Es ist Januar und das Kaspertheater geht in die nächste Runde – statt mit roter
Zipfelmütze mit gelber Föhnfrisur. In Kürze findet Trumps Amtseinführung statt. Wer
schon 2017 die Tage bis zum Ende seiner Präsidentschaft zählte, muss nun erneut die
Ohren steifhalten: Es folgen weitere vier Jahre in der amerikanischen Villa Kunterbunt
mit einem 78-Jahre alten Kleinkind, das sich die Welt macht, widdewidde wie sie ihm
gefällt.
Fast 74 Millionen Menschen finden das geplante Abtreibungsverbot top, den Bau von
Inhaftierungslagern, in denen Migrant:innen vor einer Massen-Deportation
untergebracht werden sollen, super. Nicht einmal die Erwägung eines Einsatzes des
Militärs gegen Zivilisten im eigenen Land konnte die Mehrheit der US-Amerikaner
abschrecken.
Sie haben sich für 48 Monate Chaos im Abo-Modell entschieden, ohne das
Kleingedruckte zu lesen, und buchten: Den Missbraucher im Elfenbeinturm und sein
Gruselkabinett, das sich wie eine Satire auf sich selbst anhört – ein Klimaleugner, der als
Energieminister eingesetzt werden soll, ein Impfgegner und Verschwörungstheoretiker
als Gesundheitsminister, eine Putin-Anhängerin als Inlandsgeheimdienstchefin.
Während also die G7 Jahr um Jahr „Mein rechter, rechter Platz ist leer“ spielen, braucht
man sich über einen Rechtsruck nicht zu wundern. Zudem gilt: Nach der Wahl ist vor der
Wahl und auch hierzulande klopfen die Populisten immer lauter an die Türen des
politischen Zentrums. Trumps ideologische Nachbarn heißen Tino Chrupalla und Alice
Weidel und teilen nicht nur seine Abneigung gegen Zuwanderung – quasi dasselbe in
blau. Es bleibt zu hoffen, dass Deutschland im Februar nicht in die amerikanischen
Fußstapfen tritt und wir uns vierjährige Realitätsflucht-Kreuzfahrten sparen können, wie
sie nun in den USA angeboten werden.
Man kann es den Bürger:innen dieses Landes, in dem das Phänomen des Horrorclowns
seinen Ursprung hat, wohl nicht verübeln. Also reichet dem Hauptdarsteller die rote
Pappnase, um das Ensemble zu komplettieren. Denn nun heißt es: Vorhang auf für die
Ära des politischen Improvisationstheaters!
Von Eileen Taubert
...studiert Französisch und Germanistik. Seit 2022 schreibt sie für den ruprecht über die kleinen und großen Fragen des studentischen Alltags.
...studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.