Wat méi, wat léiwer: Moschtert – aus Luxemburg kommt nicht nur liebevoller Kauderwelsch, sondern auch ein überaus köstlicher Eintopf
Rezept für 4 Personen:
-1/2 kg Kartoffeln
-1/2 (Spitz)kohl
-1 Zwiebel
-1 Packung (veganes) Hack
-Salz, Pfeffer, Gemüsebrühe
-Senf!
Es ist das Wochenende vor Erscheinen der neusten Ausgabe. Für die Redaktion des ruprecht bedeutet das: Layout-Wochenende. Was sich nach trivialen letzten Schliffen und Einfügen von Textdateien anhört, ist keinesfalls eine leichte Tätigkeit. Hier Zeichen zu viel, da mal ’ne Debatte über Inhalt, der alte Rechner hängt, ewiges Korrekturlesen, ein nicht-klimatisiertes Räumchen mit mangelndem Platz und manchmal brennt es gar, ob beim Text oder in echt (wie gut, dass die Feuerwehr schnell zur Rettung eilt.)
Wenn man tagelang im Stura-Keller diskutiert, editiert und Qualitätsjournalismus produziert, dann verbraucht man ordentlich Energie. Um die hungrigen Redaktionsmitglieder durchzufüttern, wird jedes Mal ein Koch oder eine Köchin für den Freitagabend ernannt. Nudeln mit Pesto ist zwar auch ein ehrbares Gericht, aber an diesem Freitag sollte es etwas Besonderes werden: traditionelle, luxemburgische Küche! Für diejenigen, die nur eine vage Vorstellung von Luxemburg haben, hier eine kleine Auflistung der wichtigsten Takeaways: Ja, es handelt sich um ein eigenes Land. Ja, es gibt eine eigene Sprache. Nein, das ist kein Dialekt. Nein, nicht alle Luxemburger:innen sind reich. Den meisten wird Luxemburg wohl hauptsächlich dadurch bekannt sein, dass sich in Heidelberg eine kleineeigene Subpopulation an Luxemburger Studierenden angesammelt hat. Zu enttarnen sind Luxemburger:innen recht einfach an kleinen Sprachfeinheiten. Falls eine Mitstudierende mal davon redet, dass der eigene Opa drauf gehen soll, dann heißt das entweder, dass man es eben mit einer Luxemburgerin zu tun hat (das heißt bei uns so viel, wie ans Telefon rangehen), oder man sollte sich schleunigst aus dem Gespräch entfernen. Gleiches gilt für die Frage, wie viel man in der Hose hat („Was ist deine Kleidergröße?“).
Gekocht wurde „Kaabesbratsch“, ein typisches luxemburgisches Gericht, für den Winter. Geschnippelt werden Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln. Was die Menge der Zutaten angeht, bleibt es recht flexibel. Die werden dann in einem Gusseisentopf schön köcheln gelassen, bevor man (veganes) Hack dazu tut, sowie etwas Wasser, Salz und Pfeffer. Das Ganze lässt man so lange auf dem Herd, bis die Kartoffeln weich sind. Klar, Zutaten und Zubereitungen sind recht simpel gehalten und auch das Auge isst bei diesem Gericht wahrscheinlich eher nur begrenzt mit, aber was das Kaabesbratsch erst richtig finalisiert ist ohne Zweifel der Senf! In Luxemburg isst man zu fast allem Senf. Senfsauce zu Würsten („Wainzosiss“), Senf in der Vinaigrette, Senf bei den „Kniddelen“ und eben auch beim Kaabesbratsch. Die richtigen OG-Familien haben zuhause ihren Senf in kleinen Steintöpfen gelagert.
Unterstützung gab es beim Kochen dieses Mal reichlich in der Redaktion. Wenn ein Ostasienwissenschaftler, Geschichtsstudent:innen, Physiker und eine Bio- wissenschaftlerin zusammenkommen ist ein bisschen Chaos unvermeidlich. Während der Ruhepol und Hoffotograf des ruprechts im ganzen Stress die Hauptarbeit der emotionalen Unterstützung leistet, versuchen die anderen für knapp 20 Menschen Kartoffeln zu schälen. Ein mühevoller Akt. Auch wenn es regelmäßige Nachfragen von Redaktionsmitgliedern gibt, so fordert die richtige Kulinarik leider vor allem Zeit, besonders weil sich die Stura-Küche schnell mal in ein Durchgangszimmer verwandelt. Neben freundschaftlichen Sticheleien, dem Anbrennen von Essen und dem Konsum psychedelischer Beeren aus dem Amazonas, war der Kochabend am Ende doch ein Erfolg. Fazit: Dieses kleine Land im Westen hat echt guten Senf.
Merci an Äddi.
Von Elena Lagodny
...studiert Biowissenschaften, schreibt seit WS 2023 für den Ruprecht und nutzt Interviews als Grund um mit interessanten Leuten zu reden








