Bock auf Indierock? Die Heidelberger Band Yara macht Straßenmusik in der Altstadt, improvisiert in Rohrbach von Song zu Song und heizt dem Publikum deutschlandweit mächtig ein. Eine Reise vom WG-Zimmer in die Konzerthallen.
Wie habt ihr als Band zueinander gefunden?
Lisa: Wir kennen uns aus dem Internet, ganz unromantisch. Es gibt eine Internetseite, backstagepro, da kann man Anzeigen hochladen, „Musiker sucht Band“. Da hatte ich vor drei Jahren eine Anzeige hochgeladen und hab Jakob und unseren ehemaligen Keyboarder gefunden und zwei Proben später den Gio. Dann haben wir erstmal im WG-Zimmer mit Cajón und Gitarre vor uns hingejammt.
Jakob: Und dann kam dieses Jahr Jacque dazu.
Wie verlief denn der Weg vom WG-Zimmer in die Halle 02?
Jakob: Also es gibt jetzt nicht den einen Leitfaden, an den man sich hält, aber ein Proberaum ist sicher einer der ersten Schritte, den man gehen muss. Aber davon mal abgesehen spielt man dann einfach Gigs und es spricht sich rum, heutzutage macht man dann noch Social Media.
Gio: Wir waren überall auf dem Weg einfach sehr engagiert. Am Anfang war es viel Straßenmusik, um uns ein bisschen zu finanzieren, um unsere Musik unter die Leute zu bekommen, ob sie wollten oder nicht. Irgendwann kam das mit den Konzerten ein bisschen mehr, dann haben wir darauf mehr den Fokus gelegt und viele Erfahrungen gesammelt.
Ist Musik eure Hauptbeschäftigung?
Gio: Wir versuchen, Musik so viel und so professionell wie möglich zu machen. Die Band ist mittlerweile wie ein Nebenjob. Wir investieren da alle mega viel Zeit rein, aber wir brauchen halt Kohle, deswegen haben wir auch noch normale Jobs. Aber wenn es den Startschuss gibt, dass wir uns damit finanziell unabhängig machen können, dann sind wir jederzeit dabei, auch all-in zu gehen.
Wie entstehen eure Songs?
Jakob: Also ich schreibe die Texte und dann spielen die anderen auch ihre Instrumente dazu. Wir jammen, wir spielen irgendwas und probieren rum. Es ist nicht so, dass ich mir was Konkretes überlege und dann ist der Song fertig. Man probiert eher ganz viel durch – manchmal finden wir irgendwas saugeil, in der nächsten Probe verwerfen wir das wieder und irgendwann passt‘s dann.
Gio: Der Jakob kann wirklich auf einem hohen Level improvisieren. Dann spielen wir einfach und er singt irgendwas und wir geben dann Feedback. So entstehen die Grundrisse von unseren Songs.
Lisa: Ich weiß noch, ganz am Anfang hab ich mich gefragt: „Woher hast du diese ganzen Themen und Wörter, die plötzlich aus deinem Kopf raussprudeln?“ Mittlerweile bin ich dran gewöhnt. Unsere Musik und die Texte leben vom Improvisieren und Ausprobieren.
Wie viel Privates steckt in den Songs?
Jakob: Meine Texte sind sehr kryptisch, wenig offensichtlich Privates. Viele Songs beinhalten das trotzdem. Also ich denke mir schon was dabei, aber ich verrate es halt nicht und es ändert sich danach auch wieder. Also bei „Champagner aus dem Aschenbecher“ stell ich mir den Aschenbecher vor, wie der Champagner da drin ist und denk ich mir manchmal: Ich hätte mal wieder Bock, mich im Karl zu betrinken. Das sagt vielleicht über mich aus, dass ich gerne feiere oder saufe und das würde ich nie negieren. Aber es ist auch nicht die explizite Geschichte vom 12. Januar, wo ich so besoffen war. Also es gibt schon einen Sinn. Jeder muss den Sinn selber irgendwie herausfinden.
Gibt’s eine Songzeile, die alle feiern, aber keine:r versteht?
Jakob: Ein Pferd steht auf der Wiese. Aber das ist es ja, was es ausmacht, dass es mehr als eine Zeile gibt, die keiner versteht, aber alle cool finden. Zum Beispiel ist das so, wenn ich singe: Ich bin Maler von Beruf, bin Lackierer von Beruf. Man versteht zwar die Worte, aber man versteht jetzt nicht so einen Sinn, der einem offensichtlich serviert wird.
Gio: Ganz häufig ist das auch bei „Wenn du rauchst“. Da denken viele Leute, dass wir was Positives über Rauchen sagen wollen, aber das wollen wir gar nicht unbedingt.
Warum steht ein Pferd auf der Wiese?
Gio: Wo stehen Pferde denn sonst?
Was fühlt ihr, wenn ihr mit anderen Artists wie z.B. Faber oder AnnenMayKantereit verglichen werdet?
Gio: Am Anfang fanden wir diese Vergleiche mit den großen Bands natürlich cool. Aber uns wurde dann schnell klar, dass wir unseren eigenen Stil machen wollen und nicht immer im Schatten von anderen Musiker:innen stehen wollen. Mittlerweile sind wir ein bisschen davon weggekommen, auch wenn gewisse Ähnlichkeiten natürlich noch da sind. Wir probieren da, unseren Weg zu finden.
Was würdet ihr sagen, was euer Spotify Wrapped über euch aussagt?
Gio: Ich höre gar nicht so viel Spotify wie andere Menschen, weil wir drumrum so viel Musik machen.
Lisa: Ja, bei mir auch. Vor zwei Jahren war es peinlich, da war Yara auf der Eins. Wir hatten da gerade released und dann habe ich die Songs auf Dauerschleife laufen lassen.
Jacque: Ich würde sagen, mein Spotify beschreibt komplett, wer ich bin. Also einerseits von den Podcasts und von der Musik her, andererseits wie viel Musik ich auch höre.
Was ist euer Ziel für die Band?
Jakob: Berühmt werden. Erfolgreich Musik machen, dass man davon leben kann.
Gio: Berühmt werden ist halt das übergreifende Ziel, aber wir haben auch Zwischenziele, wie zum Beispiel das Album zu machen und zu veröffentlichen oder auf irgendwelchen Festivals zu spielen. Wir spielen jetzt auf dem Happiness Festival und sind da über ein Bandvoting reingekommen. Da sind wir sehr engagiert, nehmen uns vor, das zu gewinnen und setzen alles daran.
Jakob: Ich glaube, viele Sachen, die wir jetzt gemacht haben, hätte ich vor drei Jahren wahrscheinlich als Endziel beschrieben. Aber die Ziele verschieben sich natürlich, wenn man immer weiter macht.
Das Gespräch führten Eileen Taubert und Robert Trenkmann
...studiert Französisch und Germanistik. Seit 2022 schreibt sie für den ruprecht über die kleinen und großen Fragen des studentischen Alltags.
...leitet Wissenschaft und studiert nebenbei Geographie in Kombination mit Politikwissenschaft im Master.
Interessenschwerpunkte: ferne Länder, Tagespolitik & Sport.