In der Alten Aula will das Forschungsinstitut Kontinuität und Entwicklung zeigen
Am 19. Dezember 2024 feierte das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in der Alten Aula sein 100-jähriges Bestehen. Das Programm war fast identisch mit dem der 50-Jahr-Feier von 1975, die ebenfalls in der Alten Aula stattfand, und spiegelte Kontinuität wider. Doch das Institut hatte sich – wie die deutsche Gesellschaft – tiefgreifend verändert.
Das Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht (MPIL) in Heidelberg ist eines der weltweit führenden Forschungsinstitute auf seinem Gebiet. Es widmet sich der Grundlagenforschung in den Bereichen vergleichendes öffentliches Recht, Völkerrecht, Europarecht, Verfassungsrecht und Menschenrechte. Das Institut ist Teil der renommierten Max-Planck-Gesellschaft, einer der international angesehensten Organisationen für wissenschaftliche Forschung.
Die Eröffnung des Abends war ein Spiegelbild der Entwicklung des MPIL: Ein Jazz-Trio und zwei weiß gekleidete Tänzerinnen eroberten den Raum mit einer modernen Performance, die im starken Gegensatz zur förmlichen Atmosphäre des dunklen, mit führenden Jurist:innen und Rechtswissenschaftler:innen Deutschlands gefüllten Auditoriums stand. Im weiteren Verlauf des Abends hielten die Direktoren des Instituts sowie hochrangige Vertreter der Max-Planck-Gesellschaft, des Bundesverfassungsgerichts, des Europäischen Gerichtshofs und der Universität Heidelberg Reden, in denen sie die Leistungen des MPIL würdigten und seine Bedeutung angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen in der Ukraine, Israel und Syrien hervorhoben.
Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Philipp Glahé, Historiker am MPIL. Glahé hat in den vergangenen zwei Jahren die Geschichte des Instituts erforscht und seine Ergebnisse in einem Blog dokumentiert. Die Geschichte des Instituts sei „immer ein Problem“ gewesen, schreibt er, vor allem in Bezug auf die NS-Zeit. So war das Institut im Dritten Reich auch an der Kriegsvorbereitung beteiligt. Jahrzehntelang habe es gezögert, sich dieser Vergangenheit zu stellen. Dies habe sich auch 1975 gezeigt, als bei den Jubiläumsfeierlichkeiten die Zeit des Dritten Reiches nicht erwähnt wurde.
In seinem Vortrag gab Glahé einen aufschlussreichen Überblick über die Geschichte des Instituts, stellte die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Instituts in einen Kontrast dazu und lobte die Fortschritte, die das Institut bei der Aufarbeitung seiner Geschichte im Dritten Reich gemacht habe. Die Rolle des Max-Planck-Instituts während der NS-Zeit blieb jedoch erneut unerwähnt. In einem Interview mit Glahé sagte er: „Wenn man ein Jubiläum feiert, soll es ja ein Fest sein. Man soll die Dinge, also die schönen ansprechen und die nicht so schönen ansprechen.“ Die „nicht so schönen“ fehlten jedoch in seiner Rede.
Der 100. Geburtstag des Max-Planck-Instituts ist ein Zeichen der Kontinuität und der Entwicklung. Für die Zukunft stellt sich die Frage, wie sich das Institut mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen wird.
Von Isabel Fellenz
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.