Das Einzige, was dich fickt, ist die Klausurenphase? Tja, wer ficken will muss freundlich sein. Und vor allem selbstbewusst. Das wird in einer Welt, in der sich geschlechterspezifische Rollenverständnisse (zum Glück) wandeln, für emanzipierte Menschen schnell problematisch: Der Balanceakt zwischen rücksichtvoll, nicht zu aufdringlich, aber trotzdem noch selbstbewusst und „man selbst“ sein, endet oft in der Schüchtern-Schublade.
Blöd, denn im Geschirrschrank der Liebe ziehen schüchterne Töpfe, auf der Suche nach dem passenden Deckel, regelmäßig den Kürzeren. Zu Unrecht: Statistisch gesehen sind sie oft nicht nur langlebiger (treuer) als die selbstbewussten Konkurrenzprodukte, sondern auch empathischer und verlässlicher.
Die kollektive Einsamkeit der Schüchtern-Schublade ergießt sich im Onlinehandel. Auf Dating-Plattformen sorgen profitorientierte Algorithmen dafür, dass du ganz sicher nicht das Kochutensil deiner Träume findest. Die eine Hälfte der Deckel sucht eh nur Wegwerfprodukte für zwischendurch und die andere Hälfte ist entweder langweilig, kommunikationsunfähig oder steht noch im Küchenschrank der Eltern. Und dann gibt es noch den Thermo-Mix: kann alles, will alles, macht alles. Was ein perfekter Mensch – äh, Maschine. Kann man sich nur leider nicht leisten und in den meisten Fällen auch nicht adäquat bedienen.
Wenn du dich als rücksichtsvoller, kratzfester Top-Topf also nicht gleich mit dem erstbesten Standard-Deckel zufriedengibst oder gar wert auf Langlebigkeit oder die Abwesenheit von krebserregenden Stoffen legst, wird es also mitunter frustrierend am Herd der Herzen. Weitersuchen lohnt sich trotzdem, denn mit wirklich passendem Kochgeschirr, ist es wie mit alter Liebe: es rostet nicht. Wer billig kauft, kauft bekanntlich doppelt und wirklich niemand will in 20 Jahren den Kindern erklären müssen, warum der einst so tolle Deckel erst auf der Couch und dann auf dem Sperrmüll landet.
Also bleibt picky, bleibt geduldig, lasst nichts anbrennen und bedenkt immer: Liebe geht zwar durch den Magen, aber wirklich nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Eine Glosse von Robert Trenkmann
...leitet Feuilleton und studiert nebenbei Geographie in Kombination mit Politikwissenschaft im Master.
Interessenschwerpunkte: ferne Länder, Tagespolitik & Sport.
...studiert molekulare Biotechnologie und ist seit dem Sommersemester 2023 beim ruprecht. Meistens schreibt sie wissenschaftliche Artikel oder über das studentische Leben. Seit November 2023 kümmert sie sich außerdem um die Website und den Instagram-Kanal des ruprecht.









