Nach Lärmbeschwerden über den Karlstorbahnhof hat die Stadt baulich nachgebessert. Was sich verändert hat und warum Anwohner:innen immer noch unzufrieden sind
Unruhige Nächte, in denen er mit seiner Familie zu seinen Eltern geflohen war. Bässe, die Glastische zum Vibrieren bringen und eine fünfjährige Tochter, die nachts klagt: „Papa, der Karlstor macht bumm!“ Davon berichtete Tobias Fahlisch dem ruprecht im November 2024. Gleichzeitig betonte er, wie sehr er den Karlstorbahnhof gerade in der Südstadt schätze. Als die Stadt Heidelberg als Eigentümerin jedoch im August 2024 ein Gutachten anfertigen ließ, das vor allem im Tieffrequenzbereich zu hohe Schallemissionen für die Anwohner:innen bestätigte, versprach sie bauliche Nachbesserungen noch im selben Jahr. Tatsächlich begannen die Umbauarbeiten erst im Frühjahr 2025: Im März wurden sogenannte „Rauch-Wärme-Abzugsklappen“ ausgetauscht. Kostenpunkt: rund 100.000 Euro. Im Sommer folgten dann Nachbesserungen an der Fassade und an den Dachziegeln.
„Uns ist eine große Last von den Schultern gefallen“
Beide Bauteile waren laut Gutachten durch den Schall der Soundanlage in Schwingungen versetzt worden und hatten so den Sekundärschall erzeugt, der von Anwohner:innen als Klappern wahrgenommen und als Hauptstörfaktor benannt worden war. Daraufhin wurde die Fassade mit einer schallabsorbierenden Unterkonstruktion versehen und die Dachziegel mit Spezialkleber verdichtet. Zusammen kosteten diese beiden Maßnahmen noch einmal rund 94.000 Euro.
Immerhin zeigen sie Wirkung, denn ein erneutes Gutachten bestätigt: Die Schallemissionen des Karlstorbahnhof und insbesondere die tiefen Frequenzen liegen nun auch draußen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben.
Das habe die Beschwerdesituation deutlich verbessert, sagt Cora Maria Malik, die Leiterin des Kulturzentrums, und ergänzt: „In dem Moment, als anerkannt wurde, dass tatsächlich baulich etwas getan werden muss, ist uns eine große Last von den Schultern gefallen.“ Das gelte nicht nur für Malik selbst, sondern für das ganze Team des Karlstorbahnhof, von der Verwaltung bis zum Tontechniker. Auch würden keine Stimmen mehr laut, die forderten, die Musik einfach leiser zu drehen. Das sei für Malik aber ohnehin nie eine Option gewesen, da der Karlstorbahnhof jeder Kulturform einen Raum zur Entfaltung geben wolle und das bedeute in manchen Fällen eben auch Bass und eine gewisse Lautstärke. Für Anwohner Fahlisch hat sich dagegen wenig geändert: „Wir hatten gehofft, dass die Umbaumaßnahmen einen spürbaren Unterschied bringen und davon merken wir leider gar nichts.“ Den Anwohner:innen sei das neue Gutachten noch nicht vorgelegt worden und auch sonst wünsche er sich mehr Kommunikation von Seiten der Stadt. Vor allem sei ihm aber wichtig, dass die verantwortlichen Politiker:innen zu den Fehlern aus Bau und Planung stünden und diese auch öffentlich eingestehen.
Von Lukas Hesche
...studiert Sonderpädagogik an der PH und wenn er mal wieder etwas zum Prokrastinieren braucht, schreibt er Artikel für den ruprecht.
...studiert Biowissenschaften, schreibt seit WS 2023 für den Ruprecht und nutzt Interviews als Grund um mit interessanten Leuten zu reden









