Requiescat in pace: Die Streichung des Masterstudiengangs „Alte Geschichte“, ersetzt durch „Classics“, sorgt für Empörung unter Studierenden und Professor:innen
Lange galt die Universität Heidelberg als eine der letzten, in der Studierende sich für den Masterstudiengang „Alte Geschichte“ einschreiben konnten. Bis zum letzten Wintersemester war es für Studierende möglich, neben dem Master „Alte Geschichte“ auch „Klassische Archäologie“ oder „Klassische Philologie“ als eigenständige Masterstudiengänge zu studieren. Hierbei war die Spezialisierung in den Teilgebieten zur römischen und griechischen Geschichte eine Besonderheit, die nun in einem neuen Studiengang mit dem diffusen Titel „Classics“ zusammenfällt. Wer sich gegen den Classics entscheidet, muss sich in anderen Städten umschauen.
„Die Qualität des Studiengangs war der starke Fokus auf die Veranstaltungen, die sich auf die detaillierte Arbeit mit antiken Quellen spezialisierten“, erklärt Lukas*, der von der Streichung des Studiengangs betroffen ist. Hierbei konnten sich Studierende je nach Interessen einen Schwerpunkt setzen und mit den Historischen Hilfswissenschaften, wie Numismatik oder Papyrologie, verbinden. Die sonst so ausdifferenzierten historischen Grundwissenschaften werden im neuen „Classics“-Studiengang zusammengelegt: Individuelles Interesse wird hinten angestellt und Interdisziplinarität vorausgesetzt.
Außerdem ist das Graecum für alle Studierende des Classics-Masterstudiums obligatorisch. Die Vorbereitungskurse bedeuten nicht nur einen massiven Zeitaufwand, sondern müssen auch von den Studierenden selbst bezahlt werden – der Betrag liegt aktuell bei 72 Euro pro Semester.
Die Stimmung im Seminar für Alte Geschichte und Epigraphik sei mäßig: „Wir sind alle Fachfreaks und sehen unsere Spezialisierung in Gefahr!“, so Lukas. Dennoch hätten sich Studierende und Lehrende mit den Änderungen arrangiert: „Man kann ja nichts dagegen tun …“.
Studierende des alten Masterstudiengangs hatten auch auf dem Jobmarkt große Vorteile. Nun fallen Absolvent:innen in eine Reihe von Classics-Abschlüssen. Die Streichung des Studiengangs erfolgte wahrscheinlich als Reaktion auf die geringe Studierendenzahl in den einzelnen Altertumswissenschaften, die jetzt zusammengeschmissen werden. „Der neue Studiengang ist jetzt natürlich sehr mannstark, vor allem, weil man ihn auch nur noch einmal im Jahr studieren kann und nicht jedes Semester“, erklärt Lukas*.
Auch andere Studiengänge könnten bald betroffen sein, wie beispielsweise der Masterstudiengang „Komparatistik“. Auf Nachfrage im Sekretariat des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie bekommen wir die Antwort, er stehe „in der Schwebe“. Zurzeit sei von einer Streichung noch nicht die Rede und Interessierte können sich auch für das Wintersemester 2025/26 noch einschreiben. Das IDF könne allerdings nicht garantieren, dass er in einigen Jahren noch in dieser Form existiert. Kleine, traditionsreiche Studiengänge schwinden, während neue, zukunftsverheißende Studiengänge dazuerfunden werden. So wie der Studiengang Populärkulturen, der ab dem Sommersemester 2026 studiert werden kann. Ob dies eine Reaktion auf die aktuell hohe Nachfrage an „modernen“, medienorientierten Studiengängen ist oder bloß massive Sparmaßnahmen zur Ursache hat, bleibt ungeklärt.
Für Leser:innen gilt: Schnell fertig studieren, denn dein Studiengang könnte der nächste sein!
*Name von der Redaktion geändert
Von Anja Thea Haffner
...studiert Biowissenschaften, schreibt seit WS 2023 für den Ruprecht und nutzt Interviews als Grund um mit interessanten Leuten zu reden









