Die meisten Student:innen, die ein Auslandssemester während ihres Studiums absolvieren möchten, wählen den Klassiker Erasmus, ohne sich über mögliche Alternativen zu informieren. An der Universität Heidelberg gibt es jedoch noch eine weitere, vielleicht weniger bekannte, Organisation, mit der im Ausland studiert werden kann: 4EU+. Anna Klein und Marta Lis sind Heidelberger Studentinnen, selbst Teilnehmerinnen des Programms und freiwillige Mitglieder in der Organisation.
4EU+ ist eine Allianz, die die Universitäten Heidelberg, Mailand, Prag, Warschau, Kopenhagen und die Sorbonne Universität in Paris durch eine Partnerschaft verbindet. Sie entstand, nachdem die EU im Jahr 2018 zwei Aufrufe für die Bildung solcher Allianzen gestartet hatte. Alle Universitäten der EU-Länder konnten sich bewerben, woraus sich über 40 verschiedene Bündnisse bildeten. Innerhalb einer Allianz gibt es ein gemeinsames Kursangebot, das von Workshops über „shared courses“ bis hin zu „summer schools“ reicht und so eine Anerkennung der Leistungspunkte garantiert.
Maßgeblich für das Programm ist das von 4EU+ ins Leben gerufene Konzept der Flagships. Das sind Programmpunkte, die in ihrem Projektbereich die Forschung langfristig vorantreiben sollen. Es gibt vier Flagships mit unterschiedlichen Themenbereichen: Gesundheit und demografischer Wandel, Perspektiven für die europäische Zukunft, Computer- und Kommunikationswissenschaften sowie Biodiversität und nachhaltige Entwicklung. In diesen Forschungs- und Lehrschwerpunkten werden folglich Nachhaltigkeit, Modernität und Interdisziplinarität gefördert und das gemeinsame Forschen fokussiert. Die Probleme der Zeit sollen dabei durch aktuelle wissenschaftliche Ressourcen ergründet werden.
Den Student:innen wird durch die Teilnahme an 4EU+ nicht nur der kulturelle Austausch ermöglicht, sondern auch die Chance geboten, das Land verstärkt über die wissenschaftliche Zusammenarbeit in den Kursen kennenzulernen. Während des Auslandsaufenthaltes können die Student:innen somit zukunftsorientierte Forschungsarbeit betreiben und gleichzeitig neue Kontakte knüpfen.
Außerdem muss bei 4EU+ im Vergleich zu Erasmus+ nicht zwangsweise ein ganzes Auslandssemester gemacht werden, um die Kurse einer der sechs anderen Universitäten zu besuchen. Student:innen können zum Beispiel an einem Wochenende an einem Kurs der Sorbonne Université teilnehmen und am nächsten Wochenende in Mailand einen Workshop besuchen, was durch eine von der EU finanzierten Mobilitätspauschale ermöglicht wird.
Ein Grundstein für die zukünftige intereuropäische Kooperation
Bei der Kurswahl sind die Student:innen zudem nicht auf ihr eigenes Studienfach begrenzt, sondern können auch die Kurse der Flagships oder eines komplett anderen Faches besuchen. Die Projekte können online oder in Präsenz verfolgt werden und bieten die Möglichkeit, sich mit Student:innen der anderen Universitäten zu vernetzen.
Um diese Vernetzung weiter zu fördern, bietet 4EU+ viele Projekte an, die die Zusammenarbeit mit anderen Student:innen voraussetzen. Dadurch soll ein Grundstein für die zukünftige intereuropäische Kooperation gelegt werden.
Um an 4EU+ teilzunehmen, werden grobe Englischkenntnisse benötigt sowie eine gültige Immatrikulation an einer der Partneruniversitäten. Jedes Semester gibt es ein Kursangebot, das an der Universität Heidelberg im LSF zu finden ist. Dabei gilt es, besonders auf die Bewerbungsfristen der verschiedenen Länder zu achten. Teilweise wird ein bestimmtes Studienniveau für die einzelnen Kurse abgefragt, ansonsten gibt es keine weiteren Bewerbungsvoraussetzungen. Bei Interesse oder Fragen freut sich das Team von 4EU+ über eine persönliche Kontaktaufnahme im Europabüro in der Unteren Straße oder alternativ auch online.
Vera Neise studiert Politikwissenschaft und Soziologie, aber in ihrer Freizeit am liebsten den ruprecht. Daher schreibt sie seit Herbst 2021 selber mit und zwar besonders gern über gesellschaftspolitische Themen, die die Heidelberger Studis betreffen.
Lucie Bähre studiert Politikwissenschaften und Germanistik im Kulturvergleich. Sie kann sich für alle Themengebiete begeistern, interessiert sich aber am meisten für den gesellschaftspolitischen Bereich. Seit 2021 schreibt sie für den ruprecht und leitet seit 2022 Seite 1-3.