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Zurückgeworfen: Leben unter den Taliban

von Josefine Nord und Verda Can
4. Februar 2024
in Ausgabe, Startseite, Weltweit
Lesedauer: 3 Minuten
0
Zurückgeworfen: Leben unter den Taliban

Grafik: Josefine Nord

Der NATO-Rückzug aus Afghanistan hat einem Terrorregime die Tür geöffnet 

In der Schule im Unterricht sitzen, in der Pause mit Freund:innen spielen, das Frühstücksbrot genießen. Für Kinder und Jugendliche in Deutschland ist das normal. In Afghanistan sieht der Alltag der Menschen, besonders der Kinder, aber ganz anders aus.Seit mehr als 20 Jahren leben die Menschen im Land unter Schrecken, Angst und Terror. Seit der Machtübernahme der islamistischen Terrorgruppe Taliban 2021 hat sich die Situation weiter verschlimmert. Die Taliban eroberten Afghanistan nach dem Ende eines 20-jährigen NATO-Einsatzes im Land.

„25 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen“ 

Der Einsatz war eine Konsequenz aus den Anschlägen vom 9. September 2001 in den USA, als sich zwei entführte Flugzeuge in das World Trade Center bohrten. Für den Terroranschlag wurden Anhänger des Terrornetzwerks Al-Qaida verantwortlich gemacht. Osama Bin Laden bestätigte die Anschuldigungen.Die Taliban entstanden im Zuge des afghanischen Bürgerkriegs 1979.

Sie stellten infolge von politischen Instabilitäten und wechselnden Regierungen von 1996 bis 2001 die Regierung. Anders als Al-Qaida verfolgten die Taliban zu keinem Zeitpunkt das Ziel einen globalen Dschihad zu errichten, sondern einen Gottesstaat in Afghanistan. Aus diesem Grund wurde die Scharia eingeführt und in diesem Zusammenhang Strafen wie die Steinigung bei Ehebruch verhängt.

„Frauen in Afghanistan dürfen nicht studieren und sich frei bewegen“ 

Weiterhin wurde das Rasieren von Männerbärten und das Hören von Musik verboten. Da sich die Taliban weigerten, den Al-Qaida-Gründer Osama Bin Laden den USA auszuliefern, marschierten NATO-Truppen auf Basis einer UN-Resolution in Afghanistan ein. Ihr Ziel war es, die Terrorgruppen zu zerschlagen und Frieden, Stabilität und Demokratie herzustellen. Während der Amtszeit von Donald Trump wurden die Verhandlungen mit den Taliban wieder aufgenommen. In diesen versicherte die Taliban, dass sie keine weiteren Terroranschläge auf ausländischem Boden verüben würden.

Seitdem herrschen in dem Land ähnliche Verhältnisse wie im Zeitraum zwischen 1996 und 2001, worunter primär Frauen, Kinder und Jugendliche leiden. Afghanistan zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Welt, knapp 97 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Knapp 25 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach Einschätzung der UNICEF ist jedes zweite Kind unter fünf Jahren unterernährt, drei Mahlzeiten am Tag sind mehr eine Ausnahme als die Regel.

Bereits vor der Machtübernahme gingen vier Millionen Kinder nicht zur Schule, besonders Mädchen waren und sind auch heute noch vom Schulbesuch ausgeschlossen. Im März 2022 wurde verkündet, dass Mädchen die weitere Bildung ab der siebten Klasse verwehrt wird. Außerdem dürfen Frauen nicht studieren und sich frei bewegen.

Ebenfalls sind sie gezwungen, ein schwarzes Gewand mit Gesichtsbedeckung zu tragen. Auch ist es Frauen verboten Parks, öffentliche Bäder, Fitnessstudios oder Sportanlagen zu betreten. Im Sommer diesen Jahres hatte die Regierung die Schließung von über 100.000 Schönheitssalons verordnet, was mehr als 50.000 Frauen die Erwerbsgrundlage kostete.Zwangsverheiratung von Mädchen unter 18 Jahren ist keine Seltenheit und nimmt stetig zu. Einige verheiraten ihre Kinder so früh, damit diese keine Ehe mit Taliban-Anhängern eingehen müssen.

Von Verda Can

Josefine Nord
+ postsBio

...studiert Politikwissenschaften und Literaturwissenschaft und schreibt seit dem Wintersemester 2021/22 für den ruprecht. Nach langer Zeit in der Leitung widmet sie sich nun hauptsächlich Meinung, investigativen Recherchen und gesellschaftskritischen Themen.

  • Josefine Nord
    https://www.ruprecht.de/author/josefine-nord/
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  • Verda Can
    https://www.ruprecht.de/author/verda-can/
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Tags: Al-QaidaBurkaGesichtsbedeckungNATONr. 206TalibanTerrorUNICEF

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