Aus der Schulzeit dürften den meisten noch einige Regeln einfallen, die rückblickend beschmunzelt werden können: Keine Bleistifte oder Kugelschreiber, Füllerpflicht, Deckweiß- und Tintenkiller- verbot. Ein mancher mag sich auch an das mühsame Erstellen von Hefter-Inhaltsverzeichnissen, oder lange Predigten über dokumentenechte Tinte erinnern. Haben diese Regeln uns eigentlich etwas mitgegeben, außer einer tiefsitzenden Angst, dass unsere Leistungsnachweise misslingen, weil wir unspezifische und sinnlose Formalia versehentlich nicht erfüllt haben?
Eine Angst die, könnte man meinen, an der Uni nachklingt. „Müssen wir in der Klausur mit Füller schreiben?“ fragte jemand bei meiner (und wahrscheinlich auch seiner) ersten Uni-Klausur. Das zanken um Zeilenabstände, Randgröße und Schriftart in Hausarbeiten wird Teils noch in Hauptseminaren zum Thema – viel öfter als Fragen zur Struktur, zum Inhalt, zur Arbeitsweise.
An dieser Stelle bringe ich diesbezüglich frohe Kunde an alle Desorganisierten: Aus persönlicher Erfahrung kann ich berichten, dass auch Klausuren, die mangels Alternative mit pinkem Highlighter oder hell-grünem Gel-Stift geschrieben wurden, durchaus eine wünschenswerte Note erhalten. Es hatte auch keine gute Hausarbeit von mir jemals einen Korrekturrand.
Lässt eure Arbeit zu wünschen übrig, dann wird sie nicht anhand von „Times New Roman, 12pt. 1,5. Abstand“ gerettet. Eure Klausur wird auch nicht besser laufen, weil ihr sie genauso mit Füller schreibt, wie es eure Klassenlehrerin in der vierten Klasse befohlen hat.
Befreit euch von dem Gedanken, dass eine gute Leistung zwingend gewissen ästhetischen Regeln folgen muss: Schreibt in Farben, die euch gefallen, nutzt Schifte, mit denen ihr gut schreiben könnt, und wenn ihr es schafft einen Grund zu finden, an der Uni Deckweiß zu benutzen, dann nur zu. Und hört auf, eure Dozenten und Tutoren mit Fragen nach Formalia zu belästigen. Darauf darf es eigentlich ankommen! Wenn euer Dozent keine Vorlieben äußert, kommt euch das große Geschenk der selbstständigen Entscheidung entgegen.
Habt bitte das Selbstbewusstsein, diese zu nutzen.
Von Kaisa Eilenberger
...studiert seit dem WiSe 2021 im Bachelor in Geschichte und Religionswissenschaft – beim ruprecht ist sie seit Studienbeginn, hat zwischendurch Hochschule mitgeleitet und ist zurzeit im Layout-Team. Bei Gelegenheit produziert sie auch Illustrationen für Artikel und schreibt am liebsten über Medien und internationale Themen.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.