Die fünfköpfige Band Rosmarin aus Kassel bewegt seit Anfang des Jahres die deutsche Indie-Welt. Für ihr erstes Interview sprach sie mit dem ruprecht über die Anfänge der Gruppe, ihre erste EP und den Hähnchenwagen, der für ihren Bandnamen verantwortlich ist.
Die Band hat sich 2022 zusammengefunden und besteht aus Silas, Janosch, Lucas, Luca und Noah. Bei Rosmarin kommen verschiedene Instrumente zum Einsatz, die eine starke Bühnenpräsenz erzeugen. Zusammen trat die Band schon bei mehreren Festivals und Venues auf. Im Winter durften sie den Künstler Mayberg bei zwei Terminen begleiten – auch in Heidelberg.
Wie habt ihr musikalisch zusammengefunden?
Silas: Also es fing so an, dass die Boys ohne mich vorher schon eine Band hatten. Das ist irgendwann auseinander gegangen und dann habe ich halt vorgesungen. Das hat eigentlich ziemlich gut funktioniert. Wir haben ein paar Songs zusammengespielt und von da an viel Mucke gemacht und gejammt. Irgendwann hat jemand eine Akkordfolge vorgeschlagen und dann ist in den ersten zwei Proben unser erster Song „ich will“ entstanden.
Luca: Aus unserer Perspektive haben wir auch jemanden gesucht, der sich kreativ sehr ausleben kann. Als dann aber die Idee von „ich will“ nach den ersten Proben stand, wussten wir eigentlich, dass Silas fester Bestandteil unserer Band ist.
Noah: Das Geile war auch, dass wir eigentlich nie geplant hatten deutsche Musik zu machen. Wir dachten immer, wir müssten auf Englisch Musik machen und haben immer gefragt: Haben wir da Bock auf deutsche Lyrics oder nicht? Dann kam Silas dazu und er hatte vorher mit seinem Soloprojekt schon zwei Songs. Wir haben die dann gelernt und waren direkt so gecatched davon jetzt doch deutsche Musik zu machen und dann ist viel durch ausprobieren entstanden.
Silas: Ja, für mich war es keine Frage, auf Englisch zu singen.
Und der Rest? Kanntet ihr euch schon vor der Bandgründung?
Luca: Mehr oder weniger, es hat sich alles so nacheinander gefügt. Noah und ich kennen uns schon, seit wir klein sind, und Lucas haben wir dann in der Schulzeit adoptiert. Janosch haben wir ganz unangenehm auf Instagram angeschrieben.
Lucas: Er hatte schon eine Band und wir haben einen guten Drummer gesucht, das war super schwer. Wir haben wirklich so in irgendwelchen Facebook-Gruppen gesucht und irgendwann hatte dann jemand den Call, einfach Janosch anzuschreiben. Er war dann auch für eine Probe da und hat dann tatsächlich einfach gesagt, ja, er hätte Bock drauf. Hätten wir nie erwartet.
Noah: Auch der Aspekt, dass wir aus Kassel kommen: Es gibt so ein paar coole Bands, aber die Szene ist halt relativ klein und da wirklich einen guten Drummer zu finden, der Zeit hat, ist schwierig. Da hatten wir konstellationsmäßig schon Glück auf jeden Fall.
Wie ist euer Bandname zustande gekommen?
Luca: Also das ist tatsächlich auf meinem Mist mehr oder weniger gewachsen. Wir waren damals so: „Ja OK, wir brauchen jetzt einen Bandnamen.“ Wir haben dann irgendwelche erfundenen Namen ans Whiteboard geschrieben. Auf jeden Fall gab es im Dorf, aus dem Noah und ich herkommen, auf dem Rewe Parkplatz einen Hähnchenwagen und der hieß Rosmarin-Grill. Von dem hatten wir auch einen Whatsapp-Sticker. Und da wir solche Leute sind, die nie irgendwelche ernsten Themen auf Whatsapp besprechen können, weil alle 20 Sticker da rein knallen, bis man keine Übersicht mehr hat, war halt auch dieser Rosmarinsticker dabei. Dann dachte ich mir so: Warum eigentlich nicht Rosmarin? Dafür wurde ich komplett zu Tode gehatet. Wir haben dann immer aus Spaß gesagt: „Ja wie wär’s denn mit Rosmarin?“
Janosch: Es hat sich in zwei Lager aufgespalten: Die eine Hälfte fand es übelst geil und die andere war nur so: „Wir können uns doch nicht wirklich Rosmarin nennen.“ Zwei, drei Wochen später hatten wir es bisschen sacken lassen und dann gab es einen Tag, wo alle waren: „Alter Rosmarin übelst geil, nehmen wir“ und da haben wir es eingeloggt und nicht mehr verändert und jetzt sind aber alle happy damit.
Silas: Wir haben uns irgendwann gesagt: Egal, was für einen Namen wir nehmen, wir müssen den dann einfach ownen und wenn er dann da ist, denkt doch eigentlich keiner mal wirklich drüber nach, wieso wir Rosmarin heißen.
Welche musikalischen Pläne habt ihr für das nächste Jahr?
Silas: Viel spielen auf jeden Fall. Also wir haben echt richtig Bock auf live spielen. Wir haben gestern das erste Mal in Hamburg gespielt und das war einfach geil, die neuen Songs endlich mal zu spielen.
Noah: Irgendwie die Runde machen in allen Ecken in Deutschland. Dadurch, dass wir jetzt auch mit einer Booking-Agentur arbeiten und nicht mehr alles selbst organisieren müssen, haben wir die Möglichkeit, uns überall präsentieren zu können und Leute auf uns aufmerksam zu machen. Das ist glaub ich auch erstmal so der beste Plan: Irgendwo zu Spielen, dass Leute die Show sehen, über uns reden und ihren Freunden davon erzählen.
Wie würdet ihr euch in einem Wort beschreiben?
Luca: Wir sind halt nicht ernst zu nehmen.
Alle: Kracht. Krach, ja, das ist wirklich auf jeden Fall bei uns.
Wenn ihr keine Musiker wärt, was würdet ihr stattdessen machen?
Noah: Ich schwimme noch so ein bisschen mit meinem Studium oben gerade. Ich studiere Soziologie und Politik und ich würde dann sehr wahrscheinlich mit dem Studium schon fertig sein und irgendwo da an der Uni arbeiten war eigentlich immer der Plan.
Lucas: Ich würde auch studieren.
Luca: Ja, ich schwimme nicht in meinem Studium, sondern ich gehe strikt unter. Ich habe noch Null Credits, aber ich studiere Grundschulehramt.
Janosch: Also ich studiere Sport und Englisch, bin auch dabei und werde es auch noch durchziehen. Wird Sich nur vielleicht noch ein bisschen länger ziehen jetzt in Anbetracht der Umstände.
Mit welchen Künstler:innen würdet ihr denn gerne auf der Bühne stehen?
Alle: Parcels und L’Impératrice, das ist halt der Traum.
Noah: Das sind zwei Bands, für die wir uns alle begeistern und von denen wir auch viel Inspiration herziehen, auch den Spaß daran, live viel instrumental zu spielen. Was wir mega cool fanden, war, dass man die Songs kennt, aber dann auf die Show geht und die aber auf einmal ganz andere Sachen zwischen den Songs machen, das bleibt auch bei einem hängen.
Was kann man bei den neuen Songs erwarten, gibt es Besonderheiten?
Luca: Es wird einen Song geben, bei dem die Grundstimmung ruhig ist, der geht im Endeffekt noch ein bisschen auf. Aber die anderen sind alle auf die Fresse.
Silas: Bei den Songs geht schon viel vorwärts.
Lucas: Wir haben, bevor wir ins Studio sind, auch überlegt: Okay was wollen wir jetzt überhaupt machen? Ursprünglich war der Plan jetzt nochmal drei Songs zu produzieren und dann mit den Dreien, die es schon gibt, auf eine EP zu machen und es zu veröffentlichen, haben uns dann aber bewusst dagegen entschieden, weil wir gesagt haben wir wollen lieber durch die Umstrukturierung und den Neustart mit einem neuen Team ein neues Projekt anfangen, was dann einen in sich durchziehenden Vibe hat, der sich so nach außen trägt. Wir haben einfach das gemacht, worauf wir gerade Lust hatten, aber es ist auf jeden Fall auch noch nicht irgendwie das Ende der Reise von unserem Sound, keine Ahnung was in der nächsten EP passiert. Es war halt so diese Momentaufnahme, so wie wir gerade klingen. In den Songs steckt, was man gerade so gedacht und gefühlt hat. Und genauso ist es dann auch bei den Instrumentals.
Luca: Wir haben im Endeffekt einen Monat an Studiozeit in die Songs gesteckt, das heißt, da ist auch noch mal mega viel passiert. Unser Produzent war genau das, was wir in diesem Moment gebraucht hatten.
Luca: Wir haben im Endeffekt einen Monat an Studiozeit in die Songs gesteckt, das heißt, da ist auch noch mal mega viel passiert. Unser Produzent war genau das, was wir in diesem Moment gebraucht hatten.
Silas: Die EP kracht!
Wie war das erste Mal zusammen live zu spielen?
Luca: Das war so geil. Live sind wir sehr perfektionistisch, was unsere Parts angeht und wie wir zusammenspielen. Wir spielen fünf Instrumente gleichzeitig und wollen das auch die ganze Zeit, keiner will mal aussetzen oder so und da haben wir tatsächlich relativ schnell echt einen guten Weg gefunden, das live zusammen zu kombinieren.
Wenn der Erfolgskurs steigt, was ist euch wichtig als Band beizubehalten?
Lucas: Das wir alles nicht so ernst nehmen und diese Bubble, die wir zusammen haben, die macht es irgendwie einfach, dass wir das gegenseitig alle so leben und irgendwie auch diesen Spaß daran haben.
Silas: Die Freundschaft soll bestehen bleiben.
Janosch: Wir haben gemerkt, dass es funktioniert. Und dass wir vor allem auch alle die gleiche Motivation für diese Sache haben und das ist auch wichtig, weil sonst kann man das ab so einem bestimmten Level auch nicht mehr durchziehen.
Wie seid ihr auf die Bildidee für eure Song-Covers gekommen?
Janosch: Keiner hatte irgendwelche Ideen, bis ich den Call hatte, dass Polaroids ganz cool sind. Wir wollten aber nicht nur Bilder von uns auf Polaroid abfotografieren, dann hatte ich die Idee, verschiedene Easter Eggs einzubauen. Ich habe dann eine Hausaufgabe gegeben, dass jeder mir so zwei, drei persönliche Items mitgibt, da waren dann die Perlenkette und Ringe dabei. Die Drumsticks sind zum Beispiel immer andere, auch welche, die ich auf Konzerten gefangen habe.
Behaltet ihr diese Bildidee für die neuen Lieder bei?
Janosch: Es wird auf jeden Fall was anderes sein. Wir ziehen das visuell halt schon nochmal komplett neu auf.
Lucas: Das war bis jetzt auch alles selfmade und DIY und nicht mit einem riesigen Hintergedanken. Und jetzt wird es mit einem Team angegangen. Aber wissen wir auch noch nicht so genau, was das werden soll.
Silas: Aber es wird gut.
Welches Lied ist denn euer Favorit euren Songs?
Silas: Also ich muss sagen, richtig krass Bock macht „ich will“ für mich.
Luca: Ich glaub aber auch, dass es dann schon auf die Nerven geht, wenn du das so ein Jahr durchspielst, aber nicht, dass wir die Songs dann irgendwie nicht mehr spielen, sondern wir würden einfach andere Versionen daraus machen. Ich glaube so würde ich auch sagen „ich will“.
Janosch: Ich würde sagen, „lila und grün“, weil es neu ist, der geht schon vorwärts und der macht Spaß. Ist Disco, fühle ich.
Was wollt ihr als Band über euch noch mitgeben?
Noah: Was auf jeden Fall ein Fakt ist: Wir hatten nie gedacht oder geplant, dass wir jetzt gerade hier sind. Wir haben aber von Anfang angesagt, wir machen das richtig und mit der Ambition, die wir an uns selbst haben, irgendwas zu erfüllen. Aber wir haben jetzt nicht gesagt: „Okay, wir machen jetzt Songs, um dann damit möglichst viel Geld zu verdienen.“ Irgendwie sind die Sachen dann so passiert und anfangs hatten wir auch echt Probleme uns auf diese einzulassen, es war surreal.
Luca: Ein Punkt noch: Silas hatte damals zu uns gesagt, dass er Angst hatte mit uns zu reden, aber das sollte man auf keinen Fall haben. Wir sind alle auf jeden Fall Quatschköpfe.
Das Gespräch führte Amélie Lindo
Amélie Lindo studiert Germanistik und Japanologie im Bachelor. Seit 2022 ist sie beim ruprecht aktiv und leitet seit dem WiSe 2022 das Feuilleton.