Wir treffen uns mit den Mitgliedern der Liste, Felix und Johannes, in ihrem gewohnten Arbeitsumfeld, einer Bar in Heidelberg. Diesmal fällt die Wahl auf das Orange.
ruprecht: Seit wann gibt es die Liste und wie viele Mitglieder hat sie?
Felix: Die Liste Heidelberg gibt es eigentlich seit 2013, sie hat sich aber zwischendurch aufgelöst. 2018 habe ich die Liste dann in meinem ersten Semester neu gegründet. Bis Johannes sie letztes Jahr übernommen hat.
ruprecht: Wie ist so eine klassische Stura Versammlung?
Felix: Anstrengend. Dieselben Themen über die man immer streitet. Darüber hinaus brauchen die Satzungsände-rungen bei Fachschaften Monate, weil ein 2/3 Votum erforderlich ist und nicht 2/3 anwesend sind.
ruprecht: Ihr meint, der Stura sei unseriös. Warum?
Felix: Die Tatsache, dass es nicht mal 2/3 der gewählten Mitglieder für nötig halten, in den Stura zu kommen. Chronische Unterbesetzung und ein unvorteilhaftes Landeshochschulgesetz erledigen den Rest. Das macht den Stura äußerst unseriös. Außer in Gelddingen, das macht er gut.
ruprecht: Zum harten Brocken: Was ist eurer Meinung nach eure Daseinsberechtigung im Stura? Bis auf die unzähligen Stimmen natürlich. (Die Liste hat einen Sitz im Stura)
Felix: Neben der demokratisch legitimen Daseinsberechtigung ist es die schöne Öffentlichkeitsarbeit. Kritik ken-nen wir jetzt alle nach 2021 mit zwei großen Wahlen. Politische Kritik, in Form von Satire ist etwas anderes, damit erreicht man Menschen.
ruprecht: Ab wann gibt es die lang ersehnte Zeppelinverbindung zwischen der Altstadt und dem Neuenheimer Feld, die in eurem Wahlprogramm steht?
Felix: Wichtige Frage. Das könnte noch dauern. Letzte Woche war Stadtratssitzung und unser Stadtrat, Björn Leu-zinger, hat einen entsprechenden Antrag erstellt. Zum Leid der Stadt Heidelberg wurde das leider abgelehnt.
ruprecht: Was ist euer Wahlprogramm für die Stura-Wahl vom 06.-14. Juni 2022?
Johannes: Zunächst einmal bleibt unsere Forderung nach dem Zeppelinnahverkehr bestehen, damit man endlich in angemessener Zeit vom Neuenheimer Feld in die Altstadt kommt. Mehr Wohnraum wäre auch gut, wobei sich das Studierendenwerk da bisher noch schwer tut. Mit einer Katzenquote für den Stura erhoffen wir uns, dass die StuRa-Sitzungen wieder voller besetzt werden.
Felix: Dazu kommt noch unsere Urforderung nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat für die Uni Heidel-berg. Jetzt, wo durch die politischen, äußeren Umstände einer frei wird, rückt das weiter in greifbare Nähe.
ruprecht: Diese Sympathie und Themen im Wahlprogramm wie Bafög für Aale, Auslandssemester am Nordpol und einen Streichelzoo am Marstall; denkt ihr, das ist das, was Studierende in Heidelberg brauchen und wollen?
Johannes: Definitiv, weil es das Leben im Studium deutlich unterhaltsamer gestalten wird. Insbesondere Welpen-therapien vor den Klausuren dürften den Stress in vielen Fächern stark reduzieren und gut für die Gesundheit vieler Studierender sein.
Felix: Zur Frage, ob die Studierenden das wirklich wollen: werden wir in der Wahlurne sehen. Bisher waren die Wahlergebnisse ja nicht schlecht. Schließlich haben wir auch jemanden im Stura sitzen, obwohl wir letztes Jahr gar keinen Wahlkampf gemacht haben.
ruprecht: Wie sieht denn eure Parteiorganisation und Zusammenarbeit aus?
Johannes: An sich so, dass wir uns einmal alle zwei Wochen treffen und die Höhen und Abgründe der letzten Sitzungen von Stura und RefKonf besprechen. Darüber hinaus treffen wir uns manchmal zufällig am Marstall und besprechen Aktuelles.
ruprecht: Wie wird euer Wahlkampf für die nächsten anstehenden Wochen aussehen?
Felix: Ach, das ist noch so weit hin. Das sehen wir dann.
Johannes: Sticker, Flyer, ein paar Plakate vielleicht.
Felix: Ein bisschen die Leute mit Alk schmieren. Wir haben schon während des Wintersemesters mehrere gratis Glühweinstände veranstaltet und wollen das mit Sangria im Sommer wiederholen.
ruprecht: Woher nehmt ihr denn euer Geld?
Felix: *legt sein Portemonnaie auf den Tisch* Daher. Genau daher. Wir sind in keiner Weise finanziell abhängig von einer Partei oder vom Stura.
ruprecht: Was passiert, wenn ihr bei den Wahlen keine Stimme im Stura erhaltet?
Felix: Wir würden weiterhin von unserem Rederecht und Antragsrecht, das jede und jeder Studierende besitzt, Gebrauch machen. Nur unser Stimmrecht fällt weg.
ruprecht: Was habt ihr abschließend an die Leserinnen und Leser des ruprechts zu sagen?
Felix: Da der StuRa unseriös ist und alle anderen Parteien und Listen unwählbar sind, sollte man uns wählen, da wir wenigstens witzig und ehrlich sind.
Lucie Bähre studiert Politikwissenschaften und Germanistik im Kulturvergleich. Sie kann sich für alle Themengebiete begeistern, interessiert sich aber am meisten für den gesellschaftspolitischen Bereich. Seit 2021 schreibt sie für den ruprecht und leitet seit 2022 Seite 1-3.
Vera Neise studiert Politikwissenschaft und Soziologie, aber in ihrer Freizeit am liebsten den ruprecht. Daher schreibt sie seit Herbst 2021 selber mit und zwar besonders gern über gesellschaftspolitische Themen, die die Heidelberger Studis betreffen.