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Hiwis aller Länder, vereinigt euch!

Hilfswissenschaftler in Berlin bekommen 2,49 Euro mehr pro Stunde als in Baden-Württemberg. Woher kommen die Gehaltsunterschiede?

von Xenia Miller und Joel Pollatschek
28. Januar 2020
in Hochschule, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Hiwis aller Länder, vereinigt euch!

Hiwis fehlt es oft am nötigen Kleingeld

„Ich arbeite wirklich gerne für die Uni. Aber es kann nicht sein, dass ich bei zwanzig bezahlten Stunden vierzig arbeiten soll.“ Juliane*, eine Hilfswissenschaftlerin in Heidelberg, erklärt, dass sie von vorne herein eingeplante Überstunden machen muss. Diese bleiben unbezahlt. „Das Problem ist für mich vor allem, dass unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird. Dabei spreche ich nicht nur von dem finanziellen Aspekt. Dieser lässt sich aber institutionell bekämpfen.“ Besonders brisant ist diese Problematik im Medizinstudium. Markus* ist studentische Hilfskraft und Medizinstudent in Heidelberg. Um seinen jetzigen Job ausüben zu können, sind dringend die Kenntnisse nötig, die er in seinen beiden Staatsexamina prüfen ließ. Trotz dieser Eignung und Qualifikation stieg sein Lohn nach dem zweiten Staatsexamen nicht. Dabei könnte man äquivalent zur Lohnsteigerung nach dem Bachelor-Abschluss annehmen, dass auch ein Staatsexamen zu einer höheren Vergütung führt. Für Bachelor- und Masterabschlüsse gibt es klare Lohnkategorien, die im System der Staatsexamina fehlen. Nach Angaben der Universitäten ist eine Zuordnung von Staatsprüfungen nach den Kriterien des Bachelor-Master-Systems vorzunehmen. Wie diese im Speziellen aussieht, bleibt unklar und wohl jedem Institut selbst überlassen.
Markus* setzt der geringe Lohn nicht zu, da er finanziell nicht allein von seinem Hiwi-Gehalt abhängig ist. „Ich kenne auch niemanden, der sich allein mit dem Hiwi-Gehalt durchkämpft”, beteuert er. Wie es damit den Hiwis geht, die nicht auf ein zusätzliches Einkommen zählen können, ist fraglich.
Doch nicht überall verhält es sich so. Timo* ist Hiwi an der Humboldt-Universität, seine Erfahrungen sehen aber grundlegend anders aus. Von unbezahlten Überstunden oder ungeregelten Bezahlungsverhältnissen wisse er nichts. „Pauschal kriegen alle studentischen Hilfskräfte 12,50 Euro die Stunde“, so Timo. Er ist mit den Arbeitsverhältnissen an Berlins Hochschulen zufrieden. Mit 10,01 Euro verdient ein Hiwi aus Heidelberg im Bachelor 2,49 Euro weniger pro Stunde als eine Hilfskraft aus Berlin. Trotz höherer Lebenshaltungskosten.
Für Timo liegen das hohe Entgelt und die besseren Arbeitsbedingungen daran, „dass es in Berlin einen Zentralrat der studentischen Beschäftigten gibt, eine gewählte Beschäftigtenvertretung, die dafür ein demokratisches Mandat hat“. Diese könne „direkt auf die Universitätsleitung zugehen, zusammen mit den Gewerkschaften.“ Auch in Heidelberg sind einige Hiwis bei Verdi aktiv. Eine tarifliche Verhandlung der Arbeitsverhältnisse von Hiwis findet in Baden-Württemberg aber nach Angaben der Universität Heidelberg ausdrücklich nicht statt. Hier seien Universitäten lediglich dazu verpflichtet, gesetzliche Regelungen wie das Mindestlohngesetz einzuhalten. Das unterscheidet Heidelberg deutlich von Berlin. Nach Verdi haben allerdings auch in Heidelberg Hilfskräfte Anspruch auf eine Bezahlung nach dem aktuellen Tarifvertrag. Nämlich dann, wenn sie „eindeutige Aufgaben wie Bibliotheksaufsicht, Sekretariatsaufgaben oder Administration von PCs übernehmen.“ Das trifft auf viele Hiwis zu, deren Beschäftigungsverhältnis damit tariflich geregelt wäre. Aus Furcht oder Informationsmangel werden die zugehörigen Rechte jedoch oft nicht eingefordert.
Wie können sich diese Arbeitsbedingungen also verbessern? Zum einen stehen Hilfskräften viele Rechte, wie beispielsweise Urlaubsanspruch, bereits zu. Diese werden jedoch bis jetzt oft nicht eingefordert, könnten es aber in Zukunft werden, wenn die Angst vor „Konsequenzen” überwunden werden kann. Zum anderen ist eine tarifliche Regelung wie in Berlin auch hier in Baden-Württemberg möglich. So betont auch Timo, die besseren Bedingungen in Berlin seien nicht, „weil die Leute in Berlin netter sind oder die Hochschulen mehr Geld haben, entstanden. Es liegt daran, dass ein Tarifvertrag mit starker studentischer Stimme erstritten wurde.“

von Xenia Miller und Joel Pollatschek

Xenia Miller
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Xenia Miller studiert Politikwissenschaften und Soziologie und schreibt seit Sommersemester 2018 für den ruprecht. Sie schreibt von verkalktem Trinkwasser über Kabarettist*innen und Autor*innen bis hin zu Drachenbootfahren über alles, was sie so interessiert. Herzensthema bleibt natürlich die Politik. Im Wintersemester 19/20 leitete sie das Ressort Weltweit, seit Sommersemester 2020 das Ressort Heidelberg als Doppelspitze.

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Tags: ArbeitgeberBezahlungGehaltHiWiUniversität

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