Geschlechterneutrale Toiletten stoßen auf wenig Widerstand. Trotzdem sind sie an der Uni eine Seltenheit
Wenn menschliche Grundbedürfnisse zum Privileg werden, ist das ein Indikator dafür, dass etwas schiefläuft. Der Großteil der Studierenden musste sich beispielsweise nie Gedanken darüber machen, ob sie die Toiletten in der Uni benutzen dürfen oder nicht. Für andere ist das ein alltägliches Problem. Sven Elbert ist Dozent am Organisch-Chemischen Institut und hat sich dort für eine All Gender Toilette eingesetzt: „Mir wurde beispielsweise von nicht-binären Studierenden berichtet, dass sie ihren Studienalltag so planen, dass sie WC-Gänge vermeiden.“ Daher wird über Unisex-Toiletten im öffentlichen Raum schon seit geraumer Zeit diskutiert, auch innerhalb der Universität. Eine offizielle Regelung gibt es bisher allerdings nicht.
Einige Institute haben in Eigenregie begonnen, ihre Sanitäranlagen mit Papierschildern als geschlechterneutral zu kennzeichnen. Am Historischen Seminar oder am Germanistischen Seminar ist das seit längerem der Fall. Vor kurzem wurde auf diesem Wege auch im Neuenheimer Feld eine neue Unisex- Toilette eingerichtet. „Da ist natürlich die Frage, wie offiziell das ist. Ein Papierschild kann jede:r einfach abreißen, ein Metallschild nicht,“ findet Raven.
Raven ist nicht-binär und benutzt das geschlechterneutrale Pronomen they. They studiert Informatik und setzt sich bereits seit dem vierzehnten Lebensjahr für die Rechte queerer Menschen ein: „Es ist eine Frage der Gleichberechtigung, dass alle hier studieren dürfen und dass sie das vor allem unter würdigen Umständen tun können und das ist momentan nicht für alle.“ Daher engagiert Raven sich seit zwei Monaten beim „It’s fun“ Referat, das sich für Studierende einsetzt, die von geschlechtsspezifischer Diskriminierung betroffen sind. Forderungen nach geschlechtsneutralen Toiletten sind in den letzten Jahren immer wieder von queeren Studierenden geäußert worden.
Dass seitdem trotzdem so wenig passiert ist, liege daran, dass das Thema nicht präsent genug sei: „Ich glaube gerade hier an der Uni sind die Wenigsten tatsächlich dagegen, aber ich glaube, dass das Thema bei vielen als nicht wichtig genug angesehen wird, das erschwert natürlich die Umsetzung,“ sagt Raven. Für die Zukunft wünscht Raven sich eine offizielle Regelung der Universität: „Wir werden uns weiter dafür einsetzen und hoffen, dass wir vonseiten der Uni nicht nur ein ‚finden wir gut‘ bekommen, sondern ein ,da machen wir mit‘.“ Denn die Studierenden nehmen das Angebot gerne an: „Die Resonanz ist bisher ausschließlich positiv,“ so Sven Elbert.
Von Luna Nebija
Bastian Mucha studiert irgendwas mit Naturwissenschaften (Molekulare Biotechnologie) und schreibt seit Sommersemester 2023 für den ruprecht. Neben der Leitung der Bildredaktion ist er vor allem für Illustrationen, Wissenschaft und Satire immer zu haben.