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Der Fiesling

von Matthias Lehnen
8. Mai 2024
in Ausgabe, Feuilleton, Musik, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Der Fiesling

OG Keemo veröffentlichte vor Kurzem sein neues Album „Fieber“. Bild: LEBERG

„OG Keemo“ veröffentlichte vor Kurzem sein neues Album „Fieber“. Musikalisch ein Erfolg, was stört, ist der Sexismus 

„OG Keemo“ zementiert mit seinem neuesten Mixtape „Fieber“ seinen Status als der beste Deutschrapper unserer Zeit. Trotzdem ist es schade, dass es zum Denken anregt, ohne das überhaupt zu wollen. Keemo, für die, die ihn nicht kennen, heißt bürgerlich Karim und ist in verschiedenen Städten, unter anderem Mannheim, aufgewachsen. Ihn nicht zu kennen, ist kein Verbrechen, zumindest wenn man keinen Deutschrap hört. Er hat vergleichsweise wenige Follower:innen und auch seine Karriere umspannt nicht zwei Jahrzehnte wie die eines Bushido beispielsweise. Hört man aber Deutschrap, so kennt man „OG Keemo Sabe“.

In „Fieber“ vergleicht er sich mit Kobe Bryant und behauptet, das hier sei sein „Three-Peat“. Der Vergleich funktioniert, denn dieses Mixtape sowie seine zwei Studio-Alben „Geist“ und „Mann beißt Hund“ (MBH) sind bei weitem das Beste, was die Szene gesehen hat. Seine Dominanz wurde bei dem Konzeptalbum MBH 2021 schon mehr als deutlich, als Kritiker:innen bereits am Anfang des Jahres davon sprachen, es wäre das Album des Jahres. Keemo kann also mittlerweile Lines wie „Wenn Rapper Sabe hör’n, entscheiden sie sich spontan für ’ne Malerlehre“, einfach so sagen, denn dieser für Rap typischen Selbstglorifizierung kann man eigentlich nur zustimmen.

Das hat Keemo auch seinem Freund und Producer „Funkvater Frank“ zu verdanken. Zusammen haben die beiden Künstler Tracks wie „216“ geschaffen, die Rassismus und Alltagsdiskriminierung spürbar machen. Songs, die einen im Moshpit vergessen lassen, dass man eigentlich Angst vor Menschenmassen hat. Oder die einfach zu gut und flüssig sind, als dass man den Inhalt groß beachten müsste. Davon gibt es gerade auf „Fieber“ mehr als genug. Es ist ein Mixtape, kein Konzeptalbum und hat so nicht den Anspruch, tiefgreifende Themen anzusprechen oder die eigene Kindheit zu rekapitulieren. Hört man die Tracks aber abends mit Kopfhörern, regt das Werk zum Denken an.

Nicht nur nimmt man die Brillanz der Beats und die Nuancen von Keemos Stimme wahr, sondern auch viel Ungewolltes. Es geht um Geld, Frauen und Sex. Ob er jetzt „hoes nimmt“ oder „neck“ von jeder beliebigen Frau bekommt; einmal hingehört und es fällt einem immer wieder auf: Frauen und Sex sind kaum mehr als Konsumgüter, Sachen, mit denen es zu prahlen gilt. Ihre sexuelle Offenheit ist intrinsisch.

Dieses Bild ergibt sich bei viel Kunst, die von Männern stammt. Dass gerade Keemo aber auf solche Lines zurückgreift, jemand, den man aus Interviews als reflektierten, „besten deutschen Sprachkünstler“ – wie er sagt – kennt, ist schade. Irgendwie sieht Keemo das auch selbst ein, wenn er im Outro zu „Fieber“ sagt: „Vorwort-Fans hab’n kein’n Bock auf ignoranten Shit“ und sich dabei auf einen seiner besten Songs bezieht, in dem er gesellschaftliche Misstände anprangert. Und er hat recht, „Bock“ habe ich irgendwie nicht mehr.

Von Matthias Lehnen

Matthias Lehnen
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...studiert Geschichte und PoWi, schreibt meistens Unernstes und Erlogenes, aber auch manchmal Sachen für den ruprecht.

  • Matthias Lehnen
    https://www.ruprecht.de/author/matthias-lehnen/
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Tags: DeutschrapFiberFrauenMusikNr. 207OG KeemoSexSeximus

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