Alte Kirchen, barocke Räume und ein Häuschen am Fluss – ein Streifzug durch die unbekannten Museen Heidelbergs
Es ist Sommer in Heidelberg und die Massen strömen in die Altstadt und aufs Schloss. Dabei bleiben zahlreiche kulturelle Einrichtungen unbeachtet. So zum Beispiel die Textilsammlung von Max Berk im behaglichen Ziegelhausen. Hat man Mut zu klingeln, so erhält man mittwochs, samstags und sonntags zwischen 13 und 18 Uhr Zugang zu einem charmanten kleinen Museum in einer alten evangelischen Kirche.
Im ersten Obergeschoss wird noch bis zum 27. Juli eine Sonderausstellung über Textildesign der 1970er gezeigt. Diese stellt zahlreiche Musterentwürfe, Gegenstände und Stoffproben zur Schau, auch wenn der Lernzuwachs für Laien aufgrund mangelnder Erläuterung gering ausfallen dürfte.
Ans Eingemachte geht’s auf dem Dachboden des Hauses. Auf verschiedene Räume verteilt lässt sich hier die Hauptsammlung erkunden – zahlreiche Gegenstände rund um Textilarbeit, zum Beispiel Spitz- und Stickarbeiten und eine eindrucksvolle Fingerhutsammlung. Das Highlight des Rundgangs bietet jedoch eine Reihe antiker Quilts aus den USA und Großbritannien im letzten Raum. Das Ganze lässt sich für 2,50 Euro besichtigen, Ermäßigte können eine Eintrittskarte für 1,50 Euro erstehen.
Wem der Weg nach Ziegelhausen zu weit ist, der kommt auch in der Altstadt auf seine Kosten, etwa mit einem Abstecher in das Museum Haus Cajeth. Werktags von 11 bis 17 Uhr erlangt man für vier Euro den Eintritt, mit Ermäßigung sind es sogar nur drei Euro. Zwar wirbt es mit dem zunächst abschreckenden Begriff der „primitiven Malerei“, es handelt sich dabei aber um Werke, die außerhalb des akademischen Kunstbetriebs entstanden sind, von Künstler:innen, die keine professionelle Karriere vollbracht haben. „Art brut“ oder „Outsider Art“ wird die Gattung auch genannt. In der Sammlung lässt sich ein gewisser Kanon der Werke erkennen: Viele sind durch Expressivität in Pinselführung, Farbwahl und bewegte Kompositionen gekennzeichnet. Ein Highlight ist die Ergänzung der Werke durch Texttafeln, welche das Leben der Künstler:innen beschreiben.
Weiter geht es direkt ans Neckarufer zum Haus am Wehrsteg, einem Ausstellungsort in Neuenheim. Die derzeitige Ausstellung widmet sich dem Heidelberger Bühnenbildner Sebastian Hannak. In dem kleinen Häuschen leitet ein Metallgerüst die Besucher:innen durch eine Sammlung an Konzeptzeichnungen und Modellen sowie monochrom gehaltenen Holzarbeiten. Zwei Bildschirme zeigen in Form von Fotos und Videoclips Ausschnitte aus dem Wirken des Künstlers. Insgesamt entsteht ein faszinierender Einblick in die Arbeitsweise und die künstlerischen Eigenarten des Bühnenbildners. Ein Besuch lohnt sich für Fans des Theaters und für diejenigen, die endgültig von den Gänsen der Neckarwiese vertrieben worden sind. Der Eintritt ist kostenlos, wird einem jedoch nur am Wochenende von 12 bis 17 Uhr oder auf Anfrage gewährt.
Es gilt: Bei der Jagd nach unbekannten Museen ist Vorsicht geboten, ab und zu führt einen das Abenteuer zu längst geschlossenen Einrichtungen. Lohnen kann es sich jedoch, mit etwas Glück ist auch eine kleine Privatführung durch das Personal mit drin.
Von Christiane Brid Winter







