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Ohren auf bei der Albenwahl 

von Louisa Büttner, Robert Trenkmann, Aimee Traue, Nina Dettmann und Emilio Nolte
18. November 2025
in Ausgabe, Feuilleton, Musik, Startseite
Lesedauer: 4 Minuten
0
Ohren auf bei der Albenwahl 

SSIO ft. Taylor Swift

Swifties aufgepasst, SSIO hat eine neue Platte rausgebracht! Wir rezensieren für euch die gehyptesten Alben des Oktobers

RezenSSIOn

Legt die Halskrausen an und schmiert euch Voltaren auf den Nacken: SSIO erobert nach über vier Jahren Pause mit fetten Kopfnickerbeats den Deutschrap-Thron zurück. Mit seinem neuen Album „Alles oder Nix“ knüpft der Rapper nicht nur an alte Erfolgsmuster an, sondern legt nochmal eine ordentliche Schippe drauf und das sogar noch vor GTA VI. Beats, Flow, Lines – alles scheint ausgereift und auf den Punkt, weswegen das Album völlig zurecht direkt nach Release auf Platz Eins der deutschen Albumcharts schoss.

Ursächlich dafür ist mit Sicherheit auch eine der herausragendsten Promo-Phasen der Musikgeschichte. Mit einer Flut an völlig absurden, aber irre witzigen Kurzvideos mit Gästen wie Frederick Lau und Farid Bang, Auftritten in Podcasts und Show-Formaten (wie einer Mütter-Verkupplungs-Show) und einer Live-Performance in Jan Böhmermanns ZDF Magazin Royale, schaffte es SSIO einen Hype weit über seine Fanbase hinaus aufzubauen.

Der SIM-Karten-Rapper und Liebhaber übergewichtiger Frauen (vor allem Mütter) kommt ursprünglich aus Bonn. Hier wurde er 1989 als Ssiawosch Sadat geboren. Er wuchs in der Hochhaussiedlung Tannenbusch auf und entwickelte dort einen Rapstil, der rohe Straßenrealitäten mit scharfem Witz und sarkastischem Unterton verbindet. Als Teil des Labels „Alles oder Nix Records“ rund um den mittlerweile verstorbenen Goldräuber Xatar prägte er eine Ära, in der Authentizität und Selbstironie kein Widerspruch waren. Während andere Rapper sich in Imagepflege verloren, blieb SSIO direkt und derb, aber immer sympathisch. Er nimmt in seinen Texten niemanden ernst, auch nicht sich selbst und macht sich damit unangreifbar.

Legt die Halskrausen an und schmiert euch Voltaren auf den Nacken

Das trifft auch auf sein neues Album zu. Neben gewohnten Inhalten, wie Straßen-Lifestyle, BWL studieren, Gras handeln und rauchen, sowie ganz viel Sex, begeistert die Platte immer wieder mit gesellschaftskritischen Lines. „Sei ma’ ehrlich. Denkst du ein virales TikTok bringt dich raus aus dem Ghetto-Block“ oder „Ich habe nur gelogen, so wie Friedrich Merz“ sind nur zwei Beispiele. Auch Annalena Baerbock, El Hotzo und Felix Lobrecht werden aufs Korn genommen. SSIO versteht es einfach, neben Humor auch aktuelle Themen aufzugreifen, ohne dabei Trends hinterher zu jagen.

Neben vielen richtig guten Lines stechen vor allem die Beats des Produzenten Reaf hervor. Old-School Rap Fans werden bei vielen Liedern 90s West-Coast-HipHop Elemente finden und voll auf ihre Kosten kommen. Weitere Highlights sind die Features mit Deutschrap-Urgesteinen Schwesta Ewa, K.I.Z. und Xatar, dessen Aufnahme vor seinem Tod im Mai entstand.

Als selbsternanntes „Sprachrohr für Menschen mit starkem Dialekt“ bietet SSIO nicht nur Deutschrap-Enthusiast:innen ein lyrisch ausgereiftes Hörerlebnis mit Kopfnick-Garantie. Zwar wirken einige Songs gegen Ende des Albums vergleichsweise repetitiv und die ein oder andere Hook könnte abwechslungsreicher sein, trotzdem ist klar: „Alles oder Nix“ ist das Deutschrap-Highlight des Jahres!

Von Louisa Büttner und Robert Trenkmann 

Rezension

„The Life of a Showgirl“ – so heißt das zwölfte Album von Taylor Swift, das am 3. Oktober erschienen ist. Ein Jahr nach ihrer letzten Veröffentlichung kommt nun das Album, das sie schon immer schreiben wollte, wie sie im Podcast ihres Verlobten Travis Kelce erzählt. Bereits am Tag der Veröffentlichung spalten sich die Meinungen in den sozialen Medien. Von oberflächlichen Lyrics über ähnliche Beats, bis hin zu Melodien mit Ohrwurmcharakter – die Meinungen könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem schießen die Songs in den Charts direkt auf die ersten Plätze. Schon vor der Veröffentlichung brach das Album Pre-Save-Rekorde auf Spotify und auch die 14 unterschiedlichen Vinyl-Platten verkauften sich schnell. Aber warum kommt es trotz des Erfolgs zu großer Kritik?

Geldmacherei, schlechte Texte, Mainstream?

Swift betonte bei der Ankündigung des Albums, dass dieses ihr durchwachsenes Leben während der Eras-Tour widerspiegelt. Auffällig beim Hören des Albums ist auch der Fokus auf ihrer Beziehung mit Kelce, die in mehreren Songs thematisiert wird. Swifts Positivität zeigt sich in poppigen Melodien, die im Gegensatz zu ihrem letzten Album, The Tortured Poets Department, in vielen Songs den Ton angeben. Gerade die schnellen Beats, eingängigen Melodien und unbeschwerten Texte stehen jedoch deutlich in der Kritik. Dabei wird das Album viel mit ihrer älteren Musik verglichen. Besonders die metaphorischen, poetischen Lyrics, für die Swift bekannt ist, werden hier doch sehr vermisst. Stattdessen ähneln einzelne Texte eher moderner Jugendsprache, mit Begriffen wie savage, trolling oder girlboss.

Obwohl Swift auch schon in der Vergangenheit Alben veröffentlicht hat, deren Fokus auf Melodien, statt auf poetischen Songtexten, lag, wirkt dieses auch aufgrund des geringen Abstands zum letzten Album unstrukturiert und gehetzt. Dies zeigt sich auch in der Vielfältigkeit ihrer Setlist. Die Songs, die laut Swift wie Puzzleteile zueinander passen sollen, könnten thematisch nicht unterschiedlicher sein. Von Liedern über ihre Beziehung wie Opalite oder Wi$hLi$t, über einen vermeintlichen Disstrack gegen die Sängerin Charli xcx oder einen Song über ihre kontroversen Freunde, CANCELLED, bis hin zum Song Wood, in dem sie explizit über ihr Sexualleben singt, ist alles dabei. Das poppige Sammelsurium schließt mit dem namensgebenden Song des Albums: The Life of a Showgirl.

Ein roter Faden ist durch die sehr verschiedenen Themen nicht zu erkennen. Allerdings könnte gerade dies die intendierte Wirkung des Albums darstellen: Das facettenreiche Leben eines Showgirls zu illustrieren, das scheinbar von ganz unterschiedlichen Ereignissen geprägt ist.

Geldmacherei, schlechte Texte, Mainstream – all das wird dem Album vorgeworfen. Ob die Platte ihre besten Ideen beinhaltet, wie es Swift zuvor bei der Ankündigung verspricht, darüber lässt sich defintiv streiten. Fans wie wir, die Swift für ihre poetischen Texte lieben, werden nicht zufrieden sein. Ihre neue Ära scheint aber trotzdem genug Hörer:innen zu gefallen, weshalb man den Erfolg des Albums trotz der Kritik nicht abstreiten kann.

Von Aimée Traue und Nina Dettmann 

Louisa Büttner
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…studiert Politikwissenschaft und Germanistik. Sie wirkt seit Herbst 2023 beim ruprecht mit, nimmt kein Blatt vor den Mund und plädiert stetig für ein Sport-Ressort.

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Robert Trenkmann
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...leitet Feuilleton und studiert nebenbei Geographie in Kombination mit Politikwissenschaft im Master.
Interessenschwerpunkte: ferne Länder, Tagespolitik & Sport.

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Aimee Traue
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Nina Dettmann
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...studiert Volkswirtschaft und schreibt seit dem Sommer '23 für den ruprecht. Er ist ein Freund der pointierten Kolumne und leitete einst die Seiten 1-3.

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Tags: MusikNr. 217RezensionSSIOTaylor Swift

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