Investitionen in Rüstungsindustrie, Menschenrechtsverletzungen und klimaschädliche Kohle: Immer mehr Banken stehen in der Kritik und immer mehr Anleger:innen wollen ihr Geld gewissenhaft investieren. In unserem Artikel „Sparbuch für Panzer“ berichteten wir im Januar 2021 davon, wie wir alle mit der Bank unserer Wahl globale Verantwortung übernehmen. Denn auch wenn wir unser Geld auf dem Konto liegen lassen, wirtschaften Banken damit – nicht immer im noblen Sinn. Dafür sind wir mitverantwortlich.
In Deutschland konzentrieren sich nur 14 von insgesamt 1.783 Banken auf Nachhaltigkeit, Ethik und Soziales. In ihren Finanzdienstleistungen unterscheiden sie sich zumeist nicht von konventionellen Geldinstituten. Doch was macht diese Banken im Gegensatz zu anderen „nachhaltig“? Laut Verbraucherzentrale Bremen eine berechtigte Frage, denn „nachhaltig“, „sozial“ und „ethisch“ unterliegen keinen einheitlichen Standards. Banken können die Begriffe selbst auslegen – und entsprechend investieren. Durch Greenwashing werden Produkte nachhaltiger und sozialer kommuniziert, als sie es sind: Eine Studie der Nichtregierungsorganisation Facing Finance und Urgewald untersuchte 1.000 „nachhaltige“ Fonds und stellte dabei fest, dass nur 10 Prozent unbedenklich und tatsächlich nachhaltig seien.
Die „nachhaltigen“ Banken richten sich nach ethisch-ökologische Kriterien, schließen kontroverse Branchen generell aus ihrem Bankgeschäft aus und sind transparenter. Durch gezielte Investitionen fördern sie ökologische und soziale Geschäftsfelder, so zum Beispiel Bildung und erneuerbare Energien. Aber wie findet man im Urwald der Banken heraus, welches Institut die eigenen Werte vertritt?
Das erste und größte Vergleichsportal in Deutschland ist der Fair Finance Guide (www.fairfinanceguide.de). In Deutschland wird er von der Verbraucherzentrale Bremen e.V. erstellt und durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Regelmäßig werden Fallstudien veröffentlicht, zuletzt im Mai 2022, die finanzielle Beziehungen zwischen Banken und kontroversen Branchen aufdecken. Ebenfalls von der Verbraucherzentrale angeboten und vom Bundesministerium gefördert wird die Website www.geld-bewegt.de, auf der man gezielt nachhaltige Banken vergleichen kann.
In Heidelberg gibt es 14 Banken – keine davon gehört zu den ausschließlich ökologisch-ethischen. Dafür gibt es bei uns private Finanzinstitute wie die Deutsche Bank und die Commerzbank, die laut Fair Finance Guide zu den elf deutschen Finanzinstituten gehören, die Atomwaffenhersteller unterstützen und an der Plastikkrise verdienen. Auf Anfrage verwies ein Sprecher der Deutschen Bank, die beim Fair Finance Guide mit nur 34 Prozent bewertet wurde, auf das offizielle Statement zum Rating, in dem es heißt, dass „Nachhaltigkeit auch ein elementarer Teil der Strategie der Deutschen Bank“ sei und kommentierte: „Grundsätzlich spiegeln die Bewertungen aus unserer Sicht jedoch nicht die Fortschritte wider, welche die Deutsche Bank im Bereich der Nachhaltigkeit in den vergangenen zwei Jahren erzielt hat. Gleichzeitig investiert die Deutsche Bank weiterhin unter anderem in 39 Rüstungsproduzenten und neun Kohleunternehmen.
Nachhaltiges Banken in Heidelberg möglich?
Verbundinstitute wirtschaften meist gewissenhafter als Privatbanken. Dennoch kann man Sparkassen und Co. nicht zu den nachhaltigen Instituten zählen, denn ethische und ökologische Kriterien spielen im Bankgeschäft eine sekundäre Rolle. Heidi Oestringer, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Sparkasse Heidelberg, kommentierte: „In Heidelberg können Studierende schon nachhaltig banken“ und verwies mitunter auf den Nachhaltigkeitsbereich der Website und den im Mai 2022 erhaltenen zweiten Platz des Umweltpreises der Stadt Heidelberg. Es bestehen verschiedene Bemühungen: So der ‚Kundendialog Nachhaltigkeit‘, bei dem seit 2018 mit Kund:innen erarbeitet wird, wo es Verbesserungspotential gibt. 2021 wurde erarbeitet, dass Nachhaltigkeit tiefer kommuniziert und das Gesamthaus nachhaltig agieren solle. Der hauseigenen „Nachhaltigkeitspolicy“ kann man entnehmen, wie das Institut mit den ungeschützten Begriffen umgeht: „Von den Mindestausschlüssen erfasst sind Aktien oder Anleihen von Unternehmen, deren Umsatz zu mehr als zehn Prozent aus Rüstungsgütern, zu mehr als fünf Prozent aus der Tabakproduktion oder zu mehr als 30 Prozent aus Kohle besteht oder Unternehmen, die schwere Verstöße gegen den UN Global Compact begehen“. Theoretisch bedeutet das, dass Firmen, die 29 Prozent ihrer Umsätze mit Kohle generieren, noch als nachhaltig eingestuft werden können. Oestringer versicherte, dass in Kooperation mit der Nachhaltigkeits-Ratingagentur imug am Eigenanlagengeschäft gearbeitet werde: Die Prozentzahlen sollen künftig sinken.
Über 80 Prozent im Fair Finance Ranking erhielten die Ethik-Bank, Triodos-Bank, Pax-Bank und KD-Bank. Mit 96 Prozent belegt die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, kurz GLS Gemeinschaftsbank, wiederholt den ersten Platz. Sie wurde 1974 in Deutschland gegründet und war weltweit die erste Bank, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisierte. Zudem ist sie das erste Finanzinstitut, das in der Kundenzeitschrift Bankspiegel komplett offenlegt, in welche Firmen sie investiert. Diesen Grad an Transparenz gibt es auch bei der Triodos-Bank, die dem Beispiel der GLS-Bank gefolgt ist. Niederlassungen der GLS-Bank gibt es nur eine Handvoll, neben der persönlichen Beratung liegt der Fokus in der telefonischen Beratung und im Onlinebanking.
Die Bank gehört sicherlich nicht zu den günstigsten. Damit sich Studierende und andere Gruppen, die weniger Geld zur Verfügung haben, das Konto trotzdem leisten können, gibt es einen reduzierten GLS-Beitrag. Wilfried Münch, Regionalleiter für Baden-Württemberg der GLS-Bank, betont: „Der Sinn steht vor dem Gewinn – wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung und müssen das Geld dorthin bringen, wo es Sinn macht“. Dies ist im Claim der Bank („Das macht Sinn“) verankert.
Es lohnt sich, bei der Bankwahl die Augen zu öffnen und das Geld in eine lebenswerte Zukunft zu investieren. Dies muss nicht kompliziert sein: Seit 2016 verpflichten sich Banken durch das Zahlungskontengesetz, auf Wunsch der Kund:innen einen Kontowechselservice anzubieten. Dafür bieten die sogenannten nachhaltigen Banken attraktive Konditionen für Geldbeutel und die Welt, gutes Gewissen inklusive.
von Daniela Rohleder
...studiert Editionswissenschaft & Textkritik im Master und ist im Herbst 2021 beim ruprecht eingestiegen. Zwischen Oktober 2022 und November 2023 leitete sie das Ressort „Studentisches Leben“. Auch thematisch widmet sie ihr Zeichenlimit gerne dem studentischen Blick auf die Umwelt – wobei sie einiges über Radiosender, Feierkultur und Elternschaft gelernt hat.