Der Stura kann sinnvolle Projekte auf Beschluss finanziell unterstützen. Was genau sinnvoll ist, liegt wohl im Auge des Betrachters
Jetzt mit einem kühlen Bier in der Hand die Beine hochlegen. Oder noch besser, auf einer Vogelnestschaukel liegen. Oder sogar gleich einen ganzen Kasten auf dem Bollerwagen über den Campus schieben. Egal, wie euer Paradies aussieht, der Stura kann es finanzieren. Was ihr braucht? Eine gute Begründung, keine Angst vor Diskussionen und einen freien Dienstagabend. Aber macht euch keine Sorgen, gerade zu später Stunde winkt der Stura so manch löchrige Idee durch.
Die Fachschaft Biologie erbittet zum Beispiel Geld für den lang ersehnten Kühlschrank mit durchsichtiger Tür. Kostenpunkt: 370 Euro. Die eigenen Mittel der Fachschaft wurden leider schon verprasst, aber immerhin ist man ehrlich: Das Gerät wird vor allem zur Kühlung von Bier genutzt. Wir wollen ja nicht, dass ihr euer Bier im Inkubator lagern müsst. Scheinbar hat die Fachschaft es nicht so genau genommen mit der Finanzplanung, denn auch der Wunsch nach einem Bollerwagen zum Transport der Bierkästen fand den Weg bis zum Finanzantrag. Nächstes Semester kommt dann der Wunsch nach hundert Bieröffnern.
Woher genau nimmt die verfasste Studierendenschaft das Geld? Jedes Semester erhält der Stura fünf Euro Beitrag pro Kopf, der zusammen mit den Semestergebühren an die Uni gezahlt wird. So kommen jährlich etwa 550.000 Euro zusammen, die aber auch für Personal- und Verwaltungskosten oder Anschaffungen für den Stura selbst genutzt werden. Umso wichtiger, dass jeder Projektantrag genau beleuchtet und diskutiert wird. Davon kann leider nicht immer die Rede sein.
Einstimmig durchgewinkt wurde zum Beispiel ein Antrag der Mediziner, Sportgeräte im Wert von insgesamt 500 Euro anzuschaffen – die Begründung: Die Fachschaft Jura hat das auch bekommen. Gegen dieses Argument kam schon die Mama nie an. Also wird die Sache ohne Gegenrede angenommen, denn die armen Medis sollen schließlich in der Klausurenphase mal die Gelegenheit haben, Spikeball zu spielen.
Was könnte einem noch fehlen, wenn man nach Worten sinnierend vor seiner Hausarbeit sitzt? Na klar, eine Vogelnestschaukel! Genau die beantragte die Fachschaft Theologie letztes Semester. Und dazu direkt noch ein paar Sitzbänke und ein Waldsofa (!). Kostenpunkt: 3598 Euro. Man kann nur empfehlen, im kommenden Sommer einmal dem Garten Eden der Theologischen Fakultät einen Besuch abzustatten. Zitiere: „Die Schaukel bietet besonderen Komfort für Studierende mit Schlossblick.“ Also los, liebe Fachschaften, beantragt auch ihr das Paradies auf Erden für eure Studis!
Ein Kommentar von Lena Hilf
Lena Hilf studiert Physik und schreibt seit Oktober 2019 für den ruprecht. Besonders gerne widmet sie sich Glossen, die oft das alltägliche Leben sowie wissenschaftlichen oder politischen Themen. Seit April 2021 leitet sie das Ressort Hochschule.
Mara Renner studiert Kunstgeschichte und Politikwissenschaft, seit 2021 schreibt sie über Kurioses aus Politik, Kultur und dem studentischen Leben