch mit dem ruprecht kam.
*Name geändert
von Emily Maria Burkhart
Emily Maria Burkhart studiert Politikwissenschaften und Soziologie an der Universität Heidelberg und schreibt seit Oktober 2022 für den ruprecht. Sie interessiert sich besonders für das aktuelle politische Geschehen, sowie für alles rund um das studentische Leben in Heidelberg.
Till Gonser studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.