Das neue „Bridge the Gap“-Programm der Landesregierung Baden-Württemberg soll mit dem Motto „Überbrücke die Lücke“ bei Schüler:innen Lernlücken schließen, die sich coronabedingt aufgetan haben. Doch was beinhaltet die schnell aufgelegte Brücke der Landesregierung überhaupt und schafft sie es wirklich effektiv, die Lerndefizite zu schließen?
Das gemeinsame Projekt von Kultus- und Wissenschaftsministerium ist auf den Zeitraum zwischen den Pfingst- und Sommerferien angelegt. In diesem Zeitraum haben Schulen die Möglichkeit, Lehramtsstudierende als Hilfskräfte einzusetzen, um somit die Lernrückstände der Schüler:innen abzubauen. Die Landesregierung unterstützt dabei die Hochschulen und die Schulen in der Koordination und mit einem finanziellen Zuschuss von 250 000 Euro. Beteiligte Hochschulen sind unter anderem die Universitäten Heidelberg, Freiburg und Tübingen sowie die Pädagogische Hochschule Heidelberg.
Der Gedanke, der dahinter steckt: Die Schüler:innen profitieren von den Lehramtsstudierenden, die ihnen bei Schwierigkeiten helfen. Die Lehramtsstudierenden können schon Praxiserfahrung sammeln, die sie auf das spätere Berufsleben vorbereitet. Darüber hinaus werden die Lehrkräfte in den Schulen entlastet, die sonst nicht die Möglichkeit haben, auf die individuellen Belange der Schüler:innen einzugehen.
Die ca. 550 zu vergebenden Plätze waren laut Wissenschaftsministerin Theresia Bauer schnell vergriffen. „Rund 900 Studierende wollen bei „Bridge the Gap“ mitmachen und einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung der durch die Corona-Pandemie bedingten Lernrückstände von Schüler*innen leisten“, lässt sie auf der Homepage des Wissenschaftsministeriums verlauten. Auf das Programm konnten sich Lehramtsstudierende ab dem vierten Fachsemester bewerben. Falls sie einen der Plätze im Programm erhalten haben, so wird ihre Arbeit mit einem Honorar von 15 Euro pro Stunde vergütet. Wie die Arbeit der Lehramtsstudierenden genau gestaltet wird, hängt auch von der jeweiligen Schule ab.
Allerdings ist auch der Landesregierung klar, dass durch dieses kurzfristig aufgelegte Programm die Lernrückstände nur in geringem Maße aufgeholt werden können. Das Pilotprojekt soll Vorarbeit leisten für das große Aufholprogramm des Bundes, das nach den Sommerferien startet. Das damit verbundene Aufholpaket wurde Anfang Mai 2021 beschlossen und ist insgesamt ywei Milliarden Euro schwer. Dabei fließt eine Milliarde Euro in Förder- und Nachhilfemaßnahmen für Schüler:innen, die Nachholbedarf aufweisen. Die andere Hälfte ist für die Abmilderung der psychischen Folgen der monatelangen Schulschließungen angedacht. Bereits bestehende Programme in der Schulsozialarbeit sollen durch die finanzielle Aufstockung zusätzlich gestärkt werden. Ein Augenmerk liegt dabei insbesondere auf sozial benachteiligten Jugendlichen. Kinder aus einkommensschwachen Familien oder Hartz IV-Haushalten erhalten eine einmalige Zahlung von 100 Euro.
Von Joshua Sprenger
Joshua Sprenger studiert Politikwissenschaft und öffentliches Recht und schreibt seit dem Sommersemester 2021 für den ruprecht. Er interessiert sich vor allem für Politik, die unterschiedlichsten Sport-Themen und alles was unsere Gesellschaft gerade so umtreibt. Seit dem Wintersemester 2021/22 leitet er das Ressort Weltweit.
Till Gonser studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.