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Stadträt:innen im Gespräch

von Seraphim Kirjuhin, Darwin Korte und Felix Albrecht
15. Juni 2025
in Ausgabe, Heidelberg, Interview, Online exklusiv, Startseite
Lesedauer: 15 Minuten
0
Stadträt:innen im Gespräch

Grafik: Felix Albrecht

Politik nur von und für Alte und Reiche? Im Heidelberger Gemeinderat gestalten auch junge Menschen die Kommunalpolitik mit. Der ruprecht hat bei sechs von ihnen nachgefragt, wie es ihnen im ersten Amtsjahr ergangen ist

Zara Dilan Kızıltaş (Die Linke):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Schon in meiner Heimatstadt hatte ich mich kommunalpolitisch im Rahmen der Interessenvertretung von Jugendlichen engagiert. Doch erst mit meinem Ankommen bei Die Linke Heidelberg wurde mir bewusst, wie unglaublich wichtig die Kommune für die Daseinsvorsorge und somit für alle mir wichtigen Themen ist. Die Themen, für die ich mich in Bündnissen eingesetzt hatte, wollte ich in das Parlament tragen. Dass meine Perspektive – also die junger Frauen mit Rassismuserfahrung, die aus keinem akademischen Haushalt kommen – im Gemeinderat praktisch nicht existent war, war eine weitere Motivation.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Dadurch, dass der Gemeinderat ein Exekutivparlament ist, werden Sachen, die wir entscheiden, sehr schnell sichtbar. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man mit einem Antrag etwas verändern konnte, und sich diese Veränderung teilweise schon nach wenigen Wochen bemerkbar macht in der Realität von Heidelberger:innen.
Am besten gefällt mir, dass ich so viele Personen und Orte und Ecken von Heidelberg kennenlernen durfte. Das Engagement im Gemeinderat erst erlaubte mir einen Blick außerhalb meiner studentischen Bubble. Besonders die Menschen, die ich so kennenlernen durfte und ihre unterschiedlichen Perspektiven sind eine wahre Bereicherung.
Auch die persönliche Entwicklung, die mir der Gemeinderat ermöglicht hat, weiß ich zu schätzen. Mit 20 kam ich in den Gemeinderat und musste, viel eher als ich anstrebte, lernen mich durchzusetzen. Das bringt mir heute viel.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen und wie gehst du damit um?

Es dauerte etwas Zeit bis die ganzen Abkürzungen Sinn ergaben und noch länger, bis ich den Unterschied zwischen einem Ergebnis- und Finanzhaushalt verstand. Ohne meine Fraktionskolleg:innen Sahra und Bernd wäre all das deutlich schwerer gewesen. Man sollte auch nicht unterschätzen, wie viel Zeit in das Engagement fließt. Mit dem Studium war das deutlich einfacher zu vereinbaren als mit meinem Beruf heute. Auch die (Sitzungs-)Kultur war gewöhnungsbedürftig, denn wie konnte es sein, dass man sich heftig anfuhr, nur um dann zwei Stunden später gemeinsam etwas zu trinken? Dazu gehört auch die (männliche) Rededominanz. Man muss lernen, sich Gehör zu verschaffen und sich durchzusetzen – vor allem als junge, migrantisierte Frau; und ich lerne das immer noch. Und wenn man etwas, das einem am Herzen liegt, doch nicht (direkt) durchsetzen kann, sollte man Geduld haben.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den erfahreneren bzw. älteren Mitgliedern des Gemeinderats aus?

Das kommt ganz drauf an. Von einigen erfahrenen Mitgliedern, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen gerne teilen, konnte ich viel lernen; vor allem viel zu Prozederen. Andere wiederum sind sehr resistent Neuem und Austausch gegenüber.

Was für eine Rolle spielt dein jetziges Ehrenamt im Gemeinderat bei der Planung deiner Zukunft?

Bei der räumlichen Planung meines Berufs spielte mein Engagement eine sehr große Rolle, denn mir war klar, dass ich in Heidelberg bleiben und mein Ehrenamt fortsetzen möchte. Das ist im Lehrberuf nicht immer ganz sicher. Glücklicherweise konnte ich in Heidelberg bleiben. So gerne ich mich im Heidelberger Gemeinderat engagiere und dies gerne so lange wie möglich tun wollen würde, ist mir Dynamik in der Politik ein wichtiges Thema; irgendwann braucht es neue Personen und Perspektiven, sonst kann sich unsere Gemeinschaft nicht weiterentwickeln. Vor allem in dieser Legislatur möchte ich also umso mehr junge Leute für die Kommunalpolitik begeistern und Wissenstransfer ermöglichen.

 

Tim Nusser (FDP):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Um hier mal einen Spruch von Otto Fricke zu leihen: Politik braucht auch Zahlenmenschen. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir pragmatische Politik machen, unabhängig von den einzelnen Parteifarben. Und dass wir uns immer an den tatsächlichen Zahlen und Auswirkungen orientieren, statt weitgreifende Entscheidungen „einfach mal so“ durchzuwinken.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Es geht darum, komplexe Entscheidungen nach bestem Gewissen zu entscheiden. Man kann mit gezielten Rückfragen und Hinweisen das Stadtleben nachhaltig verändern. Das ist zwar eine große Verantwortung und Herausforderung, aber eine, die auch Spaß macht. Denn am Ende geht es darum, über demokratischen Streit die verschiedenen Standpunkte in der Gesellschaft sichtbar zu machen und dann aber auch die Probleme zielgerichtet im Kompromiss zu lösen.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen und wie gehst du damit um?

Ganz konkret sprechen wir gerade über einen Haushalt mit einem gigantischen Defizit – 180 Millionen Euro. Da hilft es nicht zu sagen: „Wir haben es doch vorher gesagt“, sondern nun muss für die konkrete Situation eine Lösung gefunden werden, um das Defizit zumindest zu reduzieren. Für mich persönlich bedeutet das ein schnelles Einarbeiten in sehr komplexe Hintergründe. Mit jedem unserer Änderungsanträge geht immer das Risiko einher, an der falschen Stelle zu sparen – teilweise auch, weil man nicht den gesamten Hintergrund sieht. Das muss man – wie auch den öffentlichen Druck von verschiedenen Akteuren – aushalten, bei Fehlern diese eingestehen und die Anträge anschließend besser machen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den erfahrenen beziehungsweise älteren Mitgliedern des Gemeinderats aus?

Bei uns in der Fraktion ist das sehr vertrauensvoll. Man wird auch im gesamten Gemeinderat immer auf Augenhöhe behandelt – unabhängig von der Länge der Zugehörigkeit.

Was für eine Rolle spielt dein jetziges Ehrenamt im Gemeinderat bei der Planung deiner Zukunft?

Für mich bedeutet es natürlich, dass ich meinen Lebensmittelpunkt auf Heidelberg konzentriere, um diesem Amt gerecht zu werden und die Menschen, die mich und meine Partei unterstützt haben, gut zu vertreten. Es ist jeden Tag eine Herausforderung – aber auch eine schöne!

 

Marvin Frank (SPD):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Besonders wichtig war mir, dass Heidelberg eine Stadt für alle ist beziehungsweise wird. In der SPD ist einer unserer Grundwerte „Solidarität“, das heißt. dass wir an die Vertrauenswürdigkeit und -fähigkeit der Menschen glauben und uns für Gleichberechtigung und soziale Sicherheit in der Arbeitswelt wie im Alltagsleben einsetzen. Gerade in Zeiten von stärker werdendem Rechtsextremismus, von Demokratiefeindlichkeit, Spaltung und mehr Hass in unserer Gesellschaft ist der Einsatz für Solidarität essenziell.

Die SPD Heidelberg steht seit jeher für eine „Stadt für alle“ und gerade jetzt in der schwierigen Haushaltslage, wenn wir mit unseren Änderungsanträgen die sozialen Träger unterstützen und die Erhöhung von Kita-Gebühren und Einschränkung von Schulsozialarbeit verhindern wollen. Damit konnte ich mich stark identifizieren und das hat mich motiviert.

Dazu kam, dass ich hier in Heidelberg studiert habe und ganz klassisch „hängen geblieben“ bin. Als Studi habe ich die Probleme junger Menschen in Heidelberg selbst erlebt – vom schwierigen Wohnungsmarkt über die lückenhaften Radverkehrsverbindungen bis hin zu fehlenden Räumen für junge Menschen – seien es Clubs oder konsumfreie Treffpunkte. Es ändert sich aber auch nur etwas, wenn man diese Perspektive und diese Haltung auch in den Gemeinderat einbringt, weil dort die Entscheidungen fallen, die bestimmen, ob wir in einer gerechten und solidarischen Gesellschaft leben oder nicht.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Man lernt Heidelberg nochmal aus einer ganz anderen Perspektive kennen und versteht besser, warum manche Dinge so sind, wie sie sind und an welchen Stellschrauben man drehen kann und muss, um Veränderungen zu bewirken.

Das Schönste an der Arbeit ist aber der Kontakt mit den verschiedenen Menschen in der Stadt, der sehr bereichernd ist. Es gibt zum Beispiel unglaublich viele Menschen in Heidelberg, die sich ehrenamtlich oder hauptamtlich für ein gutes Miteinander in der Stadt und für Menschen in Not einsetzen. Zu sehen, was sie jeden Tag in der Stadt bewegen, ist beeindruckend. Die Zusammenarbeit mit diesen Menschen – gerade im sozialen Bereich – ist für mich inspirierend und sehr erfüllend, weil man eine starke Vorstellung davon bekommt, worauf es für ein gutes Miteinander in einer Stadt ankommt.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen und wie gehst du damit um?

Die größte Herausforderung für mich ist das sehr zeitintensive Mandat als Stadtrat mit meinem Privatleben, meiner Arbeit als Rechtsanwalt und meinem ehrenamtlichen Engagement zu vereinbaren. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Partnerin mich aktiv bei der Ausübung meines Mandats unterstützt und sehr viel Verständnis aufbringt und mein Arbeitgeber mir viel Flexibilität einräumt.

Der Umgang damit ist nicht immer leicht, aber funktioniert insbesondere deshalb gut, weil wir sehr offen darüber in unserer Fraktion sprechen, die erfahreneren Fraktionsmitglieder mit Rat und Tat zur Seite stehen und wir gute Kriterien zur Priorisierung von Terminen und Themen gemeinsam entwickeln.

Es zeigt sich auch eine Entwicklung weg von der eigentlich ehrenamtlichen Arbeit der Stadträt:innen hin zu einer starken Professionalisierung, sodass zum Beispiel Menschen mit Familie oder in Schichtarbeit es künftig noch schwerer haben werden, das Mandat auszuüben. Künftig wird daher die Frage im Raum stehen, ob das Mandat überhaupt noch als Ehrenamt funktioniert.

Ich halte es aber für wichtig, dass es ein zugängliches Ehrenamt bleibt, denn das Berufspolitiker:innentum würde sich meines Erachtens negativ auf die Zusammenarbeit der demokratischen Parteien und Gruppierungen im Gemeinderat auswirken. Wir sehen diese Entwicklung leider vereinzelt jetzt schon.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den erfahrenen beziehungsweise. älteren Mitgliedern des Gemeinderats aus?

Generell ist der Umgang zwischen den demokratischen Fraktionen und Gruppierungen sehr angenehm und meist auch konstruktiv. Ich hatte von Beginn an das Gefühl, alle Fragen stellen zu können und jede:n ansprechen zu können.

Gerade in der SPD-Fraktion haben wir einen tollen Mix aus erfahreneren und neuen Stadträt:innen. Ich fühle mich in unserer Fraktion sehr wohl, weil ich gerade von meinen erfahreneren Kolleg:innen ernst genommen werde und wir eine Atmosphäre pflegen, in welcher jede Perspektive und auch jede neue oder „junge“ Idee wertschätzend aufgenommen und berücksichtigt wird. Gleichzeitig lerne ich sehr viel von den erfahreneren Kolleg:innen und kann auf ihre Erfahrungen zurückgreifen.

Was für eine Rolle spielt dein jetziges Ehrenamt im Gemeinderat bei der Planung deiner Zukunft?

Stadtrat zu sein ist wirklich eine sehr erfüllende Aufgabe, deshalb ist das Mandat ein wichtiger Aspekt, wenn ich mir überlege, wie es für mich persönlich und beruflich weitergehen soll. Das Mandat sehe ich aber nicht als Sprungbrett, um mich für „höhere“ Funktionen innerhalb meiner Partei oder der Politik im Allgemeinen zu empfehlen und so plane ich auch nicht. Ich denke auch nicht, dass man dem Mandat gerecht wird, wenn man ständig auf den nächsten Schritt schielt und versucht, sich (persönlich) zu vermarkten. Da bleibt die inhaltliche Arbeit und teilweise auch das gute Miteinander mit den anderen Fraktionen und Gruppierungen auf der Strecke. Von außen sieht das in den sozialen Medien dann vielleicht beeindruckend aus, aber ist mehr Politik-Show als tatsächlich konstruktive politische Arbeit. Ich kann nur empfehlen, die – grundsätzlich öffentlichen – Ausschuss- und Gemeinderatssitzungen zu besuchen und sich selbst ein Bild von der Arbeit des Gemeinderats zu machen.

 

Frieda Fiedler (Bündnis 90/Die Grünen):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Ich kenne Heidelberg schon seit meiner Kindheit und schätze die Stadt sehr – gerade weil sie so jung, lebendig und vielfältig ist. Gleichzeitig sehe ich viele Herausforderungen: Der Wohnungsmarkt ist für Studierende extrem angespannt, und es fehlt an Orten, wo junge Menschen unkompliziert zusammenkommen und feiern können. Auch die vielfältige Kulturszene liegt mir am Herzen – sie braucht Raum, Wertschätzung und verlässliche Förderung. Deshalb wollte ich nicht nur zuschauen, sondern mitgestalten.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Mir macht die Arbeit im Gemeinderat wirklich viel Freude, weil ich das Gefühl habe, konkret etwas mitgestalten und entscheiden zu können. Der Gemeinderat hat in Heidelberg eine starke Stellung und vertritt die Interessen der Bürger:innen gegenüber der Verwaltung – das ist ein großer Anspruch, aber auch eine tolle Aufgabe. Besonders positiv überrascht hat mich, wie respektvoll und oft sogar freundschaftlich der Austausch mit den anderen demokratischen Fraktionen ist.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen und wie gehst du damit um?

Die größte Herausforderung ist für mich das Zeitmanagement – es gibt eigentlich jeden Tag einen Termin, bei dem man das Gefühl hat, dabei sein zu müssen. Nicht alles auf einmal machen zu wollen, ist etwas, woran ich noch arbeite. Inhaltlich beschäftigt mich gerade besonders unsere dramatische Haushaltslage, die ich als sehr besorgniserregend empfinde. Sie wird uns im Gemeinderat auch in den kommenden Jahren konstant herausfordern und Entscheidungen deutlich schwieriger machen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den erfahreneren beziehungsweise. älteren Mitgliedern des Gemeinderats aus?

Diese Zusammenarbeit erlebe ich als sehr bereichernd. Ich schätze die Erfahrung meiner älteren Kolleg:innen – innerhalb meiner Fraktion ebenso wie darüber hinaus – und freue mich, wenn ich von ihnen lernen kann. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass meine Perspektive als jüngere Heidelbergerin gesehen und ernst genommen wird – zumindest in meiner Fraktion. Auch der regelmäßige Austausch mit ehemaligen Stadträt:innen, nicht nur aus meiner Partei, ist mir wichtig und gibt mir oft hilfreiche Impulse. Diese transgenerationale Zusammenarbeit empfinde ich nicht nur für meine Arbeit im Gemeinderat, sondern auch persönlich als großen Gewinn.

Was für eine Rolle spielt dein jetziges Ehrenamt im Gemeinderat bei der Planung deiner Zukunft?

Ich bleibe – anders als viele junge Menschen nach ihrem Abschluss – in Heidelberg, weil ich mich dieser Stadt sehr verbunden fühle und mich auf die kommenden Jahre im Gemeinderat freue. Die Arbeit dort hat meinen Blick für politische Prozesse geschärft und mir gezeigt, wie viel man durch Engagement vor Ort bewegen kann. Das motiviert mich auch über die Kommunalpolitik hinaus aktiv zu bleiben – deshalb kandidiere ich bei der kommenden Landtagswahl als Zweitkandidatin für die Grünen Heidelberg. In welcher Form ich mich langfristig weiter engagiere, ist für mich noch offen – klar ist aber: Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, wird auch in Zukunft ein zentraler Teil meines Lebens bleiben.

 

Klaudia Rzeźniczak (Heidelberg in Bewegung):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Ich habe es nicht geplant, bei der Gemeinderatswahl zu kandidieren. An einem Samstagvormittag gehe ich zum ersten Mal zu einem Treffen von HiB und bin eingenommen davon, wie niedrigschwellig, zugänglich und interessant Kommunalpolitik sein kann. Und an einem anderen Samstagvormittag werde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auf Platz 2 zu kandidieren. Ich komme aus einer migrantischen, eher politikverdrossenen Familie – da war Politik zu machen etwas, was irgendwelche hohen Tiere da oben machen. Und dann saß ich plötzlich inmitten von sehr unterschiedlichen Menschen auf zwei Sofas und wir diskutierten darüber, was man in der Stadt besser machen könnte, was es bräuchte, und was wir konkret, einfach Bürger:innen ohne Mandat, in der Stadt tun können. Mir ist dann wirklich klar geworden, wie viel Mitgestaltungsmöglichkeit jede:r Einzelne hat. Klar dachte ich am Anfang: „Was soll ich im Gemeinderat – ich habe doch wenig politische Erfahrung.“ Aber irgendwo ging es auch darum, dass es doch eben auch einer jungen Person, einer Studentin, einer migrantischen und queeren Person, einfach einer Bürgerin möglich sein sollte, Politik mitzuentscheiden. Die Erfahrung wird man mit der Zeit erlangen und eben nur durchs Tun. Aber die Perspektive die man einbringt ist das, was den Gemeinderat, der ja doch recht sozial homogen und privilegiert ist, bereichert. Letztendlich war ich auch einfach sehr gespannt auf diese Aufgabe. Ich hatte mir ein paar Monate zuvor gedacht, dass ich mich gerne mehr engagieren möchte, ein aktiverer Teil der Gesellschaft sein und dann unerwartet wie es war, bot sich die Möglichkeit dazu und ohne ganz zu wissen, was mich erwartet, ließ ich mich darauf ein. Und bin froh darüber.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Dass ich so viel vom Stadtleben mitbekomme, die Lebendigkeit der Stadt viel bewusster wahrnehme. Davor war ich studien- und arbeitsbedingt in einer Uni- und Theater-Bubble. Jetzt sehe ich, wie vielfältig die Stadt ist, wie viel Engagement es hier gibt, wie viel Kultur, wie viel los ist. Ich habe viel Wertschätzung und Respekt dafür. Das ist sehr aufbauend zu sehen, dass es Communities gibt, wie viele Menschen die Stadt gestalten, Ideen haben, aktiv sind, Heidelberg lebenswerter machen möchten, so viel von sich für andere geben.

Die gemeinderätliche Tätigkeit ist generell extrem lehrreich, nicht nur die Abläufe der Gremien und die Spielregeln der Politik, sich auseinandersetzen mit Baurecht, nachhaltiger Stadtentwicklung, Mobilitätskonzepten, sozialen Beratungsangeboten und Entwicklungen, aber auch das zwischenmenschliche, die Kommunikation, öffentliches Sprechen und Diplomatie. Es ist auch ein Test für eine:n selbst. Für die eigenen Werte und die Werte der Menschen die man repräsentiert, einzustehen und gleichzeitig auch eine Offenheit bereithalten, dafür dass es meist nicht nur ein Richtig gibt, dass man auf verschiedene Perspektiven hört.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen und wie gehst du damit um?

Die Dinge gehen meist nicht so einfach und so schnell, wie man es sich wünschen würde. Man kommt mit einem Wahlprogramm voll guter Ideen und dann ist da der fatale Haushalt, da ist die Bürokratie, die Entscheidungen der ehemaligen Gemeinderäte, mit denen man jetzt arbeiten muss (die versiegelte Bahnstadt und bereits beschlossene Prestigeprojekte), die Vorbestimmung aus der Landes- und Bundesebene Sperrzeiten und Bezahlkarte), die inter- und intrafraktionellen Differenzen, die teilweise aus Bürger:innensicht unersichtlichen Spielregeln der Politik, die nicht nur der Gemeinde, aber leider zum Teil auch dem Selbstzweck des Wiedergewähltwerdens, dienen. Und teilweise die Unwilligkeit zur Veränderung. Heidelberg ist schon eine bürgerliche Stadt. Der Reality Clash, dass einige tatsächlich keine Veränderung wollen. Sich zwar beispielsweise für mehr bezahlbaren Wohnraum aussprechen, aber nicht tatsächlich dafür einzusetzen. Schließlich wird ein Großteil der Wohnungen in Heidelberg privat vermietet. Für Eigentümer lohnt es sich nicht, wenn Mietpreise sinken. Klar kann die Stadt, also Verwaltung oder Gemeinderat, einem Bauvorhabensträger vorschreiben, wie viele Stockwerke, wie viele Wohnungen entstehen. Was wir aber machen können, ist, Ausschreibungen konkret nach diesen Kriterien zu richten. Eine andere Herausforderung ist, eine Balance mit gutem Gewissen zu finden – denn wenn man seine Arbeit als Stadträt:in wirklich gut machen möchte, sich in alle Themen gut einlesen möchte, mit allen Betroffenen ins Gespräch kommen will, wäre es weit mehr als ein Vollzeitjob. Das ist nicht stemmbar. Nicht wenn man normal arbeitet und studiert. Man muss sich auch manchmal daran erinnern, dass man auch andere Rollen im Leben trägt.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den erfahrenen beziehungsweise älteren Mitgliedern des Gemeinderats aus?

Sehr unterschiedlich. Einige sind sehr transparent und ehrlich, bereit ins Gespräch zu kommen, Abläufe zu erklären, Kontextinformationen aus der Vergangenheit zu geben. Von anderen wird man kaum wahrgenommen. Gleichzeitig bewundere ich das Wissen und den Einsatz einiger erfahrener Stadträt:innen, teilweise hinterfrage ich die Gängigkeiten, die sich so etabliert haben, aber nicht unbedingt förderlich sind. Dieser Gemeinderat hat auch deutlich mehr neue und zum ersten Mal antretende Mitglieder als zuvor – weniger Erfahrung aber eine Möglichkeit für einen Kurswechsel.

Was für eine Rolle spielt dein jetziges Ehrenamt im Gemeinderat bei der Planung deiner Zukunft?

Nun es definiert schon meinen Lebensschwerpunkt für fünf Jahre und damit auch, wie man sein Leben lenkt, welche Chancen man wahrnimmt, ob man den Erasmus-Aufenthalt macht und falls ja wann, ob man es sich erlauben kann für ein Praktikum für ein paar Monate woanders hinzugehen. In meinem Fall nehme ich damit in Kauf, dass ich fünf Jahre lang fast täglich 3 Stunden im Zug verbringe, ich habe nämlich zeitgleich mit dem Mandatsantritt auch ein neues Studium in Karlsruhe begonnen, muss aber, um im Heidelberger Gemeinderat tätig zu sein, auch hier mit dem Erstwohnsitz gemeldet sein. Ich habe mir für mein Leben etwas anderes vorgenommen, als Berufspolitikerin zu sein. Ich werde auf jeden Fall politisch aktiv bleiben und mich für soziale Veränderung einsetzen, aber dafür gibt es viele verschiedene Wege.

 

Yasmin Renani (CDU):

Was hat dich dazu bewegt, für die Gemeinderatswahl in Heidelberg anzutreten?

Mich hat eine Kombination aus persönlicher Frustration und politischem Gestaltungswillen motiviert. Die weltpolitische Lage, das Erstarken autoritärer Tendenzen und die Erosion demokratischer Strukturen haben in mir ein starkes Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit geweckt. Gleichzeitig entstand in meiner Partei zur selben Zeit ein sichtbarer Wunsch nach Erneuerung und Diversität – und ich wurde ganz konkret angesprochen, mich einzubringen.

Durch mein langjähriges Engagement in hochschulpolitischen Gremien wie dem Universitätssenat, meine Erfahrungen als Werkstudentin in verschiedenen Heidelberger Unternehmen sowie meine parteipolitische Arbeit habe ich mich sowohl persönlich als auch fachlich bereit gefühlt, Verantwortung zu übernehmen.

Was gefällt dir an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?

Vor allem die Vielseitigkeit. Ich liebe interdisziplinäres Arbeiten – und genau das fordert und fördert ein kommunalpolitisches Mandat auf ganz eigene Weise. Mir ist in den letzten Monaten besonders bewusst geworden, wie sehr Heidelberg von der Vielfalt und dem Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger getragen wird. Ob im sozialen Bereich, in der Kultur, im Sport oder in der Vereinslandschaft – es sind Menschen, die mit Leidenschaft und Überzeugung Verantwortung übernehmen, die das Leben in unserer Stadt prägen und zusammenhalten.

Viele dieser Initiativen arbeiten oft im Hintergrund, ohne großes Aufsehen – und dennoch leisten sie einen unschätzbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander. Dieses Engagement zu erleben und aktiv mitzugestalten, ist für mich eine große Bereicherung. Es ist ein gutes Gefühl, nicht nur zuzusehen, sondern mit dem eigenen Einsatz ganz konkret an der Weiterentwicklung unserer Stadt mitwirken zu können – sei es durch politische Entscheidungen, durch Präsenz bei Veranstaltungen oder durch den direkten Austausch mit den Menschen vor Ort.

Auf welche Herausforderungen bist du gestoßen – und wie gehst du damit um?

Das Mandat ist viel identitätsstiftender, als ich erwartet hatte. Es prägt den Alltag, erzeugt mentalen Druck und erfordert ständige Verfügbarkeit – auch neben Studium und Beruf. Man ist häufiger im Fokus und muss sich in kürzester Zeit auf neue Personen und Themen einstellen. Die Vielfalt im Gemeinderat erzeugt produktive Diskussionen und schärft das eigene Verständnis, führt aber auch zu Reibungen. Ich arbeite kontinuierlich daran, meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und besser mit dem Druck umzugehen. Reflektion, Selbstfürsorge und der Austausch im Team helfen mir dabei sehr.

Wie erlebst du die Zusammenarbeit mit erfahrenen beziehungsweise älteren Mitgliedern im Gemeinderat?

Sehr positiv. In meiner Fraktion fühle ich mich von Anfang an auf Augenhöhe, ernst genommen, geschützt und gleichzeitig gefordert. Unsere Zusammenarbeit ist stark teamorientiert, und der generationenübergreifende Austausch ist für mich eine große Bereicherung. Auch fraktionsübergreifend gibt es viele hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen, die ihre Erfahrungen teilen. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann – und empfinde es als sehr wertvoll, dass man auch dann Unterstützung erfährt, wenn man manche Gepflogenheiten noch nicht kennt.

Welche Rolle spielt dein Ehrenamt bei der Planung deiner Zukunft?

Ehrlich gesagt hätte ich meinen Master gerne in einer anderen Stadt oder im Ausland gemacht – ich bin grundsätzlich gerne unterwegs. Aber durch das Mandat bin ich nun bewusst einige Jahre an Heidelberg gebunden. Längere Auslandsaufenthalte sind derzeit nicht möglich. Gleichzeitig gibt mir diese Entscheidung auch Stabilität und die Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen. Jetzt, wo ich die Vielschichtigkeit der Aufgaben vor Ort kenne, habe ich das Gefühl, nichts zu verpassen – im Gegenteil: Ich habe das Privileg, ganz konkret mitgestalten zu dürfen.

Die Interviews führten Seraphim Kirjuhin und Darwin Korte

Seraphim Kirjuhin
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...studiert (noch) am Südasien-Institut moderne indische Geschichte und Anthropologie, begeistert sich für Politik, stöbert gerne in seiner Lieblingsbuchhandlung in der Plöck und hat sein Herz in Heidelberg verloren. Beim ruprecht ist er seit 2025.

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...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.

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Tags: EhrenamtHeidelbergInterviewLokalpolitikNr. 215Online ExklusivPolitikStadtrat

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