Die Lücke zwischen dem Klimawissen und Klimahandeln ist groß. Die Psychologie hinter dem Phänomen
Die Ahrtal-Katastrophe, Dürren im Mittelmeerraum und Stürme in Europa. Diese Folgen des Klimawandels sind schon lange in unseren Köfpen angekommen. Doch obwohl wir so viele Möglichkeiten haben, passiert wenig im Kampf gegen den Klimawandel: Die Deutschen kämpfen lieber gegen Windräder, als sie zu bauen.
Besonders junge Menschen beschäftigt das Klima sehr. Nach einer Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2022 zählte der Klimaschutz für junge Menschen im Alter zwischen 14 bis 29 zum wichtigsten aktuellen Thema.
Obwohl der Klimawandel die meisten Menschen in Deutschland beunruhigt, scheint sich der entsprechende eigene Lebensstil jedoch nicht zu ändern, wie steigende Konsumtrends aufzeigen. Warum eigentlich? Um Probleme zu lösen, müssen die Menschen sie als solche erkennen und verstehen.
Den Klimawandel haben wir bereits erkannt, trotzdem tut sich bisher viel zu wenig. Oftmals handeln wir sogar gegen unser eigenes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Es scheint so, als gäbe es eine Lücke zwischen unseren Werten und Handlungen. Diese Lücke wird auch „Mind-Behavior-Gap“ genannt. Allgemein beschreibt sie das Versagen bei der Umsetzung von Vorhaben in die entsprechenden Handlungen.
Vor allem eines hindert uns am Handeln: fehlende Betroffenheit
Auf die Thematik des Klimawandels bezogen bedeutet dies, dass sich Menschen trotz ihrer persönlichen Überzeugungen nicht so klima-freundlich verhalten, wie sie es selbst gerne hätten. Das bedeutet, dass das alleinige Wissen über das Klima nicht auch zu einem angepassten Handeln gegen den Klimawandel führt.
Aber was sind eigentlich die Gründe für diese „Lücke“? Hier gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze: Verdrängung oder Gewohnheit können hier als Beispiele genannt werden. Nach dem norwegischen Umweltpsychologen Per Espen Stoknes hindert uns vor allem eines am aktiven Handeln: die fehlende Betroffenheit durch soziale, räumliche oder zeitliche Distanz.
Damit wir als Menschen diese „Lücke“ schließen können, benötigen wir Strategien zur Verhaltensänderung. Eine Strategie kann das sogenannte „Nudging“ (deutsch: sanftes Anstupsen) sein. Es funktioniert ohne Verbote, da unterschiedliche Entscheidungsoptionen offen bleiben, aber die klimafreundlichen Alternativen hervorgehoben werden.
Eine in Deutschland durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass durch gezieltes Anzeigen von erneuerbaren Stromtarifen als erste Wahl der Anteil erneuerbarer Energien in den ausgewählten Stromtarifen um 20 Prozent erhöht werden konnte. Die Mind-Behavior-Gap lässt sich also schließen, wenn die richtigen Anreize existieren. Es könnte so einfach sein…
Von Sandy Placzek
Sandy Placzek studiert Geographie, Geschichte sowie Biologie im Master of Education und ist seit Oktober 2023 beim ruprecht dabei. Sie interessiert sich besonders für (natur-)wissenschaftliche, historische und gesellschaftliche Themen, welche die Welt gerade so beschäftigen: Vom Klimawandel und Umweltschutz bis hin zur sozialen Gerechtigkeit.