Was die low-budget Weihnachtsromanze kann
Amerikanisch, praktisch, gut? Wie amerikanische Filmproduzent:innen auf deutsche Weihnachtstraditionen treffen, zeigt die neuste Hallmark Verfilmung „A Heidelberg Holiday“. Heidi Heidelberg: Blond, blauäugig, glasblasend und voller Hoffnung, ihre handgemachten made-in-Amerika Christbaumkugeln auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt zu verkaufen, trifft auf einen gutbetuchten, des „th-“ nicht mächtigen deutschen Tischler. Der Holzhandwerker Lukas ist von der aus Heidelberg abstammenden Heidi begeistert und geht ihr gerne zur Hand. Mit Lukas’ Hilfe verkauft sie ihre Waren und zeigt Heidelberg ihren gut bestückten Stand.
Im Laufe der Reise verliebt sie sich nicht nur in ihn, sondern auch in die wunderschöne Stadt Heidelberg. Die Altstadt Heidelbergs wird durch Drohnenaufnahmen und urige Weihnachtsmarktszenen als Winterwunderland inszeniert. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Stereotypisch aufgeladen feiert eine christlich deutsche Familie amerika- nisierte Weihnachtstraditionen, die Stockings am Kamin werden vom Nikolaus befüllt und dem Adventskranz Bedeutung zugeschrieben, wie gesellschaftliches Engagement oder die Erleuchtung der Dunkelheit.
Die Deutsche Post als Symbol von deutscher Effizienz zielt darauf ab, den amerikanischen Zuschauer:innen einen Lacher zu entlocken und ist mit Alexander Schubert, Teil der heute-show, erstaunlich gut besetzt.Das beschauliche Leben des Tischlers in einer Heidelberger Villa in Schlosslage lädt allerdings zum Nachdenken ein. Mit diesem Job so zu leben scheint nur durch die Heidelberger Weihnachtsmagie möglich zu sein. So wurden auch die amerikanischen Soldaten zurück ins Patrick-Henry-Village gezaubert. Man merkt nicht nur dem inhaltlichen Aufbau des Films das knappe Budget an, sondern auch der nicht vorhandenen Chemie der Protago- nist:innen. Für alle, die nach leichter Unterhaltung suchen und gerne etwas Romantik in die Weihnachtszeit bringen wollen, ist der Film eine wohltuende Auszeit. Für all diejenigen, die genug vom Export amerikanischer Kultur haben, sei gesagt: zum absoluten Höhepunkt fehlte nur noch die Lederhose!
Von Sonja Drick und Alissa Lindemann
Sonja Drick studiert Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre im Bachelor. Sie schreibt seit November 2023 für den ruprecht und kann die Zeitung besser lesen, als sie danach wieder zusammenzufalten.
Till Gonser studiert Physik im Master und fotografiert seit Herbst 2019 für den ruprecht. Von Ausgabe 200 bis Ausgabe 208 leitete er das Online-Ressort, von Ausgabe 205 bis 210 die Bildredaktion.