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Farblos schön 

von Laetitia Klein
28. November 2025
in Ausgabe, Feuilleton, Film & Theater, Startseite
Lesedauer: 2 Minuten
0
Farblos schön 

Grafik: Wikimedia Commons

Der Charme von Bewegtbildproduktionen in Schwarz-Weiß am Beispiel „Casablanca“

Dieses Flirren im Bild, die leisen Kratzer im Ton, die Kunst in Schwarz-Weiß Schattierungen mehr zu erzählen als Farben es könnten. Alte schwarz- weiß-Filme zu schauen hat etwas sehr Tröstliches. Alles scheint klarer und zugleich geheimnisvoller. In dieser Welt aus Licht und Dunkelheit schwingt ein Charme aus der Vergangenheit mit. Manchmal sehnt man sich genau nach dieser ruhigen Atmosphäre.

Einer meiner Favoriten ist „Casablanca“ aus dem Jahr 1942, ein Filmklassiker, der sich bis heute große Beliebtheit erfreut. Die Geschichte ist schnell erzählt: Rick, ein desillusionierter Clubbesitzer, trifft in Casablanca, Marokko, auf seine alte Liebe Ilsa, mitten im Chaos des Zweiten Weltkriegs.

Der Satz „Schau mir in die Augen, Kleines“ ist ebenfalls in die Filmgeschichte eingegangen. Doch „Casablanca“ ist weit mehr als ein Liebesfilm. Es ist ein Film über Haltung, über Mut, über den Versuch, Menschlichkeit zu bewahren, während die Welt brennt.

„Schau mir in die Augen, Kleines“

Dass viele ihn heute nur als romantisches Drama kennen, liegt auch an seiner Rezeptionsgeschichte. In Deutschland lief „Casablanca“ erstmals 1952 in einer stark zensierten Fassung an. Aus Ilsas Ehemann, dem Widerstandskämpfer Victor László, wurde der harmlose Atomphysiker Victor Larsen. Die politische Dimension verschwand, denn alle Szenen, in denen die deutschen Nationalsozialisten auftraten, wurden restlos gestrichen. Erst 1975 durfte man den Film in seiner ursprünglichen Gestalt sehen, als das, was er eigentlich war: ein Werk zwischen Kriegspropaganda und moralischem Appell, zwischen Hollywood und Hoffnung.

Besonders bewegend bleibt die Szene, in der László die Musiker in Ricks Café bittet, „La Marseillaise“ zu spielen, um damit das von den Nazis angestimmte „Die Wacht am Rhein“ zu übertönen. In diesem Moment wird der Film politisch konkret: Die Besucher leisten aktiv Widerstand gegen die Nazis, die das Café Américain belagern. Auch diese Szene sah das deutsche Publikum erst 1975.

Und da ist noch etwas, das „Casablanca“ einzigartig macht: Viele der Schauspieler:innen waren selbst Geflüchtete – Deutsche, Französ:innen, Österreicher:innen, Ungar:innen und US Amerikaner:innen spielten gemeinsam im Film. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum der Film so echt wirkt. Er spielt nicht nur Krieg, er atmet ihn.

Heute gibt es schwarz-weiß-Filme auch digital. Wer möchte, kann sich also jederzeit in die schwarz-weiß- Welt zurückziehen. Dabei sind die Geschichten selbst meist alles andere als belanglos. Sie können uns Einblicke gewähren, wie Filme früher erzählt und gespielt wurden. Einiges erkennt man sicher noch heute wieder.

Alte schwarz-weiß-Filme wie „Casablanca“ sind mehr als Nostalgie. Sie sind Erinnerung, poetische und manchmal politische Zeitkapseln, die uns lehren, dass Tiefe nicht von Farbe abhängt. Sie leuchten, gerade weil sie aus Schatten gemacht sind.

Von Laetitia Klein 

Laetitia Klein
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    Kolossal Kolonial
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    Am Ende des Regenbogens 
Tags: CasablancaFeuilletonFilmFilmgeschichteKulturNr. 217

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