Wer genug von der Ellenbogenmentalität im Marstall hat, kann die Rezepte selbst nachkochen: Ein Erfahrungsbericht
Die Mensen sind das Zentrum des Heidelberger Studi-Lebens. Nur hier gibt es rohen Brokkoli und den billigsten Glühwein der Stadt, gepaart mit Neonlichtern und Salsa-Musik.
Aber was tun, wenn man krank zuhause sitzt und den salzigen Geschmack der Großküche vermisst? Oder wenn das Studiumsende näher rückt und man Abschied nehmen muss vom Banger-Buffet? Wir haben es für euch getestet und drei Original-Rezepte des Caterers in unseren Zwei-Quadratmeter-WG-Küchen nachgekocht! Spinat-Linguine mit Feta ist der erste Versuch – und leider auch der am wenigsten erfolgreiche. Halb aus eigenem Verschulden, halb aufgrund des Rezepts, erhalten wir ein überraschend geschmackloses Abendessen. Aber auch, wenn wir den Spinat früher aufgetaut und die vorgesehene Kochzeit somit nicht um 108 Minuten überschritten hätten, wäre das Gericht nicht weniger trostlos geworden. Ein Verdacht schleicht sich ein: Hat man uns etwa mit Triplex-Rezepten betrogen?
Um dieser Annahme analytisch auf den Grund zu gehen, nehmen wir es beim nächsten Rezept mit den Kochanweisungen umso genauer. Die einzige Ausnahme unserer strengen Wissenschaftlichkeit machen wir bei den Chilischoten, die niemand mehr vorrätig hatte, denn bei einem „Scharfen Linsenragout“ fällt eine Zutat mehr oder weniger sicher nicht ins Gewicht … oder? Das Ergebnis ist jedenfalls ambivalent: Die materiale Eigenart der Linsen übersetzte sich eher weniger gut in ein echtes Ragout-Erlebnis. Dafür gab diese Imperfektion dem Gericht wiederum die eigene Note, die wir bei den Linguine noch vermissten. Wenn man bereit ist, mitleidige Blicke von den Freund:innen auszuhalten, eignet sich das Rezept außerdem wunderbar zum Meal-Prepping. Für das furiose Finale gibt es die „chinesische“ Gemüsereispfanne. Auch hier scheitert unser Gebot, streng nach Rezept zu kochen, an einer Zutat namens „Tamarindenmus“. Dafür halten wir uns akribisch an die geforderte Form, denn es werden „feine Streifen“ für das Gemüse verlangt. Nachdem wir zu dritt – unser Fotograf hilft uns beim Schnippeln – das Gemüse in die allerfeinsten Streifen geschnitten haben, wird es mit Reis, Cashewkernen und zu viel Sojasauce angebraten. Das Rezept wird einstimmig als das Beste befunden, könnte aber noch mit Veggie-Nuggets verfeinert werden.
Unser Fazit: Mensa-Rezepte nachkochen kann man machen, ist allerdings mehr Arbeit und teurer als das Original. Dafür kann man sich die Spotify-Musik aussuchen. Wer es aber selbst wissen will, findet hier die Rezepte zum Nachkochen.
Ein Erfahrungsbericht von
Mara Renner und Anne Steiner
Rezept 1:
Chinesische Reispfanne Zutaten für 4 Portionen:
1 Zucchini
1 Paprikaschote
20 g Ingwer
2 Möhren
1 Lauch
100 g Mungobohnensprossen
100 g Cashewkerne
Etwas Erdnuss- oder Rapsöl
200 g Tiefkühl-Erbsen
2 TL Tamarindenmus (alternativ: Zitronensaft)
25 g Zucker
200 g Basmatireis
4 EL Sojasauce
Den Reis drei- bis viermal waschen und mit etwas Salz kochen. Zucchini und Paprika waschen und putzen. Beides in feine Streifen schneiden. Den Ingwer schälen und fein hacken. Möhren waschen, schälen und in feine Streifen schneiden. Den Lauch putzen, längs aufschneiden und in feine Streifen schneiden. Die Mungobohnensprossen waschen und abtropfen lassen. Die Cashewkerne in einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten. In einer großen Pfanne das Öl erhitzen. Darin das Gemüse und den Ingwer drei Minuten anbraten und währenddessen mit einem Kochlöffel umrühren. Mungobohnensprossen, Cashew-kerne und Erbsen dazugeben und drei Minuten mitbraten. Die Sojasauce, das Tamarindenmus und den Zucker zugeben und verrühren. Den Reis dazugeben und alles gut miteinander vermischen und erhitzen, bis der Reis heiß ist. Mit Salz und Pfeffer nachschmecken.
Hier geht’s zu den zwei anderen Rezepten!
Mara Renner studiert Kunstgeschichte und Politikwissenschaft, seit 2021 schreibt sie über Kurioses aus Politik, Kultur und dem studentischen Leben
Bastian Mucha studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.