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Lächel doch mal 

von Josefine Nord
19. Januar 2024
in Ausgabe, Startseite, Studentisches Leben
Lesedauer: 2 Minuten
0
Lächel doch mal 

Grafik: Josefine Nord

Frau zu sein, reicht wohl als Einladung für alle möglichen dummen Kommentare. Warum ich ab jetzt grimmig schaue.

Schon in der Unterstufe wurde ich regelmäßig von Lehrern für meinen Gesichtsausdruck abgemahnt. „Du ziehst immer so ein Gesicht, da kriegt man ja direkt schlechte Laune!“. Mit 13 hörte ich einen älteren Jungen über mich sagen, dass ich der Schwarm aller sein könnte, wenn ich doch nur schüchtern wäre. Den Satz „Wenn du lächelst, bist du viel schöner“ hat wirklich jede Frau schon gehört, gefragt hat keine.

Das hier gilt allen Menschen, die nie die Antwort bekommen haben, die sie auf ihre dummen Aussagen hätten hören müssen, „Lächel doch mal!“ ist zwischenmenschliches Gaffa-Tape auf Wish bestellt – kann man sich sparen. Ich bin nicht hier, um irgendjemandem gute Laune zu machen. Es ist mir völlig einerlei, ob du mich hübsch oder sympathisch findest. Ich bin müde, schlecht drauf oder einfach nur gelangweilt und das darfst du auch ruhig mitbekommen. Ich bin auch nicht schüchtern, ich lache manchmal laut und wenn du keinen Spaß magst, dann ist das nicht mein Problem. Das hätte ich gerne früher gewusst.

Warum ist es okay, Frauen und Mädchen ungefragt zu erklären, wie sie sich zu verhalten haben, damit sie gemocht werden? „Sei sympathisch, offen, aber nicht zu offen, laut oder gar freizügig! Lächeln ist okay, Lachen nur als leises Kichern gestattet; sei schüchtern, aber komm trotzdem aus dir raus, in den richtigen Momenten!“ Zwanghaftes Lächeln hilft nur solchen, denen alles außer Äußerlichkeiten völlig egal ist. Man kann sich sicher sein, dass so ein Satz von einem Mann kommt, der nur Frauen respektiert, die er auch attraktiv findet. Denn genauso ist diese Gesellschaft!

Sie bringt Mädchen bei, ihr Aussehen sei wichtiger als ihre Gefühle. „Lächel mal“ ist nicht mehr und nicht weniger als internalisierte Misogynie, entsprungen aus der Männerwelt, in der wir leben und da mache ich nicht mehr mit.

Eine Glosse von Josefine Nord

Josefine Nord
+ postsBio

...studiert Politikwissenschaften und Literaturwissenschaft und schreibt seit dem Wintersemester 2021/22 für den ruprecht. Nach langer Zeit in der Leitung widmet sie sich nun hauptsächlich Meinung, investigativen Recherchen und gesellschaftskritischen Themen.

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    https://www.ruprecht.de/author/josefine-nord/
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Tags: AlltagssexismusLächel doch mallächelnNr. 206Sexismus

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