Mikroplastik ist überall. Auch in deinen Eier(stöcke)n. Doch wie gelangen die Kunststoffe in unseren Körper?
Bist du ein Mann, ein Hund, oder beides? Dann findest du in deinen Hoden wahrscheinlich Mikroplastik. Zumindest konnten Forschende letztes Jahr in allen untersuchten Testikeln, 23 von vor 2016 verstorbenen Männern und 47 von als Haustier gehaltenen Hunden, signifikante Anreicherungen feststellen.
Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel bezeichnet, die einen Durchmesser von ein bis fünf Millimetern aufweisen. Primäres Mikroplastik bezeichnet bewusst produzierte Partikel, die zum Beispiel Kosmetikprodukten zugesetzt werden. Im Gegensatz dazu entsteht das sekundäre Mikroplastik durch die Zersetzung von größeren Stücken eines plastischen Ausgangsmaterials. Es macht den Großteil des in die Umwelt gelangenden Mikroplastiks aus und besteht beispielsweise aus Reifenabrieb, Farbrückständen und vor allem aus fraktioniertem Plastikmüll.
Auch bei einem Blick durch die Küche lassen sich mit Schneidebrettern, Schüsseln und Schwämmen schnell kunterbunte Mikroplastikquellen finden. Durch Prozesse wie Schneiden, Abwaschen, Erhitzen und Abkühlen kommt es über mechanische und chemische Abriebe zur Erzeugung der kleinen Partikel, die wir dann über die Nahrung oder Atemluft aufnehmen.
So gelangt Mikroplastik in Organe, wie Lunge und Leber, aber auch in den Blutkreislauf. Auch in der Plazenta von Schwangeren konnte es bereits nachgewiesen werden – und nun auch in Hoden. Das Besondere: Neben dem Gehirn sind die männlichen Keimdrüsen das einzige Körperteil, das über eine eigene Blutschranke verfügt. Doch Mikroplastik durchdringt auch diese Barriere.
Was genau Mikroplastik für uns Menschen und unsere Gesundheit bedeutet, ist nicht abschließend geklärt. Bewiesen ist aber, dass sich Schadstoffe gut an die kleinen Partikel anlagern und über diese ebenfalls in den Körper und die Organe gelangen können.
Ähnlich sieht es bei den Folgen für die Umwelt beim Eintrag von Mikroplastik aus: Von einer bloßen Präsenz der Partikel kann oft nicht direkt auf negative ökologische Auswirkungen geschlossen werden. Allerdings können sich dem Kunststoff beigemischte Weichmacher oder Antioxidantien freisetzen, die aufgrund ihrer lipophilen Eigenschaften in Zellmembranen eindringen und toxische Effekte haben. Auch schädliche Schwermetalle, wie Blei und Quecksilber, können sich an Mikroplastikpartikel anheften und so in den Organismus von Meeres- und Landlebewesen gelangen.
Vor allem die Böden unserer Erde sind im Hinblick auf Mikroplastik noch relativ unerforscht. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Belastung von Böden bis zu 23-Mal höher ist, als die der plastikverseuchten Ozeane.
Um wirklich verstehen zu können, ob und wie Mikroplastik uns und unserer Umwelt schaden kann, braucht es dringend intensivere Forschung. Wer im Alltag den Kontakt zu den Partikeln reduzieren möchte, sollte nach Möglichkeit auf Einwegplastik und mit Mikroplastik versetzte Produkte verzichten. Hier helfen entsprechende Labels oder Apps, die Informationen über die genauen Inhaltsstoffe der Produkte liefern.
Von Maja Beckmann und Robert Trenkmann
...leitet Feuilleton und studiert nebenbei Geographie in Kombination mit Politikwissenschaft im Master.
Interessenschwerpunkte: ferne Länder, Tagespolitik & Sport.








