Diesmal geht die Reise nach Bosnien: Ein Rezept für innere Wärme in der kalten Jahreszeit
Als wir dieses ruprecht kocht geplant haben und Lajla ein Gericht aus Bosnien vorschlug, dachte sie erst daran, einen Kuchen zu backen. Doch irgendwie hat es uns der Gedanke an ein bis ins Mittelalter zurückreichendes Gericht dann doch etwas mehr angetan, und genauso soll es euch jetzt auch gehen. Denn das Gericht, auf das wir die nächsten drei Stunden in meiner WG-Küche warten, ist nichts Gewöhnliches. Das Rezept für „Bosanski Lonac“ oder auch „Bosnischer Topf“, ist ein Eintopf, der sich schon lange durch die Geschichte zieht. Es ist ein sehr vielfältiges Gericht, wobei wir uns für die traditionellen Grundzutaten entschieden haben: Kartoffeln, Karotten, Paprika, Tomaten(sauce), Weißkohl, Zwiebeln und Knoblauch. Ganz traditionell gehören auch noch grobe Fleischstücke ins Rezept, wir verwenden eine vegane Sojaalternative.
Als allererstes geht es ans Schnippeln. Wir schneiden die Zutaten in grobe, aber möglichst gleichmäßige Stücke und sammeln diese in Schüsseln auf dem Tisch. Die kleingehackten Zwiebeln und den Knoblauch brät Lajla schonmal in dem großen Topf an, während ich noch die letzten Kartoffeln viertele. Wenn (veganes) Fleisch verwendet wird, kommt das auch dazu und wird mit angebraten, bis es leicht gebräunt ist.
Danach den Topf wieder von der Platte nehmen und ab ans Schichten. Wie bei einer Lasagne wird mit einer Zutat nach der anderen eine Schicht im Topf gelegt. Erst das Fleisch, dann Karotten, Kartoffeln, Kohl, Paprika und, wenn vorhanden, Tomaten. Dies wird wiederholt, solange der Vorrat reicht. Wenn das Schichten beendet ist, wird der Topf noch mit Flüssigkeit gefüllt. Wir vermischen dafür einfach einen Liter Gemüsebrühe mit passierten Tomaten und würzen mit Salz, Pfeffer und Paprika edelsüß. Lorbeerblätter kann man ebenso hineingeben und sie am Ende wieder rausfischen, wodurch es zu einer noch intensiveren Geschmacksexplosion kommt.
Mit dem flüssigen Gemisch füllen wir den Topf soweit, dass alle Schichten davon bedeckt sind. Dann kommt Backpapier über den Topf, das mit einem Band am Topf festgebunden und oben mit mehreren Löchern versehen wird. So wird der Topf ganz fix zu einer Art Dampfgarer umgewandelt, der anschließend direkt wieder circa drei bis vier Stunden auf die Herdplatte kommt. Ganz traditionell wird das Gericht in einem Tontopf zubereitet. Lajlas Familie hat sogar noch einen aus dem zweiten Weltkrieg im Keller stehen, aufgrund einer fehlenden Beschichtung ist dieser für unsere Kochaktion aber leider nicht mehr geeignet. Dafür muss mein simpler Edelstahlkochtopf jetzt herhalten, der uns ebenfalls beste Dienste leistet. Nach dem Schichten hat man erstmal Freizeit. Kein zwischenzeitiges Umrühren oder andere Betreuung notwendig.
Während wir das Gericht mit gezwungener Geduld auf dem Herd vor sich hin köcheln lassen, erzählt Lajla mir von der Geschichte des Rezepts. Dieses reicht nämlich bis ins Mittelalter zurück und wird von Lajlas Mutter auch als „Arme-Leute-Essen“ bezeichnet. Besonders durch die Möglichkeit an Variation ist der Eintopf auf viele Lebenslagen anpassbar. So kann das Fleisch, zum Beispiel wegen zu hoher Preise, weggelassen oder noch weitere Zutaten hinzugefügt werden.Nachdem wir für drei Stunden über alles mögliche geredet haben, ist es Zeit zu probieren. Normalerweise lässt man den Eintopf bis zu 4 Stunden köcheln, da man so sicherstellen kann, dass das Fleisch durch ist. Eine Sorge, die einen bei der veganen Version kaum beschäftigen muss. Der Essensduft ist inzwischen durch die ganze Wohnung gezogen und wir haben beide ziemlich Hunger. Für den ersten Probe-bissen wird Lajla’s Mutter per Video-Call dazugeschaltet, immerhin ist es das erste Mal, dass ihre Tochter das Familienrezept nachgekocht hat. Jetzt ist sie sehr stolz, den Löffel weitergeben zu können. Mir schmeckt „Bosanski Lonac“ unglaublich gut und auch Lajla ist mit dem Ergebnis unserer Kochaktion zufrieden, obwohl sie nicht der größte Paprikafan ist. Doch genau für diese Präferenzen finden wir die Vielfalt des Gerichts ideal.
Auch von weiteren Stimmen erhält das Rezept positive Bewertungen. Lajlas Mutter bekommt von ihr eine Portion vorbeigebracht und bei meinem Mitbewohner werden wohlige Kindheitserinnerungen geweckt. Es lässt sich also sagen: Das Nachkochen ist definitiv empfohlen. Guten Appetit!
Leah Bohle und Lajla Hujdur greifen für das Spar-Mindset der Studis sogar auf Tipps aus dem Mittelalter zurück.
Zutaten
Rezept für ca. 5-6 Personen:
– 1 Zwiebel
– 2 Knoblauchzehen
– 400 g Fleisch/ vegane Alternative
– 4 Karotten- 500 g Kartoffeln
– 5 Blätter Weißkohl
– 4 Paprikas
– 200 ml Tomatensauce
– 1l Wasser
– 2 EL Gemüsebrühe
– Paprikapulver
– Salz/Pfeffer
...studiert Biowissenschaften und schreibt … nichts. Er layoutet und illustriert seit 2023 für den ruprecht.





